Startseite Allgemeines 1.000 Tage Terror gegen ein Volk das nur in Frieden leben wollte und will
Allgemeines

1.000 Tage Terror gegen ein Volk das nur in Frieden leben wollte und will

Alexandra_Koch (CC0), Pixabay
Teilen

Seit nunmehr 1.000 Tagen tobt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine – ein Krieg, der kein Ende zu kennen scheint. Für Kiew sind die Aussichten bedrückend. Während Russland fast täglich Geländegewinne verzeichnet, kämpft die Ukraine an mehreren Fronten: mit Personalmangel, Angriffen auf kritische Infrastruktur und einem zunehmend schwierigen Winter. „Die kommenden Monate werden sehr hart“, prognostiziert Bundesheer-Oberst Markus Reisner im Gespräch mit ORF.at.

Auch neue Waffensysteme aus den USA, wie die kürzlich freigegebenen ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern, werden laut Experten wohl kaum eine Wende herbeiführen. „Entscheidend werden sie zumindest kurzfristig nicht sein“, sagt Militärexperte Franz-Stefan Gady. Der Krieg tritt in eine Phase ein, in der strategische Durchbrüche für beide Seiten immer schwerer werden.

Eskalation statt Entspannung

Die Reaktion aus Moskau auf die US-Waffenlieferungen ließ nicht lange auf sich warten. Russland warf Washington vor, das Feuer weiter anzuheizen. Doch Militärexperten wie Reisner und Gady sehen keine unmittelbare Gefahr einer „vertikalen Eskalation“ – eines Nuklearkriegs. Stattdessen könnten die Konflikte in die Breite gehen: Russland dürfte etwa seine Sabotagekampagnen in Europa verstärken oder durch Waffentransfers an Verbündete wie die Huthis internationale Handelsrouten im Roten Meer bedrohen.

Die Ukraine befindet sich derweil unter immer größerem Druck. Die zweite russische Sommeroffensive geht in den Winter über, und Moskau setzt weiterhin gezielt auf Angriffe gegen die ukrainische Energieversorgung. Mit dem ersten Kälteeinbruch beginnen Stromabschaltungen und dunkle, eisige Nächte in Kiew und anderen Städten. Diese Strategie verfolgt ein klares Ziel: die Widerstandskraft der Bevölkerung zu brechen und Kiew zu zermürben.

Der Kampf um Personal und Durchhaltevermögen

Doch nicht nur Infrastruktur und Energie sind knapp – auch die Menschen, die an den Fronten kämpfen, werden immer weniger. Laut Reisner ist es der Ukraine kaum noch möglich, neue Truppen in ausreichender Zahl zu mobilisieren. Zwar versucht Kiew derzeit, weitere 160.000 Soldaten zu rekrutieren, doch die Zahlen der Deserteure steigen. Im Oktober allein wurden 10.000 Fälle registriert, und die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. Verluste durch Gefallene, Verwundete und Gefangene reißen zusätzliche Lücken in die Verteidigungslinien.

Diese Lücken nutzt Russland gezielt aus. An vielen Stellen gelingt es der Ukraine nicht mehr, die Schützengräben vollständig zu besetzen. Dadurch entstehen Schwachstellen, an denen russische Truppen vorrücken können. Der Einsatz von Präzisionswaffen, wie Gleitbomben und Drohnen, verschärft die Situation zusätzlich. Auf taktischer Ebene hat Russland seine Strategien angepasst und kontrolliert nun weitgehend das elektromagnetische Feld, was den ukrainischen Truppen erhebliche Nachteile beschert.

Schleichende Fortschritte, hohe Verluste

Russlands militärische Fortschritte mögen auf der Landkarte unspektakulär erscheinen, doch sie sind kontinuierlich. Seit Jahresbeginn hat sich die Frontlinie westlich von Donezk um etwa 40 Kilometer verschoben. Städte wie Kurachowe im Donbas drohen zu fallen, während Russland horrende Verluste in Kauf nimmt. Westliche Schätzungen sprechen von über 115.000 gefallenen russischen Soldaten und einer halben Million Verwundeten. Doch trotz dieser Zahlen zeigt der Kreml keine Bereitschaft, den Krieg zu beenden.

Im Gegenteil: Moskau zieht weitere Zehntausende Soldaten zusammen, unter ihnen 10.000 Kämpfer aus Nordkorea. Das Ziel scheint klar – eine Großoffensive, die darauf abzielt, die Ukraine bis zur möglichen Amtsübernahme von Donald Trump aus weiten Teilen des Landes zu drängen. Trump hat im Wahlkampf versprochen, den Krieg „innerhalb von 24 Stunden“ zu beenden. Wie das genau aussehen soll, bleibt jedoch unklar.

Der Druck auf Kiew wächst

Sollte Trump tatsächlich wieder ins Weiße Haus einziehen, könnte dies gravierende Folgen für die Ukraine haben. Eine Kürzung der US-Hilfen wäre denkbar, was Kiew weiter in die Enge treiben würde. „Das könnte die Ukraine zu einem Diktatfrieden zwingen, den Russland als Sieg interpretieren würde“, warnt Reisner. Ein solcher Frieden würde die territoriale Integrität der Ukraine untergraben und Präsident Selenskyj in eine politisch heikle Lage bringen.

Offiziell hält Kiew zwar an der Forderung nach einem vollständigen Abzug der russischen Truppen fest, doch hinter den Kulissen scheint man sich der Realität bewusst zu sein. Selenskyj signalisiert inzwischen, dass nicht alle besetzten Gebiete militärisch zurückerobert werden müssen. Stattdessen setzt er auf diplomatische Verhandlungen, bei denen zumindest ein Teil der verlorenen Gebiete zurückgewonnen werden könnte.

Ein langer, kalter Winter ohne Aussicht auf Frieden

Die kommenden Monate versprechen keine Entspannung. Im Gegenteil: Russland wird seine Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur voraussichtlich weiter intensivieren. Der jüngste Großangriff sei nur ein „Vorgeschmack“ auf das, was noch bevorsteht, warnt Reisner. Für die Ukraine bedeutet das, dass der Krieg nicht nur an der Front, sondern auch in den Städten und Dörfern des Landes immer präsenter wird – in Form von Stromausfällen, Heizungsengpässen und einer erschöpften Bevölkerung.

Der Krieg ist längst nicht mehr nur ein militärischer Konflikt. Es ist ein Kampf um Ressourcen, Geduld und Durchhaltevermögen – ein zermürbender Krieg, in dem es momentan kaum Hoffnung auf einen schnellen Frieden gibt. Die nächsten 1.000 Tage könnten ebenso düster werden wie die vergangenen.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Brasilien: Erste Dame und der „X“-König – ein Gipfeltreffen der besonderen Art

Es scheint, dass der G20-Gipfel in Rio de Janeiro dieses Jahr nicht...

Allgemeines

OPULENTIA Wohnungsbau eG. was ist eigentlich mit dieser Genossenschaft los?

Auch hier finden wir keine Bilanzen, dafür aber eine sehr ungewöhnliche Eintragung...

Allgemeines

act for transformation gemeinnützige eG warum hinterlegt man nach 2016 keine Bilanzen mehr?

Eine interessante Frage die sich da aus unserer aktuellen Recherche zu der...

Allgemeines

Die FDP: Eine Partisanenpartei auf Abenteuerurlaub

Stell dir vor, die FDP wäre nicht länger Teil der Regierung, sondern...