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185 Millionen Euro: Wenn Sanierung plötzlich teurer wird

Kapa65 (CC0), Pixabay
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Stellen Sie sich vor: Eine Werft wird gerade erst mit Steuergeldern gerettet, und kaum ist die Tinte unter den Rettungsverträgen trocken, klopfen plötzlich 185 Millionen Euro ungeplanter Kosten an die Tür. Willkommen bei der Meyer Werft, wo es scheint, als würden Milliardenhilfen in den Büchern verschwinden wie Schiffe im Nebel.

Die Überraschung, die keine war

Offiziell ist die Werft „sanierungsfähig und -würdig“. So zumindest steht es in einem hochtrabenden Gutachten, das von einer renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erstellt wurde. Klingt beruhigend, oder? Doch jetzt kommen plötzlich Kosten ans Licht, von denen bis vor kurzem angeblich niemand wusste. Dabei handelt es sich nicht um ein paar vergessene Schrauben oder ein paar Meter Stahl, sondern um einen „kleinen“ Posten von 185 Millionen Euro. Dass dieser Betrag ausgerechnet einen Monat nach der Unterschrift unter die Rettungsverträge auftaucht, wirkt wie ein schlecht inszenierter Zaubertrick – nur leider ohne Applaus.

Wer hat hier nicht aufgepasst?

Die zentrale Frage: Wie kann ein derartiger Kostenbrocken plötzlich auftauchen? War es die Werft, die bei der Offenlegung ihrer Zahlen nicht ganz so gründlich war? Die Wirtschaftsprüfer, die vielleicht lieber Kaffee tranken, als in die Bücher zu schauen? Oder waren es Bund und Land, die aus Angst vor einer Pleite und den Verlust von Arbeitsplätzen einfach weggesehen haben? Man könnte fast meinen, das Motto war: Augen zu und durch – und wenn später Probleme auftauchen, kann man immer noch mit den Schultern zucken.

Die typische „Puffer“-Ausrede

Natürlich reagiert die Werft auf die Vorwürfe mit einer Standardfloskel: Es habe selbstverständlich finanzielle Sicherheitspuffer gegeben, um „Planabweichungen“ abzufangen. Planabweichungen? 185 Millionen Euro klingen weniger nach einer kleinen Abweichung und mehr nach einem katastrophalen Navigationsfehler. Wenn ein „umfangreicher Puffer“ solche Summen nicht auffangen kann, fragt man sich, wie realistisch diese Planung jemals war.

Wer zahlt, hat das Nachsehen

Wie immer in solchen Fällen bleibt die Rechnung bei den Steuerzahlern hängen, die bereits über 400 Millionen Euro direkt in die Werft gepumpt haben – zusätzlich zu milliardenschweren Bürgschaften. Es ist fast, als wäre das Geld in ein großes, rostiges Schiffswrack gefallen. Und jetzt dürfen die Verantwortlichen erklären, warum plötzlich noch mehr Geld nötig ist. Aber keine Sorge: Niemand ist wirklich schuld, und am Ende wird alles einfach unter „höhere Gewalt“ verbucht.

Der Gutachten-Mythos

Ach ja, das berühmte Sanierungsgutachten – erstellt von Experten, die offenbar auch nicht hellsehen konnten. Es hieß, die Werft sei sanierungsfähig. Klingt toll, nur hatte das Gutachten offenbar kein Kleingedrucktes, das vor der Entdeckung unerwarteter Millionenlöcher warnte. In der Wirtschaftswelt würde man so etwas „Schadenersatzfall“ nennen. Aber hier? Hier winkt man mit der Flagge der Dringlichkeit und tut so, als sei nichts passiert.

Transparenz? Ein ferner Traum

Der Übernahme-Experte, der aus dem Nähkästchen plaudert, bringt es auf den Punkt: Risiken müssen realistisch bewertet und offen kommuniziert werden. Das klingt nach einem einfachen Grundsatz, der allerdings in diesem Fall offensichtlich auf der Strecke geblieben ist. Vielleicht war die Zeit zu knapp, vielleicht war der Druck zu groß. Vielleicht aber auch war man einfach nicht bereit, die Wahrheit über die wahren Kosten der Sanierung zu hören.

Die Zukunft? Neblig

Die Verantwortlichen wollen sich natürlich an die Aufarbeitung machen. Warum die 185 Millionen Euro erst nach der Rettung ans Licht kamen, wird untersucht. Wer am Ende den Schwarzen Peter bekommt – ob die alte Werft-Führung, die Wirtschaftsprüfer oder die Politik – ist noch offen. Sicher ist nur, dass am Ende niemand wirklich zufrieden sein wird.

Eines steht fest: Die Meyer Werft wird wohl noch lange mit ihren „Planabweichungen“ Schlagzeilen machen. Und wenn der nächste Kostenblock auftaucht, wundert sich vermutlich niemand mehr. Man könnte fast sagen: Willkommen in der unendlichen Geschichte der staatlich geretteten Großprojekte.

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