Das Jahr 2024 wird als Stillstandsjahr in der internationalen Klimapolitik in Erinnerung bleiben. Trotz drängender globaler Probleme wie Klimawandel und Plastikverschmutzung scheiterten viele entscheidende Verhandlungen. Im Mittelpunkt der Kritik: Saudi-Arabien.
Ein Königreich auf der Bremse
Die ölreiche Nation ist seit Langem dafür bekannt, Klimafortschritte zu blockieren und ihre Position mit wirtschaftlicher Macht und strategischem Geschick durchzusetzen. Doch in diesem Jahr, so Experten, agierte Saudi-Arabien aggressiver denn je. „Ihre Blockaden sind jetzt unverhohlen und dreist“, erklärte Harjeet Singh, Gründer der Satat Sampada Climate Foundation.
Von UN-gestützten Klimaverhandlungen über die Biodiversitätskrise bis hin zur Plastikverschmutzung – viele dieser Gespräche scheiterten oder führten zu enttäuschenden Ergebnissen. Besonders auffällig: Die UN-Konferenz zu Desertifikation in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad endete ohne Fortschritte.
Ein Königreich aus Öl
Saudi-Arabiens Geschichte und Wirtschaft sind tief mit fossilen Brennstoffen verwurzelt. Seit der Entdeckung von Öl in den 1930er-Jahren hat sich das Land von einer Wüstenregion zu einem wohlhabenden Staat entwickelt, dessen Regierungseinnahmen zu rund 70 % vom Öl abhängen. Diese Abhängigkeit erklärt laut Experten das vehemente Blockieren von Maßnahmen, die den fossilen Brennstoffverbrauch reduzieren sollen.
„Sie haben das System von Anfang an manipuliert“, so Alden Meyer vom Thinktank E3G. Bereits in den 1990er-Jahren setzte Saudi-Arabien durch, dass Entscheidungen im Klimaprozess auf Konsensbasis getroffen werden müssen – eine Regelung, die es ermöglicht, dass einzelne Länder Fortschritte blockieren.
COP29: Ein „Klimawrecking Ball“
Bei den jüngsten UN-Klimaverhandlungen in Baku, Aserbaidschan, wehrte sich Saudi-Arabien lautstark gegen jede Erwähnung fossiler Brennstoffe im Abschlussdokument. Das Ergebnis: Ein umstrittenes Finanzpaket von 300 Milliarden Dollar für Entwicklungsländer, jedoch keinerlei Verpflichtung zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle.
Plastik als Plan B
Nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch in der Plastikpolitik bremst Saudi-Arabien. Beim gescheiterten globalen Plastikabkommen in Südkorea blockierte das Land jede Begrenzung der Plastikproduktion – ein Bereich, der zunehmend als Ersatzmarkt gesehen wird, da die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen zurückgeht.
Saudi-Arabien in der Klimakrise
Ironischerweise ist Saudi-Arabien selbst stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Das Land leidet unter extremen Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen. Während der Hajj-Pilgerreise im Sommer 2024 starben mehr als 1.300 Menschen bei Temperaturen von über 50 Grad Celsius.
Globale Verantwortung und Kritik
Auch andere Länder mit fossilen Interessen – darunter die USA – profitieren laut Kritikern von Saudi-Arabiens Taktiken. Dennoch tragen diese Nationen eine größere moralische Verantwortung, da sie leichter von fossilen Brennstoffen abrücken könnten.
Saudi-Arabien hat zwar mit „Vision 2030“ eine Strategie zur wirtschaftlichen Diversifizierung und ein Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2060, doch Experten bewerten diese Ziele als „kritisch unzureichend“.
„Wir sitzen alle im selben Boot“
Für Entwicklungsländer wie Panama, die immer häufiger von Naturkatastrophen heimgesucht werden, ist die Verzögerung von Klimamaßnahmen verheerend. „Es ist, als ob man sagt: ‚Dein Ende des Rettungsbootes sinkt‘, während man ignoriert, dass wir alle untergehen“, so Meyer.
Saudi-Arabiens Beharrlichkeit, fossile Brennstoffe zu verteidigen, mag kurzfristig ökonomisch sinnvoll erscheinen, doch langfristig gefährdet sie nicht nur das Königreich selbst, sondern die gesamte Weltgemeinschaft.
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