Ukraine

Published On: Samstag, 02.07.2022By

Um die umkämpfte Stadt Lyssytschansk herrschen am Samstag widersprüchliche Angaben. Prorussische Kämpfer umzingelten nach eigenen Angaben die Stadt im Osten des Landes vollständig. Die ukrainische Seite hingegen dementiert, Lyssytschansk sei weiter unter ukrainischer Kontrolle.

Eine Delegation der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Österreich-Ukraine hat in Kiew das ukrainische Parlament besucht. Bei seinem Treffen mit Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk „haben wir vereinbart, dass wir engere Kooperationen unserer Parlamente im Bereich Bildung und Infrastruktur wollen“, teilt der Obmann der Gruppe, NEOS-Abgeordneter Helmut Brandstätter, auf Twitter mit. Auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger ist in Kiew dabei gewesen.

Im Beisein von Präsident Wolodymyr Selenskyj seien die österreichischen Abgeordneten dabei gewesen, als am Freitag im ukrainischen Parlament die EU-Flagge feierlich aufgestellt worden sei. „Ein bewegender Moment!“, so die NEOS-Chefin.

In Lyssytschansk eingesetzte ukrainische Soldaten sprechen von einem systematischen Beschuss von Gebäuden der Stadt durch russische Artillerie. „Die russische Taktik besteht momentan darin, jedes Gebäude zu beschießen, in dem wir uns befinden könnten. Wenn sie es zerstört haben, gehen sie zum nächsten über“, sagt ein Soldat bei einer Rast mit mehreren Kameraden in der Stadt Kostjantyniwka westlich von Lyssytschansk.

Die ukrainische Armee könne die Straße zur Versorgung von Lyssytschansk bisher trotz russischen Beschusses offen halten.

Lyssytschansk: Ukraine weist Angaben von Separatisten zurück

Die ukrainische Armee weist Erfolgsmeldungen prorussischer Separatisten über eine vollständige Umzingelung von Lyssytschansk zurück. Es gebe zwar heftige Kämpfe um die in der Region Luhansk gelegene Stadt, sagt ein ukrainischer Armeesprecher im Fernsehen. Lyssytschansk sei „aber nicht eingekesselt und weiter unter Kontrolle der ukrainischen Armee“.

Wenige Stunden zuvor haben die prorussischen Kämpfer in der Ukraine verkündet, dass sie Lyssytschansk vollständig umzingelt hätten.

Rettungskräfte haben nach dem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in Krementschuk bis zu 29 Körperteile geborgen, teilt der staatliche Rettungsdienst der Ukraine mit.
Rettungskräfte bei einem zerstörten Einkaufszentrum
Reuters/State Emergency Service Of Ukraine

Mindestens 19 Menschen sind am Montag bei dem Angriff getötet worden, die ukrainischen Behörden schätzen, dass sich zum Zeitpunkt des Angriffs zwischen 200 und 1.000 Menschen im Inneren befunden haben.

Nach Raketenangriff Ermittlungen wegen Kriegsverbrechens

Nach den russischen Raketenangriffen auf ein Woh- und ein weiteres Gebäude nahe Odessa mit über 20 Toten will Kiew Ermittlungen aufnehmen. Laut der ARD-„Tagesschau“ spricht die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa von einem Kriegsverbrechen. „Wir ergreifen alle notwendigen Ermittlungsmaßnahmen, um die konkreten Personen zu ermitteln, die sich dieses schrecklichen Kriegsverbrechens schuldig gemacht haben.“

Schwere Schäden in Bachmut

Zahlreiche Gebäude in der Stadt Bachmut im Osten der Ukraine sind in den vergangenen Wochen zerstört worden. An Ort und Stelle zeigt sich eine Spur der Verwüstung.
13.58 Uhr

Lyssytschansk laut Separatisten umstellt

Die prorussischen Kämpfer in der Ukraine haben nach eigenen Angaben die umkämpfte Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes vollständig umstellt. Zusammen mit russischen Truppen seien „heute die letzten strategischen Hügel“ erobert worden, sagt ein Vertreter der Separatisten der russischen Nachrichtenagentur TASS. „Damit können wir vermelden, dass Lyssytschansk vollständig eingekreist ist.“

Die Nachbarstadt von Lyssytschansk, Sjewjerodonezk, ist nach wochenlangen Gefechten vor einer Woche von russischen Truppen erobert worden. Beide Städte gehören zur Region Luhansk, einer der beiden Teilregionen des Donbas. Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschließend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbas-Teilregion Donezk ins Visier nehmen.

Russische Rüstungsfirmen angeblich nicht auf Sanktionsliste

Laut einer Recherche der Nachrichtenagentur Reuters stehen einige russische Rüstungsunternehmen nicht auf der westlichen Sanktionsliste. Fast drei Dutzend führende Personen aus der Waffenindustrie und 14 Unternehmen seien weder von den USA noch von der EU oder Großbritannien auf die Liste gesetzt worden, zitiert der britische „Guardian“ aus der Reuters-Recherche dazu.

Großbritannien protestiert nach Berichten über die Gefangennahme zweier Briten im Osten der Ukraine gegen die Behandlung Kriegsgefangener durch Russland.

Prorussische Separatisten berichten, dass zwei (weitere) Briten wegen „Söldneraktivitäten“ angeklagt worden seien. Dabei soll es sich um einen 22-Jährigen handeln, der in der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“ humanitäre Hilfe leisten wollte, und um einen Freiwilligen, der sich der ukrainischen Armee angeschlossen hat.

Russische Armee will Waffenlager zerstört haben

Die russische Armee hat nach eigenen Angaben bei Luftangriffen in der Ukraine zahlreiche militärische Ziele getroffen. Unter anderem seien zwei Waffenlager nahe der Großstadt Mykolajiw im Süden des Landes zerstört worden, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau der Agentur TASS zufolge.

Im Osten sei ein Waffenlager bei Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, getroffen worden. Die Ukraine habe „hohe Verluste an Menschen und Material“ erlitten, behauptet Konaschenkow. Charkiw ist aktuell das hauptsächliche Ziel der russischen Angriffe, vor allem mit Artillerie.

Kiew sieht veränderte Kriegsführung der russischen Armee

Gut vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges sieht der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak eine veränderte Kriegsführung der russischen Armee.

„Es ist eine neue Taktik Russlands: Wohnviertel zu attackieren und Druck auf westliche politische Eliten auszuüben, um die Ukraine zu zwingen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen“, sagt er nach Berichten verschiedener Medien in Kiew.
Zerstörtes Wohnhaus in der Ukraine
APA/AFP/Genya Savilov

Moskaus Taktik bestehe darin, die Welt so zu erschrecken, dass sie sich vom Krieg in der Ukraine abwende und sage: „Tut alles, was sie wollen. Hauptsache, dieser Horror geht nicht weiter, damit wir ihn nicht jeden Tag auf den Seiten unserer Zeitungen oder im Fernsehen sehen.“

Britischer Geheimdienst: Zivile Opfer wegen ungenauer Waffen

Russland setzt nach britischer Einschätzung bei seinen Angriffen in der Ukraine zunehmend ungenaue Waffensysteme ein. Grund sei vermutlich, dass die Vorräte an modernen, zielgenauen Waffen schwinden, heißt es aus dem Verteidigungsministerium in London.
Raketenanflug in Krementschuk, Ukraine
Reuters/Ukrainische Präsidentschaft via Instagram

Analysen hätten ergeben, dass das Einkaufszentrum in der ostukrainischen Stadt Krementschuk sehr wahrscheinlich von einer Rakete des Typs Ch-32 getroffen worden sei. Dabei handle es sich um eine Weiterentwicklung der sowjetischen Rakete Ch-22 (NATO-Code: AS-4 Kitchen), die aber noch immer nicht dafür optimiert sei, Bodenziele genau zu treffen, vor allem in Städten. Das erhöhe das Risiko ziviler Opfer. Großbritannien veröffentlicht seit Kriegsbeginn am 24. Februar täglich Einschätzungen seiner Geheimdienste zum Kriegsverlauf.

Das russische Militär hat mit dem Bau von Wohnungen in Mariupol begonnen. Die Associated Press filmte die laufenden Arbeiten am Rande der Stadt. Die Bauarbeiten werden vom russischen Militär überwacht.

Zwei weitere Briten als Kriegsgefangene

In der Ukraine haben – wie offenbar erst jetzt bekanntgeworden ist – russische bzw. prorussische Verbände im April zwei weitere britische Staatsbürger gefangen genommen.

Laut BBC handelt es sich bei einem um einen Mitarbeiter einer zivilen Organisation, den anderen habe ein Video in militärischer Kleidung gezeigt. Zwei andere Briten, die in der Ukraine gekämpft haben, sind von einem prorussischen „Gericht“ zum Tod verurteilt worden.

Drei Mordanschläge auf prorussische Funktionäre

CNN berichtet über drei Anschläge auf Funktionäre im Dienst der russischen Armee in den letzten Wochen, alle in der Stadt Cherson. Dabei sei ein Mann, offenbar mit einem Sprengsatz unter seinem Auto, getötet worden. Ein weiterer sei verletzt worden, ebenfalls bei einem Anschlag auf sein Fahrzeug. Ein dritter sei einem Attentatsversuch entgangen.

US-Geheimdienst sieht steigenden zivilen Widerstand

Die US-Geheimdienste orten steigenden zivilen Widerstand gegen die russischen Angreifer in der Ukraine. Ein Indiz: mehrere Mordversuche an prorussischen Funktionären.

Es entwickle sich eine Art – auch militante – Widerstandsbewegung, die es den russischen Verbänden schwer machen würde, von ihr kontrollierte Gebiete zu halten, berichtet der US-TV-Sender CNN unter Berufung auf Aussagen der Direktorin der Nationalen Nachrichtendienste (DNI), Avril Haines.

Opferzahl nach Angriff auf Einkaufszentrum gestiegen

Die Zahl der Todesopfer nach dem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der Stadt Krementschuk ist weiter gestiegen – auf 19, heißt es vom Staatlichen Dienst der Ukraine für Notfallsituationen (DSNS). Die Zahl der Verletzten liegt bei 62.
Zerstörtes Einkaufszentrum in Krementschuk

Die US-Regierung sieht die Rückeroberung der Schlangeninsel im Schwarzen Meer als Erfolg für das ukrainische Militär an. Die Behauptung Russlands, der Abzug sei eine Geste des guten Willens gewesen, sei unglaubwürdig, heißt es aus dem Pentagon. Russland hat die Schlangeninsel schon kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar besetzt. Am Donnerstag hat die russische Armee den Abzug angekündigt.
Luftbild der Schlangeninsel

Ein Marshallplan für die Ukraine

Delegationen aus fast 40 Ländern beraten am Montag und Dienstag im schweizerischen Lugano über den Wiederaufbau der Ukraine. Bei der Konferenz soll eine Art Marshallplan für das vom Krieg erschütterte Land entworfen werden.

Die Planungen für die Konferenz sind schon vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges angelaufen. Ursprüngliches Thema: Reformen und der Kampf gegen die Korruption in der Ukraine. Der russische Einmarsch hat die Tagesordnung verändert: Nun gibt die Konferenz der Regierung in Kiew die Möglichkeit, ihren Wiederaufbauplan vorzustellen und mit ihren Verbündeten darüber zu sprechen.

Kämpfe im Osten und Süden

Laut Angaben des ukrainischen Generalstabs werden aktuell im Osten und Süden des Landes Stellungen entlang des gesamten Frontverlaufs von russischen Verbänden angegriffen. Dutzende Orte in den Gebieten Charkiw, Donezk, Luhansk, Saporischschja, Mykolajiw und Cherson werden genannt. Vereinzelt würden auch Angriffe von Flugzeugen und Hubschraubern geflogen, heißt es. Einen Angriff hätten ukrainische Einheiten in der heftig umkämpften Industriestadt Lyssytschansk abwehren können.

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