FMA Österreich

Published On: Montag, 18.09.2023By Tags:

In einem aktuell besonders relevanten Vorstoß kündigte Helmut Ettl, der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), an, in den kommenden Monaten ein intensives Augenmerk auf die Kreditvergabepraktiken der Banken zu legen. Bei einer Veranstaltung im Klub der Wirtschaftspublizisten betonte Ettl heute, dass die Regulierungsbehörde insbesondere die Beratungsqualität der Banken gegenüber ihren Kunden sorgfältig prüfen werde.

Ettl machte deutlich, dass die Kreditvergabestandards in den letzten Jahren merklich gesunken seien. Er beschrieb die aktuellen Standards als „gerade noch vertretbar“ und warnte vor dem Hintergrund der vor 15 Jahren durch die Lehman Brothers-Pleite ausgelösten globalen Finanzkrise. Damals seien auch Kredite an Personen vergeben worden, die sich diese eigentlich nicht leisten konnten.

Ettl zeigte sich besorgt, dass viele der heutigen Kreditnehmer die ungewöhnlich niedrigen Zinsen der letzten Dekade fälschlicherweise als „neue Normalität“ ansehen könnten. Er stellte klar, dass diese Niedrigzinsphase das Ergebnis außerordentlicher Stabilisierungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank sei.

Die FMA plant auch, die Einhaltung der derzeit geltenden Kreditstandards genauer zu überprüfen. Laut diesen dürfen die Kreditraten 40 Prozent des Haushaltseinkommens nicht übersteigen und der Eigenkapitalanteil sollte mindestens zehn Prozent betragen, oder 20 Prozent, wenn Nebenkosten berücksichtigt werden.

Trotz Drängens von Finanzminister Magnus Brunner für lockerere Kreditvergabestandards, steht eine Aufweichung der Regeln für Ettl nicht zur Debatte. Brunner argumentierte in einem Brief an den FMA-Vorstand, dass Lockerungen erforderlich seien, um „allen Bürgerinnen und Bürgern, die es sich leisten können, ihren Wunsch nach einem Eigenheim zu ermöglichen.“ Ettl hingegen sieht aktuell keine stichhaltigen Argumente für eine Lockerung der Standards und betonte, dass die geltenden Mindestanforderungen nicht unterschritten werden sollten.

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