Was für ein Tag

Published On: Dienstag, 07.11.2023By Tags:

Oh, was für ein glorreicher Tag in der Annalen unserer politischen Geschichte! Der Tag, an dem unsere unerschütterliche Regierung – die Hüterin von Schnelligkeit und Effizienz – triumphierend verkündet, dass Deutschland nun endlich „schneller“ werde. Bundeskanzler Olaf Scholz, der geschwindigkeitsliebende Kapitän unseres stolzen, aber ein wenig träge gewordenen Schiffes namens Deutschland, hat mit großer Geste ein umfassendes Paket zur Planungsbeschleunigung auf den Tisch gehauen. Ja, richtig gehört, wir sollen plötzlich „schneller“ werden. Das kommt so überraschend wie Weihnachten… jedes Jahr aufs Neue.

Jetzt, wo wir im Land der Baustandards und Vorschriften – die mit so viel Liebe gepflegt wurden, dass sie fast schon als nationales Kulturgut gelten – einfach mal den Turbo zünden wollen, scheint es fast so, als ob wir etwas ganz Wichtiges vergessen hätten: unseren brandneuen Sonderbeauftragten für die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.

Wie könnten wir nur ohne diese strahlende Figur und die dazugehörige Behörde auskommen? Natürlich müssen wir eine solche Einrichtung gründen, vorzugsweise nach einem epischen, fünfjährigen Ringen um den idealen Standort, das sich wie ein spannendes Fantasy-Drama über mehrere Staffeln erstreckt. Wir brauchen doch jemanden, der die Flamme der Hoffnung am Brennen hält, während wir geduldig auf das erste Ergebnis warten – und das kann ja bekanntlich etwas dauern in unserem effizienten Deutschland.

Die Aussichten sind strahlend: Bald könnten Wohnungen nicht mehr am Mangel an Parkplätzen scheitern und Windräder könnten munter ohne bürokratische Fesseln ausgetauscht werden. Wenn das mal kein Grund zur Freude ist. Wir könnten fast meinen, dass Deutschland über Nacht zum Musterknaben der Effizienz geworden ist, hätte nicht Friedrich Merz, dieser schelmische Mahner aus der Opposition, freundlich darauf hingewiesen, dass die treibende Kraft hinter diesem Wunderwerk eigentlich die Bundesländer sind.

Oh, und sprechen wir nicht einmal von dem armen, verwaisten Deutschlandticket, das wie ein ungeliebtes Stiefkind bis 2024 warten muss, um vielleicht doch noch ein wenig Liebe und finanzielle Zuwendung zu bekommen. Aber keine Sorge, wir haben ja unser neues, blitzschnelles Deutschland, das alles „rechtzeitig“ lösen wird. Fassen wir also zusammen: Während wir noch darauf warten, dass unsere fabelhafte neue Behörde ihren Platz in der Sonne findet, können wir uns zurücklehnen und dem wohlklingenden Versprechen lauschen, dass wir in einem modernisierten, klimafreundlichen und, ja, „schnelleren“ Deutschland leben werden. Hach, was für eine Zeit zu leben!

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