In einer Entwicklung, die selbst das Drehbuch eines spannenden Wirtschaftskrimis nicht besser hätte schreiben können, wurde der als „Vatikan-Broker“ berühmt-berüchtigte italienische Finanzier Gianluigi Torzi am Mittwoch in Dubai von der Polizei in Gewahrsam genommen. Torzi, der bereits für seine kreativen finanziellen Manöver im Vatikan verurteilt wurde, scheint sein Talent für spektakuläre Deals auch in Dubai unter Beweis stellen zu wollen.

Von 2017 bis 2019 soll der 44-Jährige in marktschüttelnde Manipulationen mit Aktien der Mailänder Börsenfirma Aedes verwickelt gewesen sein. Er war auch eine zentrale Figur in einer eher peinlichen Investmentaffäre des Vatikans rund um eine Londoner Immobilie. Da fragt man sich, ob der Vatikan bei der Auswahl seiner Finanzexperten wohl eher Lotto spielt, statt auf solide Referenzen zu achten.

Torzi, der offenbar eine Vorliebe für riskante Immobiliengeschäfte hat, war maßgeblich an einem Deal beteiligt, bei dem das vatikanische Staatssekretariat sich wohl etwas verzockt hat. Nun wurde er festgenommen, und zwar aufgrund eines Haftbefehls der Mailänder Staatsanwaltschaft, die anscheinend genug von seinen finanziellen Eskapaden hatte.

Im Vatikan wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt, unter anderem wegen der Ausstellung von Rechnungen für imaginäre Finanzoperationen. Geldwäsche stand ebenfalls auf der Liste seiner kreativen Tätigkeiten. Im Zentrum seiner Aktivitäten stand eine Fondskonstruktion, die das vatikanische Staatssekretariat dazu verleitete, rund 350 Millionen Euro in eine Geschäftsimmobilie in Londons schicker Sloane Avenue zu pumpen. Ein Teil von Torzis Einnahmen soll sogar für Aktienkäufe an der Mailänder Börse verwendet worden sein.

In diesem spektakulären Fall wurde auch der italienische Kardinal Angelo Becciu zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft sowie einer Geldbuße von läppischen 8.000 Euro verurteilt. Alles in allem klingt die Geschichte nach einem fesselnden Bestseller, der die Grenzen zwischen Finanzwelt und Vatikan auf spektakuläre Weise verschwimmen lässt.