Pack schlägt sich Pack verträgt sich

Published On: Mittwoch, 03.04.2024By Tags:

In einem unerwarteten Schwenk der internationalen Diplomatie plant Russland, den Flirt mit den afghanischen Taliban auf ein neues Level zu heben, indem es erwägt, sie von der Liste der unerwünschten Gäste zu streichen. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow, mit einer Begeisterung, die man sonst nur bei großen Sportereignissen sieht, verkündete vor der versammelten Presse in Moskau, dass Afghanistan quasi zum erweiterten Freundeskreis gehört. „Die Taliban? Ach, die alten Haudegen haben doch schon längst das Ruder übernommen“, scherzte Peskow, als wäre es ein Witz unter alten Kameraden.

Die Kommunikation mit den Taliban, so Peskow, sei inzwischen so alltäglich wie das morgendliche Zähneputzen – „wir plaudern mit denen, wie praktisch alle anderen auch“. Man stelle sich vor: ein internationaler Stammtisch, an dem die Taliban nun auch einen Platz finden.

Zwischen Teekränzchen und ernsthaften Gesprächen scheinen allerdings auch ein paar knifflige Themen auf der Agenda zu stehen. „Wir müssen reden“, sagt Peskow mit dem Unterton eines Beziehungsberaters, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Die Spekulationen reichen von Modefragen bis hin zu den besten Rezepten für afghanisches Naan-Brot.

Hinter dieser plötzlichen Zuneigung könnte auch ein wenig strategisches Kalkül stecken, nachdem sich der IS-Ableger, eine andere weniger beliebte Gruppe in der Region, zu einem Anschlag bei einem Konzert in Moskau bekannt hat, der die Welt erschüttert hat.

Die Geschichte der russisch-afghanischen Beziehungen ist, gelinde gesagt, kompliziert und erinnert ein wenig an eine dramatische Seifenoper mit zahlreichen Wendungen. Von 1979 bis 1989 führte die damalige Sowjetunion einen Krieg in Afghanistan, der in den Geschichtsbüchern als eine der weniger rühmlichen Episoden verzeichnet ist. Nun, in einer Welt, in der gestern noch Feinde die Freunde von heute sein können, wer weiß, was morgen sein wird?

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