Bilanziell Überschuldet: HK Solartec GmbH

Published On: Samstag, 07.09.2024By Tags:

Ja das ist so laut der letzten im Unternehmensregister hinterlegten Bilanz aus dem Jahre 2022, deutlich erkennen kann man aber auch, das diese bilanzielle Überschuldung zurückgegangen ist. Ganz klar auch, eine bilanzielle Überschuldung ist keine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne.

Hier unsere kritische Analyse der Bilanz der HK Solartec GmbH

Die Bilanz der HK Solartec GmbH für das Geschäftsjahr 2022 weist einige signifikante Entwicklungen und potenzielle Problemfelder auf, die in der folgenden Analyse detailliert betrachtet werden:


1. Vermögenslage

  • Bilanzsumme: Die Bilanzsumme hat sich von ca. 32 Mio. € im Vorjahr auf rund 49 Mio. € erhöht. Dies entspricht einem Anstieg von rund 53 %. Diese Steigerung deutet auf ein signifikantes Wachstum des Unternehmens hin, was jedoch auch mit potenziellen Risiken verbunden ist.
  • Anlagevermögen: Das Anlagevermögen hat sich von 4,76 Mio. € auf 9,45 Mio. € fast verdoppelt, hauptsächlich durch Ausleihungen an verbundene Unternehmen (von 0,65 Mio. € auf 3,73 Mio. €). Die starke Zunahme dieser Positionen könnte ein Risiko darstellen, insbesondere wenn die Rückzahlung oder Liquidität der verbundenen Unternehmen unsicher ist. Diese hohen Ausleihungen sollten kritisch hinterfragt werden, insbesondere in Bezug auf ihre Liquidität und den möglichen Ausfall von Forderungen.
  • Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen ist ebenfalls stark gestiegen (von 24,98 Mio. € auf 38,32 Mio. €). Insbesondere der Posten unfertige Erzeugnisse und unfertige Leistungen ist von 1,91 Mio. € auf 6,74 Mio. € gestiegen. Dies deutet auf einen Anstieg der Produktionsaufträge hin, kann aber auch zu Liquiditätsproblemen führen, wenn Projekte nicht rechtzeitig abgeschlossen oder bezahlt werden.
  • Forderungen: Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen betragen 18,2 Mio. € (im Vorjahr 17,4 Mio. €), was einen erheblichen Anteil des Umlaufvermögens darstellt. Besonders erwähnenswert sind die Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen (4,25 Mio. €, im Vorjahr 1,16 Mio. €). Diese hohen Forderungen bergen das Risiko eines Zahlungsausfalls, insbesondere da bei einigen Projektgesellschaften Stundungsvereinbarungen bestehen, was die Rückzahlung verzögern könnte.
  • Liquide Mittel: Der Kassenbestand und die Bankguthaben sind deutlich gestiegen, von 0,14 Mio. € auf 3,64 Mio. €. Dies deutet auf eine verbesserte Liquiditätssituation hin, allerdings könnte dies temporär sein, da es durch den starken Anstieg der Verbindlichkeiten bedingt sein könnte.

2. Eigenkapital

  • Eigenkapital und Überschuldung: Das Eigenkapital ist nach wie vor negativ, und es gibt einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 1,23 Mio. € (im Vorjahr 2,3 Mio. €). Dies bedeutet, dass die Gesellschaft bilanziell überschuldet ist. Zwar wird dieser Fehlbetrag durch ein nachrangiges Gesellschafterdarlehen in Höhe von 9,68 Mio. € ausgeglichen, jedoch stellt dies ein erhebliches Risiko dar. Die Fortführung der Geschäftstätigkeit ist stark abhängig von diesem Darlehen und den geplanten zukünftigen Gewinnen.

3. Finanzlage

  • Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten sind von 31,73 Mio. € auf 48,76 Mio. € gestiegen. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen von 19,36 Mio. € auf 28,57 Mio. €. Dies deutet auf eine hohe Abhängigkeit von konzerninternen Finanzierungen hin, was ein Risiko darstellt, falls diese verbundenen Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Auch die erhaltenen Anzahlungen auf Bestellungen haben sich verdoppelt, was auf eine starke Auftragspipeline hinweist, aber auch ein Risiko darstellt, falls diese Aufträge nicht fristgerecht erfüllt werden können.
  • Zinsaufwendungen: Die Zinsen und ähnlichen Aufwendungen sind von 186 T€ auf 387 T€ gestiegen, was auf die gestiegene Verschuldung hinweist und die zukünftige Ertragslage belasten könnte.
  • Liquidität: Trotz des gestiegenen Kassenbestands bleibt die Frage nach der mittelfristigen Liquidität bestehen, da das negative Working Capital von -1,95 Mio. € (im Vorjahr noch positiv mit 3,5 Mio. €) auf eine mögliche Unterdeckung im operativen Geschäft hindeutet. Dies könnte zu Liquiditätsengpässen führen, wenn Zahlungen aus Forderungen oder Projekten nicht wie erwartet eingehen.

4. Ertragslage

  • Gewinnsituation: Das Unternehmen hat das Geschäftsjahr mit einem Jahresüberschuss von 1,07 Mio. € abgeschlossen, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von -3,83 Mio. € zu verzeichnen war. Diese Ergebnisverbesserung ist positiv, könnte aber auf kurzfristige Effekte zurückzuführen sein, wie z. B. den starken Anstieg der Anzahlungen und der Verbindlichkeiten. Es bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen auch in den kommenden Jahren nachhaltig profitabel bleibt.
  • Rohertrag: Der Rohertrag ist von 0,69 Mio. € auf 7,09 Mio. € gestiegen, was auf eine signifikante Verbesserung der operativen Ertragskraft hindeutet. Auch das Verhältnis der Aufwendungen für bezogene Leistungen zur Gesamtleistung hat sich verbessert (von 97,7 % auf 86 %). Dies ist ein Indikator für eine bessere Margenlage.
  • Personalaufwendungen und Abschreibungen: Die Personalaufwendungen sind mit 1,12 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Die Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen sind hingegen deutlich gestiegen (von 351 T€ auf 504 T€), was zu einer Belastung des Ergebnisses führen kann, insbesondere in den Folgejahren, wenn die Investitionen weiter zunehmen.

5. Chancen und Risiken

  • Wachstumspotenzial: Die Photovoltaik-Branche bietet erhebliche Wachstumschancen, insbesondere im Kontext der deutschen Energiewende und der ambitionierten Ziele der Bundesregierung. Die HK Solartec GmbH profitiert von diesem Markttrend und konnte ihre Auftragslage im Jahr 2022 deutlich ausbauen.
  • Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen: Die finanzielle Verflechtung mit verbundenen Unternehmen ist ein wesentliches Risiko. Ein Ausfall oder eine finanzielle Schieflage bei diesen Unternehmen könnte erhebliche negative Auswirkungen auf die HK Solartec GmbH haben, insbesondere aufgrund der hohen Ausleihungen und Verbindlichkeiten gegenüber diesen Einheiten.
  • Liquiditätsrisiken: Trotz eines gestiegenen Kassenbestands bleibt die Liquidität ein kritischer Punkt. Das negative Working Capital und die hohe Abhängigkeit von Forderungen, insbesondere gegenüber verbundenen Unternehmen, könnten zu Liquiditätsengpässen führen, falls Zahlungen nicht wie erwartet eintreffen.
  • Bilanzielle Überschuldung: Die bilanzielle Überschuldung stellt ein erhebliches Risiko dar. Obwohl diese durch Gesellschafterdarlehen ausgeglichen wird, bleibt die finanzielle Stabilität des Unternehmens von zukünftigen positiven Ergebnissen und der Rückführung dieses Fehlbetrags abhängig.

Fazit

Die HK Solartec GmbH hat sich im Jahr 2022 finanziell und operativ stark entwickelt und konnte einen positiven Jahresüberschuss erzielen. Allerdings gibt es erhebliche Risiken in der Liquidität, der Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen sowie der bilanziellen Überschuldung. Die langfristige Stabilität des Unternehmens hängt von der erfolgreichen Umsetzung der geplanten Wachstumsstrategien, der Rückführung der Ausleihungen und der Verbesserung der Eigenkapitalbasis ab.

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