Kritische Analyse des Schlussberichts zur Mittelverwendungskontrolle der Objektgesellschaft Clemensplatz 1-5 mbH & Co. KG für das Projekt „Koblenz – Clemens Carré II“

Published On: Samstag, 07.09.2024By Tags:

1. Überblick über die Mittelverwendungskontrolle

Der Bericht beschreibt die Prüfung der Mittelverwendung gemäß § 5c des Vermögensanlagegesetzes (VermAnlG) für das Immobilienprojekt „Koblenz – Clemens Carré II“. Hierbei wurde geprüft, ob die von Anlegern eingezahlten Gelder vertragsgemäß verwendet wurden. Ein unabhängiger Mittelverwendungskontrolleur (CROWDRIGHT Rechtsanwaltsgesellschaft mbH) wurde eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Mittel gemäß den vertraglichen Vorgaben genutzt werden.
2. Prüfungsergebnisse

Anlegergelder: Insgesamt wurden 3.950.000 EUR an Anlegergeldern eingesammelt, von denen 3.500.000 EUR in das Anlageobjekt investiert wurden, während 450.000 EUR für sonstige Ausgaben wie Emissionskosten und Vergütungen verwendet wurden.

Planmäßige Mittelverwendung: Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Verwendung der Anlegergelder planmäßig und entsprechend den vertraglichen Vorgaben erfolgte. Es wurden keine Beanstandungen festgestellt.

3. Kritische Punkte aus Anlegersicht

Abhängigkeit von Fremdfinanzierung: Die Emittentin hat ein Bankdarlehen in Höhe von 3,95 Mio. EUR aufgenommen, welches durch Anlegergelder refinanziert wurde. Diese starke Abhängigkeit von Fremdkapital erhöht das finanzielle Risiko. Bei Problemen mit dem Projekt oder Verzögerungen im Verkauf der Wohneinheiten könnte die Emittentin Schwierigkeiten haben, Zins- und Tilgungszahlungen zu leisten.

Kostenstruktur und sonstige Ausgaben: Von den eingesammelten 3,95 Mio. EUR wurden 450.000 EUR (ca. 11,4 %) für Emissionskosten und Vergütungen verwendet. Dies ist ein erheblicher Anteil der Gesamtsumme und mindert die Mittel, die tatsächlich in das Projekt fließen. Anleger sollten sich der hohen Kostenstruktur bewusst sein, da diese die Rendite negativ beeinflussen kann.

Investitionsrisiko: Das Projekt umfasst mehrere denkmalgeschützte Gebäude sowie Neubauten. Denkmalgeschützte Gebäude bringen zusätzliche Herausforderungen und Risiken mit sich, wie beispielsweise höhere Sanierungskosten und strikte Auflagen. Obwohl das Projekt plangemäß fortschreitet, könnten Verzögerungen oder unerwartete Kosten entstehen, die die Rendite für Anleger gefährden.

Sekundärmarkt und Liquidität: Das Darlehen kann während der Laufzeit am Sekundärmarkt gehandelt werden, was Anlegern potenziell Flexibilität bietet. Allerdings besteht das Risiko, dass der Verkauf am Sekundärmarkt nicht zum vollen Nominalwert erfolgen kann, insbesondere wenn das Projekt hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Realisierung und Verkaufsfortschritt: Laut Bericht wurden bis zum Zeitpunkt der Prüfung bereits 45 der 69 Wohneinheiten und 33 Stellplätze verkauft. Dies zeigt Fortschritte, jedoch verbleiben noch erhebliche Teile des Projekts, die verkauft werden müssen, um die Finanzierungsverpflichtungen zu erfüllen. Verzögerungen im Verkauf könnten die Liquidität und die Rückzahlung der Anlegergelder gefährden.

Zinskosten und Rückführung von Altlasten: Ein Teil der Anlegergelder (3,5 Mio. EUR) wurde zur Rückführung einer früheren Vermögensanlage verwendet. Dies bedeutet, dass die aktuellen Anleger zum Teil Altlasten des Projekts tragen, was die Effektivität ihrer Investition beeinträchtigen könnte.

4. Fazit und Bewertung aus Anlegersicht

Aus Anlegersicht stellt der Bericht zwar eine ordnungsgemäße und planmäßige Verwendung der eingesammelten Gelder fest, dennoch bestehen erhebliche Risiken. Das Projekt „Koblenz – Clemens Carré II“ ist stark fremdfinanziert, und die Kostenstruktur, insbesondere die hohen Emissionskosten, reduziert die Mittel, die tatsächlich in das Projekt investiert werden. Die Abhängigkeit von den Verkaufserlösen und die Risiken im Zusammenhang mit denkmalgeschützten Gebäuden sollten Anleger bei der Bewertung der Sicherheit und Rentabilität ihrer Investition berücksichtigen.

Anleger sollten daher den Fortschritt des Projekts genau beobachten und sich bewusst sein, dass Verzögerungen oder unerwartete Kosten die Rentabilität und die Rückzahlung ihrer Anlage gefährden könnten.

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