Companisto Holding GmbH unsere Bilanzanalyse

Published On: Sonntag, 08.09.2024By Tags:

Die Bilanz und der Jahresabschluss der Companisto Holding GmbH für das Geschäftsjahr 2023 zeigen eine Reihe von Entwicklungen und Finanzkennzahlen, die aus der Sicht eines potenziellen Anlegers genauer untersucht werden sollten. Hier eine kritische Analyse:

1. Vermögenslage

  • Anlagevermögen: Das Anlagevermögen hat sich von 294.709 EUR im Jahr 2022 auf 363.643 EUR im Jahr 2023 erhöht, hauptsächlich aufgrund von gestiegenen Anteilen an verbundenen Unternehmen.

    Kritische Bewertung: Der Anstieg des Anlagevermögens deutet auf Investitionen in verbundene Unternehmen hin. Dies könnte auf Expansionsbemühungen oder die Stärkung der Tochtergesellschaften hindeuten, ist jedoch auch ein Risikofaktor. Es ist entscheidend, wie gut diese Beteiligungen in Zukunft Erträge abwerfen können. Die geringe Erhöhung der immateriellen Vermögenswerte deutet darauf hin, dass keine wesentlichen neuen Rechte oder Lizenzen erworben wurden, was für ein Technologie- oder Crowdfunding-Unternehmen eher verhaltene Innovationsbemühungen zeigt.

  • Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen ist deutlich von 5,16 Mio. EUR im Jahr 2022 auf 4,26 Mio. EUR im Jahr 2023 gesunken. Vor allem die liquiden Mittel haben sich drastisch reduziert, von 976.022 EUR auf 346.318 EUR. Auch die Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen sind um ca. 327.000 EUR gesunken.

    Kritische Bewertung: Der Rückgang der liquiden Mittel ist ein bedeutendes Warnsignal. Das Unternehmen hat fast 65 % seiner Liquidität verloren, was auf ein Liquiditätsmanagementproblem hinweisen könnte. Auch die Reduktion der Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen könnte auf geringere Umsätze oder Einbringlichkeit der Forderungen hindeuten.

2. Finanzlage

  • Eigenkapital: Das Eigenkapital ist von 2,85 Mio. EUR im Jahr 2022 auf 2,16 Mio. EUR gesunken. Der Bilanzverlust hat sich auf 2,6 Mio. EUR erhöht (Vorjahr: 1,91 Mio. EUR). Dies zeigt, dass das Unternehmen erneut einen deutlichen Jahresfehlbetrag erwirtschaftet hat.

    Kritische Bewertung: Der Bilanzverlust und die kontinuierlich sinkende Eigenkapitalquote sind für Investoren besorgniserregend. Das Unternehmen scheint keine nachhaltige Profitabilität zu erzielen, was auf operative Schwierigkeiten hinweist. Der Bilanzverlust könnte die zukünftige Finanzierung erschweren, insbesondere wenn das Eigenkapital weiter sinkt.

  • Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten sind leicht gesunken, von 2,58 Mio. EUR auf 2,42 Mio. EUR. Ein Großteil der Verbindlichkeiten besteht aus qualifiziert nachrangigen partiarischen Darlehen (inkl. Zinsen) in Höhe von 2,11 Mio. EUR, was sie zu einer Art mezzaninem Kapital macht.

    Kritische Bewertung: Während die Reduktion der Verbindlichkeiten positiv erscheint, bleibt das hohe Niveau der partiarischen Darlehen ein Risiko, insbesondere, da diese qualifiziert nachrangig sind und in einem Insolvenzfall erst nachrangig bedient werden. Dies kann die Bonität der Gesellschaft weiter belasten.

3. Ertragslage

  • Umsatzerlöse: Die Umsatzerlöse sind von 1,97 Mio. EUR auf 1,47 Mio. EUR gesunken, was einem Rückgang von ca. 25 % entspricht. Gleichzeitig sind die Personalaufwendungen (von 929.612 EUR auf 977.172 EUR) und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen (von 758.416 EUR auf 862.962 EUR) gestiegen.

    Kritische Bewertung: Der Umsatzrückgang in Kombination mit steigenden Kosten ist ein ungünstiger Trend. Dies deutet auf ineffiziente Kostenstrukturen und möglicherweise einen Rückgang der Geschäftstätigkeit hin. Insbesondere im Bereich der IT-Dienstleistungen, der einen Großteil des Umsatzes ausmacht, scheint die Leistung nachgelassen zu haben, was für ein technologieorientiertes Unternehmen problematisch ist.

  • Ergebnis: Das Unternehmen hat einen Jahresfehlbetrag von 686.816 EUR (Vorjahr: Jahresüberschuss von 126.111 EUR) erwirtschaftet. Dies ist eine erhebliche Verschlechterung der Ertragslage.

    Kritische Bewertung: Der Jahresfehlbetrag ist ein klares Zeichen dafür, dass das Unternehmen im Jahr 2023 nicht erfolgreich wirtschaften konnte. Die Ursache liegt sowohl in den gesunkenen Umsätzen als auch in den gestiegenen Kosten. Für Investoren bedeutet dies, dass die Rentabilität kurzfristig stark gefährdet ist.

4. Liquidität

  • Geringe liquide Mittel: Die liquiden Mittel haben sich um fast 65 % reduziert, was auf Schwierigkeiten in der kurzfristigen Liquiditätsplanung hinweist.

    Kritische Bewertung: Die drastische Reduzierung der liquiden Mittel stellt ein erhebliches Risiko dar. Sollte die Companisto Holding GmbH weitere Liquiditätsengpässe erleiden, könnte dies zu Problemen bei der Bedienung kurzfristiger Verbindlichkeiten führen, insbesondere, da bereits erhebliche Verluste verzeichnet werden.

5. Kapitalstruktur und Mezzanine-Kapital

  • Mezzanine-Kapital: Die partiarischen Darlehen und die atypisch stille Beteiligung werden als mezzanines Kapital betrachtet, was bedeutet, dass sie als Eigenkapitalersatz gelten. In Summe beläuft sich dieses Mezzanine-Kapital auf 2,2 Mio. EUR.

    Kritische Bewertung: Während das Mezzanine-Kapital kurzfristig hilft, die Bilanz zu stützen, birgt es langfristig Risiken, da diese Darlehen Zinsen tragen und nachrangig sind. Sollte das operative Geschäft weiterhin Verluste generieren, wird das Unternehmen Schwierigkeiten haben, diese Finanzinstrumente zu bedienen.

6. Risikobericht

  • Risiken aus dem makroökonomischen Umfeld: Das Unternehmen weist auf die Risiken durch den Ukraine-Krieg und die hohe Inflation hin, die die Investitionsbereitschaft der Privatpersonen und Crowdinvestoren beeinträchtigen könnten. Sollte die wirtschaftliche Situation weiter schwierig bleiben, könnten die geplanten Umsatzziele verfehlt werden.

    Kritische Bewertung: Diese makroökonomischen Unsicherheiten stellen erhebliche Risiken für das Geschäftsmodell dar, das stark auf die Investitionsbereitschaft von Privatpersonen angewiesen ist. Sinkt diese Bereitschaft, wird es für Companisto schwieriger, Umsätze zu generieren und die Geschäftsziele zu erreichen.

7. Chancenbericht

  • Steigende Umsätze durch IT-Dienstleistungen: Für 2024 wird mit steigenden Umsätzen im Bereich IT-Dienstleistungen gerechnet, insbesondere durch Dritt-Unternehmen, die über die Crowdinvesting-Plattform akquiriert werden.

    Kritische Bewertung: Diese Prognose ist mit Vorsicht zu genießen, da die bisherigen Umsätze in diesem Bereich rückläufig waren. Zwar mag die Expansion in neue Märkte Chancen bieten, aber es bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich realisierbar ist, insbesondere in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld.

Fazit aus Anlegersicht

Stärken:

  • Stabile Kapitalstruktur durch Mezzanine-Kapital: Das Mezzanine-Kapital stützt die Bilanzstruktur und mindert kurzfristig die Auswirkungen des negativen Eigenkapitalrückgangs.
  • Marktpotenzial: Als Crowdfunding-Plattform bietet Companisto potenziell attraktive Investitionsmöglichkeiten in einem wachsenden Markt, abhängig von den makroökonomischen Bedingungen.

Schwächen und Risiken:

  • Sinkende Umsatzerlöse: Der deutliche Umsatzrückgang bei gleichzeitig steigenden Kosten ist ein großes Risiko und zeigt ineffiziente Kostenstrukturen.
  • Hoher Bilanzverlust und negative Ertragslage: Der Jahresfehlbetrag und der Bilanzverlust deuten auf eine ernsthafte Gefahr für die langfristige Rentabilität des Unternehmens hin.
  • Geringe Liquidität: Die stark reduzierten liquiden Mittel könnten kurzfristige Liquiditätsprobleme verursachen, was das operative Geschäft beeinträchtigen könnte.
  • Abhängigkeit von externen Faktoren: Die Abhängigkeit von der Investitionsbereitschaft der Crowd-Investoren und das volatile makroökonomische Umfeld machen die zukünftige Geschäftsentwicklung schwer vorhersehbar.

Empfehlung: Aus Anlegersicht sollte Companisto Holding GmbH mit Vorsicht betrachtet werden. Während das Mezzanine-Kapital kurzfristig Stabilität bietet, sind die operativen Verluste und die sinkende Liquidität besorgniserregend. Investoren sollten auf eine verbesserte Ertragslage und klare Signale der operativen Wende achten, bevor sie weitere Investitionen in Betracht ziehen.

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