IQ fairprofit AG unsere Bilanzanalyse

Published On: Sonntag, 08.09.2024By Tags:

Die Bilanz der IQ fairprofit AG für das Geschäftsjahr 2023 zeigt ein insgesamt gemischtes Bild, das aus Anlegersicht sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Hier eine kritische Analyse der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung:

1. Vermögenslage (Aktiva)

  • Anlagevermögen: Das Anlagevermögen ist im Vergleich zum Vorjahr von 599.355 EUR auf 672.600 EUR gestiegen. Dies ist größtenteils auf eine Erhöhung der immateriellen Vermögenswerte (Konzessionen und Lizenzen) und der Beteiligungen zurückzuführen. Sachanlagen (hauptsächlich Grundstücke und Gebäude) bleiben relativ stabil bei etwa 564.998 EUR.

    Kritische Bewertung: Der Anstieg der immateriellen Vermögenswerte könnte auf neue Investitionen in Lizenzen oder gewerbliche Schutzrechte hinweisen, was auf zukünftige Geschäftsentwicklungen abzielt. Das relativ hohe Volumen an Sachanlagen (vor allem Immobilien) bietet Stabilität, aber auch Risiken, insbesondere in einem sich wandelnden Immobilienmarkt. Ein hohes Anlagevermögen kann die Bilanz stabilisieren, erfordert aber auch fortlaufende Liquidität, um diese langfristigen Vermögenswerte zu halten.

  • Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen ist leicht von 4,7 Mio. EUR auf 5,1 Mio. EUR gestiegen, insbesondere aufgrund eines höheren Kassenbestands (ca. 1,05 Mio. EUR im Vergleich zu 244.695 EUR im Vorjahr) und stabiler Bestände an fertigen Erzeugnissen und Waren (vorwiegend Immobilien im Vorrat). Jedoch ist ein Rückgang bei den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von 857.495 EUR auf 582.493 EUR zu verzeichnen, was auf geringere Zahlungsansprüche gegenüber Kunden hindeutet.

    Kritische Bewertung: Die Zunahme des Kassenbestands ist positiv und gibt dem Unternehmen mehr Flexibilität in Bezug auf Liquidität. Der Rückgang der Forderungen könnte darauf hinweisen, dass das Unternehmen entweder seine ausstehenden Forderungen effizienter einzieht oder dass es weniger Verkäufe auf Kredit tätigt, was auf eine Abschwächung des Geschäftsvolumens hinweisen könnte.

2. Finanzlage (Passiva)

  • Eigenkapital: Das Eigenkapital ist von 135.171 EUR auf 162.992 EUR gestiegen, hauptsächlich aufgrund eines Bilanzgewinns von 107.992 EUR. Allerdings bleibt die Eigenkapitalquote weiterhin sehr niedrig bei 2,8 % (Vorjahr: 2,5 %).

    Kritische Bewertung: Die geringe Eigenkapitalquote ist ein bedeutendes Risikokriterium. Eine Eigenkapitalquote unter 10 % gilt allgemein als niedrig und könnte auf eine hohe Abhängigkeit von Fremdkapital hinweisen. In diesem Fall ist das Unternehmen stark von Verbindlichkeiten abhängig, was insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder bei steigenden Zinsen ein Problem darstellen kann. Aus Anlegersicht ist dies ein potenzieller Schwachpunkt, da das Unternehmen bei finanziellen Engpässen anfälliger für Krisen ist.

  • Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten sind von 5,15 Mio. EUR auf 5,54 Mio. EUR gestiegen, was vor allem auf höhere sonstige Verbindlichkeiten zurückzuführen ist. Diese beinhalten insbesondere Steuerschulden und Verbindlichkeiten aus der Emission von Schuldverschreibungen.

    Kritische Bewertung: Der Anstieg der Verbindlichkeiten deutet auf eine steigende Fremdfinanzierung hin. Insbesondere der hohe Anteil der sonstigen Verbindlichkeiten könnte darauf hindeuten, dass das Unternehmen stark auf kurzfristige Schulden setzt, um das operative Geschäft zu finanzieren. Eine solche Strategie kann kurzfristig vorteilhaft sein, birgt aber langfristig Risiken, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zu bedienen.

3. Ertragslage

  • Umsatzerlöse: Die Umsatzerlöse sind von 1,92 Mio. EUR auf 2,42 Mio. EUR gestiegen, was eine positive Entwicklung darstellt. Der Hauptgrund für den Umsatzanstieg ist der Verkauf von Immobilien und Mieteinnahmen, die im Jahr 2023 deutlich gestiegen sind.

    Kritische Bewertung: Der Umsatzanstieg zeigt, dass das Unternehmen im Jahr 2023 erfolgreich im Immobiliensektor operiert hat. Da jedoch ein großer Teil der Einnahmen aus dem Verkauf von Immobilien resultiert, bleibt abzuwarten, wie nachhaltig diese Erträge sind, da Immobilienverkäufe in der Regel nicht kontinuierlich sind und stark von Marktentwicklungen abhängen.

  • Materialaufwand und Personalaufwand: Der Materialaufwand ist im Vergleich zum Vorjahr drastisch gesunken, was zu einem verbesserten Bruttoergebnis führt. Der Personalaufwand blieb relativ stabil bei 595.674 EUR.

    Kritische Bewertung: Der gesunkene Materialaufwand wirkt sich positiv auf das Betriebsergebnis aus, könnte jedoch auf eine geringere Geschäftstätigkeit in Bereichen hinweisen, die hohe Materialkosten verursachen. Der stabile Personalaufwand zeigt, dass das Unternehmen keine wesentlichen Anpassungen in seinem Personalmanagement vorgenommen hat, was in Zeiten von Umsatzsteigerungen positiv zu bewerten ist.

  • Jahresüberschuss: Das Geschäftsjahr 2023 schließt mit einem Jahresüberschuss von 27.820 EUR ab, verglichen mit 4.341 EUR im Vorjahr. Dies zeigt eine Verbesserung der Rentabilität, bleibt aber im Vergleich zur Bilanzsumme bescheiden.

    Kritische Bewertung: Der geringe Jahresüberschuss in Relation zur Bilanzsumme deutet darauf hin, dass das Unternehmen zwar Gewinne erzielt, diese jedoch nicht ausreichend sind, um signifikant Kapital aufzubauen oder das Eigenkapital deutlich zu stärken. Dies könnte langfristig ein Problem darstellen, wenn größere Investitionen notwendig werden.

4. Chancen und Risiken

  • Chancen: Das Unternehmen sieht in der derzeitigen Zinsentwicklung Chancen, da Anleger alternative Investitionen wie Immobilien bevorzugen. Die Einführung der Schuldverschreibung „IQ fairprofit 23/31“ könnte zusätzliche liquide Mittel beschaffen, was positiv für die Zukunft des Unternehmens ist. Ebenso wird das Immobilienportfolio als langfristige Einnahmequelle dargestellt, insbesondere durch Mieteinnahmen.

    Kritische Bewertung: Diese Chancen sind durchaus realistisch, insbesondere da die Nachfrage nach Immobilieninvestitionen in einem Niedrigzinsumfeld tendenziell steigt. Allerdings wird die tatsächliche Attraktivität der Schuldverschreibung und die Fähigkeit, ausreichend Kapital aus dem Markt zu beschaffen, von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Marktposition des Unternehmens abhängen.

  • Risiken: Das Unternehmen ist in hohem Maße von externen Marktbedingungen abhängig, insbesondere von den Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Steigende Zinsen oder eine allgemeine Marktabschwächung könnten zu einem Rückgang der Verkäufe und zu geringeren Mieteinnahmen führen. Auch die Abhängigkeit von Bestandskunden wird als potenzielles Risiko identifiziert, da ein Großteil der Umsätze aus Folgegeschäften stammt.

    Kritische Bewertung: Die Risiken sind real und könnten das Unternehmen stark treffen, insbesondere wenn der Immobilienmarkt sich verschlechtert. Die Abhängigkeit von wenigen Kunden und der Unsicherheit, neue Kunden zu gewinnen, könnte das Wachstumspotenzial des Unternehmens begrenzen.

5. Fazit aus Anlegersicht

Stärken:

  • Umsatzsteigerung: Positiver Anstieg der Umsatzerlöse, insbesondere aus Immobilienverkäufen.
  • Liquiditätsverbesserung: Deutlich gestiegener Kassenbestand bietet mehr Flexibilität.
  • Chancen durch Immobilien und Schuldverschreibungen: Langfristige Einnahmen durch Immobilien und die Einführung eines digitalen Wertpapiers bieten Potenzial für Wachstum.

Schwächen und Risiken:

  • Niedrige Eigenkapitalquote: Die geringe Eigenkapitalquote von 2,8 % ist ein signifikantes Risiko, insbesondere in Krisenzeiten.
  • Hohe Verbindlichkeiten: Die hohe Abhängigkeit von Fremdkapital könnte bei Liquiditätsproblemen oder steigenden Zinsen problematisch werden.
  • Immobilienmarkt-Abhängigkeit: Ein Rückgang der Immobilienverkäufe oder eine Abkühlung des Marktes könnten das Unternehmen empfindlich treffen.

Empfehlung: Die IQ fairprofit AG zeigt positive Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Umsatzsteigerung und der gestiegenen Liquidität. Dennoch sollten potenzielle Investoren die hohe Fremdkapitalabhängigkeit und die niedrige Eigenkapitalquote sorgfältig beobachten. Die Abhängigkeit vom Immobilienmarkt stellt ein signifikantes Risiko dar, insbesondere in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten. Eine Investition könnte attraktiv sein, wenn das Unternehmen seine Eigenkapitalbasis stärkt und weiterhin positive Umsatzzahlen aus dem Immobiliengeschäft generiert.

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