Die CDU könnte bald einen neuen Job in der Rubrik „Freunde finden“ aufgeben müssen. Denn zwischen Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und der CDU-Zentrale herrscht dicke Luft – und das, obwohl die beiden noch vor Kurzem ganz harmonisch miteinander wirkten. Aber wie sagt man so schön? Auch in den besten Freundschaften gibt es mal Krach.

Was war passiert? Kretschmer hatte sich in einem Doppelinterview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) wohl etwas zu sehr auf die Schulter seines Brandenburger SPD-Kollegen Dietmar Woidke gelehnt. „Dietmar hat Brandenburg so richtig gutgetan“, lobte Kretschmer seinen sozialdemokratischen Nachbarn über den Grünen Klee – und sorgte damit in der CDU für ordentlich Stirnrunzeln. Man könnte meinen, Kretschmer hätte Woidke zum besten Brunch-Buddy des Jahres gekürt.

Besonders unangenehm für die CDU-Spitze um Friedrich Merz: In Brandenburg steht die Landtagswahl bevor, und Kretschmers Parteikollege Jan Redmann kämpft dort gerade um jede Wählerstimme. Aktuelle Umfragen zeigen die CDU in Brandenburg bei rund 16 Prozent – und Kretschmers Lobeshymne auf den politischen Konkurrenten Woidke dürfte nicht gerade als Motivationsschub für die eigenen Parteifreunde gewirkt haben. Ein klassisches Eigentor im Wahlkampf, könnte man sagen.

„Das geht gar nicht“, schallt es aus Berlin

Im Adenauerhaus – dem Hauptquartier der CDU – reagierte man entsprechend „not amused“. Laut Insidern gab es sogar Anrufe aus dem Umfeld von Friedrich Merz, um dem „lieben Michael“ mitzuteilen, dass seine Woidke-Liebelei in Berlin nicht auf Gegenliebe stößt. „Das geht gar nicht“, schimpfte ein CDU-Bundesvorstandsmitglied. „Bei einfachen CDU-Mitgliedern hätte das für ein Parteiausschlussverfahren gereicht!“ Ob Kretschmer sich darüber wohl ins Fäustchen gelacht hat? Möglich, denn laut seinem Umfeld nimmt er die Kritik eher gelassen. Schließlich erwähnte er in demselben Interview auch den eigenen Mann Jan Redmann – irgendwie.

Merz? Wer ist das?

Die Spannung zwischen Kretschmer und Merz erreicht ein neues Level, als Kretschmer auf die Kanzlerkandidatur-Entscheidung zugunsten von Friedrich Merz reagierte – und zwar mit einem Dank an… Markus Söder! Ja, Sie haben richtig gelesen: Söder wurde von Kretschmer warmherzig in den Arm genommen, während Merz, der neue Kanzlerkandidat, kein einziges Mal erwähnt wurde. Was ein Statement!

Man fragt sich, ob Kretschmer beim nächsten CDU-Treffen einen sicheren Platz am Tisch hat – oder ob er vielleicht plötzlich neben der SPD sitzen darf.