Kritische Analyse der Bilanz der „The Generation Forest eG“ aus Anlegersicht

Published On: Sonntag, 29.09.2024By Tags:

Die „The Generation Forest eG“ (Genossenschaft) hat den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023 vorgelegt, welcher sowohl positive Entwicklungen als auch einige signifikante Risiken und Herausforderungen für Anleger offenbart. Im Folgenden werden die wichtigsten Punkte der Bilanz und des Jahresabschlusses kritisch beleuchtet.

1. Hohe Verluste und kumulierter Verlustvortrag

Ein wesentlicher Kritikpunkt aus Anlegersicht ist der Jahresfehlbetrag von 3,69 Millionen Euro sowie der kumulierte Verlustvortrag von 6,57 Millionen Euro. Das bedeutet, dass die Genossenschaft nicht nur im Jahr 2023, sondern auch in den Vorjahren erhebliche Verluste erwirtschaftet hat.

Risiko: Diese hohen Verluste weisen auf ein strukturelles Problem hin. Die Genossenschaft befindet sich in einer frühen Phase (Phase 1), in der noch keine signifikanten Erträge aus den forstwirtschaftlichen Projekten erwartet werden. Es ist jedoch besorgniserregend, dass solche großen Verluste über mehrere Jahre hinweg angehäuft werden. Dies könnte die finanzielle Stabilität der Genossenschaft langfristig gefährden und den Wert der Geschäftsanteile für die Mitglieder schmälern.

2. Wachstum des Geschäftsguthabens und Eigenkapitals

Positiv hervorzuheben ist das Wachstum des Eigenkapitals, das von 20,4 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 23,4 Millionen Euro im Jahr 2023 angestiegen ist. Ein Großteil davon ist auf die Zunahme des Geschäftsguthabens zurückzuführen, das durch neue Mitglieder und deren Einzahlungen auf Geschäftsanteile um 4,18 Millionen Euro wuchs.

Chancen und Risiken: Obwohl der Anstieg des Eigenkapitals grundsätzlich positiv ist, sollten Anleger vorsichtig sein, da ein erheblicher Teil dieser Steigerung auf Mitgliedereinlagen zurückzuführen ist und nicht auf operative Gewinne. Es stellt sich die Frage, wie nachhaltig dieses Wachstum ist, wenn die Genossenschaft weiterhin Verluste macht und abhängig von neuen Einzahlungen bleibt. Sollte das Mitgliederwachstum stagnieren oder die Genossenschaft Schwierigkeiten haben, neue Investoren zu gewinnen, könnte dies die Eigenkapitalbasis schwächen.

3. Hohe fällige Einzahlungen auf Geschäftsanteile

Ein alarmierender Punkt sind die fälligen Einzahlungen auf Geschäftsanteile, die von 2,99 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 4,39 Millionen Euro im Jahr 2023 gestiegen sind. Dies deutet darauf hin, dass viele Mitglieder ihre Beiträge noch nicht vollständig geleistet haben.

Risiko: Diese offenen Einzahlungen stellen eine Unsicherheit für die Liquidität der Genossenschaft dar. Sollte es zu Zahlungsausfällen kommen, könnte dies die finanzielle Lage weiter verschlechtern. Es ist unklar, wie groß das Risiko tatsächlich ist und ob alle offenen Einzahlungen noch beglichen werden. Eine hohe Zahl an rückständigen Beiträgen könnte auf ein Vertrauensproblem bei den Mitgliedern hinweisen.

4. Liquiditätsprobleme und Rückgang des Umlaufvermögens

Das Umlaufvermögen ist dramatisch von 16,1 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 574.653 Euro im Jahr 2023 gesunken. Insbesondere die flüssigen Mittel (Kassenbestand, Bankguthaben) sind von 2,39 Millionen Euro auf 250.560 Euro geschrumpft.

Risiko: Dieser starke Rückgang des Umlaufvermögens und der Liquidität ist ein ernstzunehmendes Problem. Es zeigt, dass die Genossenschaft möglicherweise nicht genug liquide Mittel hat, um kurzfristige Verpflichtungen oder unvorhergesehene Ausgaben zu decken. Dies könnte bedeuten, dass sie auf zukünftige Einzahlungen von Mitgliedern oder auf Kredite angewiesen ist, um zahlungsfähig zu bleiben. Ein Mangel an Liquidität stellt ein erhebliches Risiko dar, insbesondere wenn die Genossenschaft weiterhin Verluste schreibt.

5. Investitionen in Beteiligungen und Ausleihungen

Ein erheblicher Teil des Anlagevermögens (insgesamt 18,92 Millionen Euro) besteht aus Finanzanlagen. Die Genossenschaft hat umfangreiche Beteiligungen an mehreren Unternehmen in Panama und den Niederlanden. Zudem hat sie große Ausleihungen an ihre Tochterunternehmen, insbesondere an die „Waldmenschen S.A.“ (16,08 Millionen Euro) und „Forestal Filo del Tallo S.A.“ (1,40 Millionen Euro).

Risiko: Die Rentabilität und der Erfolg dieser Ausleihungen und Beteiligungen sind unsicher. Die langfristige Rückzahlung dieser Ausleihungen hängt vom Erfolg der forstwirtschaftlichen Projekte in Panama ab, die erst in vielen Jahren Erträge liefern sollen. Das bedeutet, dass Anleger mit einem sehr langfristigen Zeithorizont rechnen müssen und gleichzeitig das Risiko besteht, dass diese Investitionen nicht den erwarteten Erfolg bringen. Sollten die Tochterunternehmen wirtschaftliche Schwierigkeiten haben, könnte es zu Abschreibungen oder Ausfällen kommen, die die Bilanz der Genossenschaft weiter belasten.

6. Bewertung der Wälder und Unsicherheiten im Gutachten

Das Gutachten zur Bewertung der Wälder der „Waldmenschen S.A.“ gibt dem Forstbesitz zum 31.12.2023 einen Gesamtwert von 36,91 Millionen USD (33,4 Millionen Euro). Dieser Wert basiert auf Schätzungen und Berechnungen, die zahlreiche Annahmen über zukünftige Marktentwicklungen, Zinssätze und Kosten berücksichtigen.

Risiko: Die Bewertung des Waldbestands ist stark von externen Faktoren abhängig, wie z.B. der Entwicklung des Holzmarkts oder Veränderungen bei den Kosten für Forstwirtschaft und Management. Sollten diese Annahmen nicht zutreffen oder es zu Marktstörungen kommen, könnte der tatsächliche Wert der Wälder deutlich niedriger ausfallen. Darüber hinaus wurde eine Risikoprämie von 25 % abgezogen, was die Unsicherheit und das Risiko in Bezug auf die Wertbeständigkeit der Wälder verdeutlicht.

7. Phase 1 der Genossenschaft: Keine kurzfristigen Erträge

Die Genossenschaft befindet sich weiterhin in der sogenannten Phase 1, in der Landkäufe und Aufforstungen finanziert werden, aber kaum Erträge generiert werden. Phase 2, in der durch Holzverkäufe Einnahmen erwartet werden, beginnt erst in etwa 20 Jahren.

Risiko: Anleger müssen sich bewusst sein, dass es in den kommenden Jahren keine signifikanten Erträge geben wird. Das Geschäftsmodell der Genossenschaft ist extrem langfristig ausgelegt, was für viele Anleger, die kurzfristige oder mittelfristige Renditen suchen, problematisch sein kann. Es besteht das Risiko, dass die Genossenschaft in den nächsten Jahren weiterhin Verluste schreibt und auf frisches Kapital angewiesen bleibt.

Fazit

Aus Anlegersicht ist die „The Generation Forest eG“ ein hochspekulatives Investment mit erheblichen Risiken. Die Genossenschaft ist stark von zukünftigen Erträgen abhängig, die erst in mehreren Jahrzehnten erwartet werden können. Die hohen Verluste, die ungewisse Liquiditätssituation und die Abhängigkeit von erfolgreichen Projekten in Panama und den Niederlanden machen die Genossenschaft zu einem Investment, das nur für Anleger mit einem sehr langen Anlagehorizont und hoher Risikobereitschaft geeignet ist. Die in der Bilanz dargestellten Risiken und Unsicherheiten sollten von potenziellen Investoren gründlich geprüft werden, bevor sie in die Genossenschaft investieren.

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