Bilanz 2023:Analyse aus Anlegersicht: reconcept 14 Multi Asset-Anleihe GmbH & Co. KG

Published On: Sonntag, 06.10.2024By Tags:

Die reconcept 14 Multi Asset-Anleihe GmbH & Co. KG emittierte eine Namensschuldverschreibung mit dem Ziel, Kapital für Investitionen in Projekte der erneuerbaren Energien (Wind, Solar) zu beschaffen. Im Geschäftsjahr 2023 zeigt der Jahresabschluss ein komplexes Bild, das sowohl Chancen als auch erhebliche Risiken für Anleger beinhaltet.

Finanzielle Lage:

  • Bilanzielle Überschuldung: Die Gesellschaft weist zum 31.12.2023 ein negatives Eigenkapital in Höhe von 3,3 Mio. EUR aus. Diese bilanzielle Überschuldung wird durch einen sogenannten qualifizierten Rangrücktritt der Anleiheverbindlichkeiten kompensiert, was bedeutet, dass diese Verbindlichkeiten nachrangig gegenüber anderen Gläubigern sind. Dies ermöglicht die Fortführung der Geschäftstätigkeit und vermeidet eine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne. Für Anleger bedeutet dies jedoch ein hohes Risiko, da die Namensschuldverschreibungen im Fall einer Liquidation möglicherweise nicht vollständig bedient werden können.
  • Vermögenswerte: Die Vermögenswerte bestehen im Wesentlichen aus Beteiligungen an Wind- und Solarprojekten, die einen Buchwert von 5,8 Mio. EUR aufweisen. Diese Beteiligungen sollen im Jahr 2024 verkauft werden, um die Rückzahlung der Anleihe sicherzustellen. Der Erfolg dieses Verkaufs ist jedoch von den Marktbedingungen und dem erzielten Verkaufspreis abhängig. Sollte der Verkaufspreis nicht ausreichend sein, könnten Anleger Verluste erleiden.
  • Geringe Liquidität: Die Gesellschaft verfügt über Bankguthaben in Höhe von 990 Tsd. EUR. Das ist ein positives Zeichen, da es die operative Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft kurzfristig sicherstellt. Dennoch ist dies im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten (10 Mio. EUR Anleihe) relativ gering und könnte im Fall von Verzögerungen bei den geplanten Verkäufen problematisch werden.

Ertragslage:

  • Jahresfehlbetrag von 520 Tsd. EUR: Die Gesellschaft schloss das Jahr 2023 mit einem Jahresfehlbetrag von 520 Tsd. EUR ab. Dies resultiert hauptsächlich aus hohen Zinsaufwendungen von 450 Tsd. EUR für die Namensschuldverschreibungen sowie sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 76 Tsd. EUR. Da keine Erträge aus den Beteiligungen ausgewiesen wurden, könnte dies darauf hindeuten, dass die Projekte, in die investiert wurde, derzeit nicht die erwarteten Erträge liefern. Für Anleger bedeutet dies, dass die erwarteten Ausschüttungen nicht erreicht wurden und die Anleihe ein Verlustgeschäft bleiben könnte, sofern sich die Ertragslage nicht verbessert.

Prognose für 2024:

  • Verkauf der Beteiligungen: Die zentrale Strategie für das Jahr 2024 ist der Verkauf der wesentlichen Beteiligungen, um die Rückzahlung der Namensschuldverschreibungen und die Zinszahlungen sicherzustellen. Die genannten Projekte umfassen Windparks in Mihla, Pfaffengrün, Jetsch und Heyen, die bereits seit mehreren Jahren in Betrieb sind. Ein Scheitern dieser Verkaufsverhandlungen würde die Rückzahlung der Anleihe gefährden und könnte zu einem Totalverlust für die Anleger führen.
  • Risiko eines unzureichenden Verkaufserlöses: Das größte Risiko besteht darin, dass der Veräußerungserlös nicht ausreichend ist, um die 10 Mio. EUR Anleihekapital plus Zinsen (450 Tsd. EUR) zurückzuzahlen. In diesem Fall würde die reconcept-Gruppe versuchen, die Liquiditätslücke zu schließen, aber es besteht keine Garantie, dass dies erfolgreich gelingt. Anleger sollten sich daher bewusst sein, dass die Rückzahlung stark von den Erfolgen dieser Verkäufe abhängt und die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts nicht ausgeschlossen werden kann.

Chancen:

  • Höhere Einspeisevergütungen und Strompreise: Sollten die Strompreise oder die Einspeisevergütungen in den verbleibenden Jahren der Wind- und Solarprojekte steigen, könnte dies den Wert der Beteiligungen erhöhen und somit den Verkaufserlös steigern. Dies könnte die Rückzahlung der Namensschuldverschreibungen unterstützen und das Risiko eines Verlusts verringern.
  • Wachsende Nachfrage nach erneuerbaren Energien: Die Nachfrage nach erneuerbaren Energieprojekten ist im Aufwind, und Investitionen in Wind- und Solarprojekte können angesichts der politischen und ökologischen Entwicklungen in Europa eine positive Preisentwicklung erfahren. Sollte die reconcept-Gruppe einen starken Käufermarkt nutzen, könnte der Erlös aus den Verkäufen die Erwartungen übertreffen.

Risiken:

  • Zinsrisiko und Fremdkapitalstruktur: Die Namensschuldverschreibungen sind nachrangig, und die Zinszahlungen belaufen sich auf 450 Tsd. EUR pro Jahr. Dies bindet Liquidität und erschwert eine Flexibilität im Umgang mit unvorhergesehenen Kosten. Sollte der Verkauf der Beteiligungen nicht erfolgreich sein, könnten diese Zinsverpflichtungen die Situation zusätzlich verschärfen.
  • Totalverlustrisiko: Für die Anleger der Namensschuldverschreibungen besteht ein hohes Risiko des Totalverlusts. Die Anleihe ist nachrangig, was bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz oder Liquidation alle anderen Verbindlichkeiten zuerst bedient werden, bevor die Anleger der Namensschuldverschreibungen Ansprüche geltend machen können. Bei einer unzureichenden Rückzahlung der Anleihekapitalsummen würde das eingesetzte Kapital verloren gehen.

Fazit für Anleger:

Die reconcept 14 Multi Asset-Anleihe GmbH & Co. KG befindet sich in einer finanziell angespannten Lage. Die Gesellschaft ist bilanziell überschuldet und hängt stark von der Veräußerung ihrer Beteiligungen ab, um die Rückzahlung der Namensschuldverschreibungen zu gewährleisten. Das bedeutet, dass Anleger einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, insbesondere, wenn die Verkäufe nicht den benötigten Erlös erzielen.

Für risikobereite Anleger besteht die Chance, von einem positiven Ausgang der Beteiligungsverkäufe zu profitieren. Die wachsende Nachfrage nach erneuerbaren Energien könnte die Verkaufschancen verbessern. Jedoch ist das Risiko eines Totalverlusts hoch, und Anleger sollten dies bei ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen.

Empfehlung: Diese Anleihe eignet sich nur für sehr risikobereite Anleger, die bereit sind, den möglichen Verlust ihres Kapitals in Kauf zu nehmen. Eine sorgfältige Beobachtung der Verkaufsverhandlungen und der Marktbedingungen für erneuerbare Energien ist für bestehende Investoren und potenzielle Interessenten unerlässlich.

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