Danil Blazek: Grundsätzlich ist es sehr erfreulich, dass Menschen beginnen, das gebundene Kapital in der eigenen Immobilie als finanzielle Ressource im Alter zu erkennen. Es gibt heute eine Vielzahl an Modellen – vom klassischen Darlehen bis zum Teilverkauf –, die es ermöglichen, im gewohnten Zuhause wohnen zu bleiben und gleichzeitig mehr finanzielle Freiheit zu gewinnen. Die richtige Lösung hängt aber stark vom persönlichen Lebensmodell, Gesundheitszustand und finanziellen Ziel ab.
Können Sie uns einen Überblick über die gängigsten Möglichkeiten geben?
Blazek: Gerne. Für viele kommen zunächst klassische Immobilienkredite oder Hypotheken in Frage – hier bleibt man Eigentümer, muss aber Zins und Tilgung tragen. Wer monatlich weniger zahlen will, kann auf einen Seniorenkredit mit Tilgungsaussetzung zurückgreifen. Beliebt ist auch die Umkehrhypothek: Man erhält monatlich Geld, muss nichts zurückzahlen, aber die Schulden wachsen mit – das ist etwas für Menschen mit klarer Planungsperspektive.
Was ist mit den Modellen, bei denen man sein Haus verkauft, aber wohnen bleiben darf?
Blazek: Genau, auch das ist eine Option – etwa über einen Verkauf mit Wohnrecht oder Nießbrauch. Man erhält entweder eine Einmalzahlung oder eine Art Rente, bleibt aber dank Grundbucheintrag abgesichert. Alternativ gibt es den Verkauf mit Rückmietung, bei dem man einen Mietvertrag abschließt. Das hat Vorteile, weil es mehr Flexibilität gibt – aber natürlich auch Nachteile: Man ist dann nicht mehr Eigentümer.
Welche rechtlichen Fallstricke sehen Sie?
Blazek: Wichtig ist, dass man genau prüft, welche Rechte im Grundbuch eingetragen werden – vor allem beim Wohnrecht. Auch bei Rentenverträgen sollte man sich über die Laufzeit und Rücktrittsrechte informieren. Hohe Vermittlungskosten, versteckte Klauseln und mangelnde Transparenz bei der Bewertung der Immobilie können problematisch werden. Deshalb empfehle ich dringend: juristischen Rat einholen, bevor man unterschreibt.
Gibt es Fälle, in denen Sie von solchen Modellen abraten würden?
Blazek: Ja, wenn jemand zum Beispiel noch offene Restschulden hat oder gesundheitlich so eingeschränkt ist, dass langfristige Planungen nicht sinnvoll erscheinen. Oder wenn Kinder die Immobilie übernehmen wollen und es eine familieninterne Lösung geben könnte. Auch wer in einem sehr ländlichen Gebiet wohnt, hat es oft schwerer, gute Angebote zu finden.
Was ist Ihr wichtigster Rat an Seniorinnen und Senioren, die ihre Immobilie „rentenfähig“ machen wollen?
Blazek: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen – und vor allem: nicht von Hochglanzbroschüren blenden lassen. Es geht hier um existenzielle Entscheidungen. Wer sich rechtzeitig beraten lässt, kann seine Immobilie sinnvoll nutzen, ohne später Überraschungen zu erleben. Und: Es muss nicht immer gleich der Verkauf sein. Oft reicht schon ein gut strukturierter Kredit oder eine Umschuldung, um die Rente aufzustocken.
HerrBlazek, vielen Dank für das Gespräch.
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