Verbraucher verschenken Geld bei der Hausfinanzierung

Published On: Dienstag, 17.01.2012By

Viele Verbraucher aus Schleswig-Holstein holen sich bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein Rat, wenn es um die Anschlussfinanzierung ihrer Immobilie geht.

Wenn die Zinsbindungsfrist endet – der Darlehensvertrag also ausläuft – müssen die Verbraucher neue Konditionen vereinbaren. Leider stellen die Experten der Verbraucherzentrale immer wieder fest, dass Hausbesitzer zu geringe Tilgungsraten vereinbart und keine Sondertilgungen geleistet haben. Fazit: Der Bauherr zahlt für einen 100.000-Euro-Kredit über 50.000,- € Zinsen mehr als nötig wäre.
Ca. 40 Jahre dauert die Rückzahlung bei einer anfänglich üblichen Tilgung von 1% pro Jahr. Am Ende der 1. Laufzeit (nach 10 oder 15 Jahren) steht dann weiterhin eine unverhältnismäßig hohe Restschuld. Dies auch deshalb, da kaum ein Verbraucher von Sondertilgungsmöglichkeiten Gebrauch gemacht hat, obwohl der Darlehensvertrag dies vorsah.
Dabei ist es gleich doppelt schädlich, wenn diese Sondertilgungen nicht erbracht werden. Zum einen hat man sich das Recht auf eine Sondertilgung meist mit einem höheren Darlehenszins teuer erkauft und zum anderen zahlt man einen hohen Anteil an Zinsen, da sich das Verhältnis zwischen Zins und Tilgung innerhalb der Rate des Annuitätendarlehens ohne Sondertilgung kaum verschiebt.

Ein Rechenbeispiel:
Bei einem Darlehensbetrag von 100.000,- € zu einem Zinssatz von 4% p.a. und einer anfänglichen Tilgung von 1% (Annuitätendarlehen) ergeben sich nach Ablauf einer zehnjährigen Zinsbindungsfrist die folgenden Werte:
* Ohne Sondertilgung verbleibt eine Restschuld von 87.729,18 €, in dieser Zeit wurden Zinsen von 37.729,18 € gezahlt.

* Mit Sondertilgungen von jährlich 2,5 % der ursprünglichen Darlehenshöhe (2500,- €) jeweils zum Jahresbeginn verbleibt eine Restschuld von 56.383,42 €, in dieser Zeit wurden Zinsen von 31.383,42 € gezahlt.

Allein die Zinsersparnis in den ersten 10 Jahren beträgt 6.345,76 €. Wesentlich eindrucksvoller wird die Rechnung aber, wenn nicht innerhalb der Zinsbindungsfrist, sondern der Gesamtlaufzeit der Finanzierung verglichen wird. Ohne Sondertilgung kosten die 100.000,- € bei einem angenommenen Zinssatz von dauerhaft 4% stolze 101.971,19 €. Für eine Eigentumswohnung die 100.000,- € kostete, hat der Käufer dann über 200.000,- € gezahlt. Der hohe Betrag kommt zustande, da ohne Sondertilgungen eine Laufzeit von ca. 40 Jahren erforderlich ist. Wer dagegen von den Sondertilgungsmöglichkeiten Gebrauch gemacht hat, ist in ca. 23 Jahren fertig und hat nur 47.482,02 € Zinsen gezahlt und dabei 54.489,17 € eingespart.

Da die Kreditinstitute nicht von sich aus auf die jährliche Sondertilgung hinweisen – sie verdienen dann ja weniger – sollte sich jeder Haus- oder Wohnungbesitzer den jährlichen Zahlungstermin rot im Kalender anstreichen.
Wenn ein Darlehen in den nächsten Monaten ausläuft oder Wege gefunden werden sollen, um das für Sondertilgungen nötige Geld anzusparen, bietet die Verbraucherzentrale unabhängigen Rat.

Quelle:VBZ-SH

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