Die DAK-Gesundheit, eine der größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands, hat alarmierende Daten zum Abrechnungsbetrug im Gesundheitssektor veröffentlicht. Die Auswertung zeigt einen deutlichen Anstieg der finanziellen Schäden durch betrügerische Praktiken bei der Abrechnung von Gesundheitsleistungen.
Konkrete Zahlen offenbaren das Ausmaß des Problems: In den Jahren 2022 und 2023 beliefen sich die ungerechtfertigten Ausgaben auf insgesamt 17,66 Millionen Euro. Dies stellt eine signifikante Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren 2020 und 2021 dar, in denen die Summe bei 12,1 Millionen Euro lag. Besonders bemerkenswert ist dieser Anstieg vor dem Hintergrund, dass während der Hochphase der Corona-Pandemie bestimmte Prüfvorgaben ausgesetzt waren, was theoretisch zu einer Unterschätzung des tatsächlichen Betrugsvolumens in diesem Zeitraum geführt haben könnte.
Die Betrugsformen sind vielfältig und oft schwer zu erkennen. Zu den häufigsten Methoden zählen:
1. Abrechnung nicht erbrachter Leistungen: Hierbei werden Behandlungen oder Dienste in Rechnung gestellt, die tatsächlich nie stattgefunden haben.
2. Gefälschte Rezepte: Betrüger manipulieren oder fälschen Verschreibungen, um unberechtigterweise an Medikamente zu gelangen oder diese abzurechnen.
3. Upcoding: Eine Praxis, bei der Leistungserbringer bewusst falsche oder überhöhte Abrechnungscodes verwenden, um höhere Erstattungen zu erzielen.
4. Doppelabrechnung: Dieselbe Leistung wird mehrfach oder bei verschiedenen Kostenträgern abgerechnet.
5. Phantompatienten: Erfundene Patienten werden angelegt, um fiktive Leistungen abzurechnen.
Die Zunahme des Abrechnungsbetrugs stellt nicht nur eine finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem dar, sondern untergräbt auch das Vertrauen in die Integrität des gesamten Sektors. Experten warnen, dass die steigenden Kosten letztendlich von allen Versicherten durch höhere Beiträge getragen werden müssen.
Als Reaktion auf diese Entwicklung verstärken Krankenkassen wie die DAK-Gesundheit ihre Kontrollmechanismen. Dazu gehören:
– Einsatz von KI-gestützten Analysesystemen zur Erkennung verdächtiger Abrechnungsmuster
– Intensivierte Schulungen für Mitarbeiter zur Aufdeckung von Betrugsversuchen
– Engere Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden
– Verstärkte Aufklärungsarbeit bei Leistungserbringern und Versicherten
Gesundheitsexperten fordern angesichts dieser Zahlen eine branchenweite Initiative zur Bekämpfung des Abrechnungsbetrugs. Sie betonen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes, der präventive Maßnahmen, verbesserte Kontrollen und härtere Sanktionen für Betrüger umfasst.
Die DAK-Gesundheit plant, ihre Bemühungen zur Aufdeckung und Prävention von Abrechnungsbetrug weiter zu intensivieren. Gleichzeitig ruft sie andere Akteure im Gesundheitswesen dazu auf, gemeinsam gegen diese Form der Wirtschaftskriminalität vorzugehen, um das Vertrauen in das System zu stärken und die finanziellen Ressourcen dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden – in der Patientenversorgung.
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