Ein US-Behördenfehler bringt einen Familienvater ins Gefängnis nach El Salvador – und wirft ein Schlaglicht auf die Härte der neuen Trump-Politik.
Beltsville, Maryland. Kilmar Abrego Garcia hatte sich den amerikanischen Traum erarbeitet: Arbeit, Eigenheim, Familie. Doch was wie eine Erfolgsgeschichte begann, endete abrupt – mit einer Verhaftung durch US-Einwanderungsbehörden im März 2025. Vor den Augen seines 5-jährigen Sohnes wurde der 29-Jährige aus einem Ikea-Parkplatz heraus festgenommen – und nur Tage später nach El Salvador abgeschoben.
Ein schwerwiegender Fehler
Dabei hätte Abrego Garcia gar nicht abgeschoben werden dürfen. Bereits 2019 hatte ein Einwanderungsgericht entschieden, dass er wegen drohender Verfolgung durch kriminelle Banden nicht in sein Heimatland zurückgeführt werden darf – ein rechtlich bindender Beschluss.
Doch die Behörden ignorierten dieses Urteil. Erst nachdem er bereits in das berüchtigte CECOT-Gefängnis von El Salvador gebracht wurde, gab das Justizministerium den Fehler zu – als „administrativen Irrtum“.
Eine Familie zerbricht
Abrego Garcia hinterlässt eine verzweifelte Familie: seine Frau Jennifer, zwei Stiefkinder und einen fünfjährigen autistischen Sohn. Alle sind US-Bürger. Der Junge hat seit der Verhaftung große Angst, sucht den Geruch seines Vaters in dessen Arbeitskleidung, wie die Anwältin der Familie berichtet.
„Ich habe meinen Lebenspartner verloren, meine Kinder ihren Vater“, schreibt Jennifer in einer bewegenden Stellungnahme.
Der Junge kann aufgrund seiner Behinderung nicht sprechen, zwei weitere Kinder haben Autismus und Epilepsie. Die Familie ist dringend auf die Unterstützung des Vaters angewiesen.
Vorwürfe und fragwürdige Methoden
Die Trump-Regierung rechtfertigte die Abschiebung nachträglich mit dem Vorwurf, Abrego Garcia sei ein MS-13-Bandenchef. Belege für diese Behauptung wurden keine vorgelegt. Seine Anwälte und frühere Betreuer widersprechen vehement: Er sei fälschlich profiliert worden, etwa wegen eines Bulls-Caps und eines Hoodies, den seine Frau ihm geschenkt hatte – Kleidungsstücke, die angeblich gangtypisch seien.
„Er wusste nichts über MS-13“, so seine Anwältin Lucia Curiel. „Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort – und hatte keine Stimme.“
Systemisches Problem oder Einzelfall?
Die Organisation CASA und andere Menschenrechtsgruppen sprechen von einem Muster von rechtswidrigen Abschiebungen. Auch in anderen Fällen habe ICE (Immigration and Customs Enforcement) in der Vergangenheit geltende Gerichtsurteile ignoriert oder verdreht.
Der Fall Abrego Garcia symbolisiert aus ihrer Sicht eine Politik der Angst, Willkür und systematischen Entrechtung von Menschen ohne US-Pass – selbst wenn diese rechtlich geschützt sind oder Teil von US-Familien sind.
Ein ganzes Viertel in Angst
In Beltsville, wo Abrego Garcia lebte, sorgt der Vorfall für Angst in der wachsenden lateinamerikanischen Community. Viele fürchten, wegen banaler Merkmale wie Kleidung, Hautfarbe oder Tattoos ins Visier zu geraten.
„Wir sind nicht alle Kriminelle“, sagt ein Anwohner. „Aber einer macht einen Fehler, und wir alle zahlen den Preis.“
Fazit: Wenn Justizversagen Leben zerstört
Der Fall Kilmar Abrego Garcia zeigt drastisch, wie schnell rechtlicher Schutz in politischen Zeiten wie diesen ignoriert werden kann – mit weitreichenden menschlichen Folgen.
Ein Familienvater, integriert, fleißig, mit dokumentiertem Bleiberecht – abgeschoben in eines der gefährlichsten Gefängnisse der Welt. Und das in einem Land, das sich Rechtsstaatlichkeit auf die Fahne schreibt.
Die Forderung der Familie ist klar: Kilmar muss zurück.
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