Mediziner haben die angespannte Situation an den Kinderkliniken in Deutschland scharf kritisiert. In einem Interview mit dem Magazin „Stern“ erklärte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Prof. Dr. Gernot Hoffmann, dass die Stationen häufig überbelegt seien. Diese Überlastung beschränke sich nicht mehr nur auf die Zeiten der Infektionswellen, sondern sei mittlerweile zu einem dauerhaften Problem geworden.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Ein wesentlicher Faktor ist der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal. Viele erfahrene Pflegekräfte haben in den letzten Jahren den Beruf aufgrund der hohen Belastung und der oft als unzureichend empfundenen Bezahlung verlassen. Gleichzeitig steigt die Zahl der jungen Patienten, die auf eine stationäre Behandlung angewiesen sind, kontinuierlich an.
Um die Situation zu entschärfen und eine adäquate Versorgung der kleinen Patienten sicherzustellen, sind nach Ansicht von Experten dringend Maßnahmen erforderlich. Prof. Dr. Jörg Dötsch, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), sieht eine Möglichkeit darin, finanzielle Anreize zu schaffen, um Pflegekräfte, die bereits in Rente sind, für eine Rückkehr in den Beruf zu gewinnen. Durch ihre langjährige Erfahrung könnten sie einen wertvollen Beitrag leisten, um die angespannte personelle Situation zu entlasten.
Darüber hinaus fordern die Mediziner eine bessere finanzielle Ausstattung der Kinderkliniken, um die Arbeitsbedingungen für das Personal zu verbessern und die Attraktivität des Berufs zu steigern. Nur so könne langfristig eine hochwertige medizinische Versorgung für die jüngsten Patienten gewährleistet werden.
Die Politik ist nun gefordert, gemeinsam mit den Vertretern des Gesundheitswesens nach Lösungen zu suchen, um die Krise an den Kinderkliniken zu bewältigen. Dazu gehören neben einer angemessenen Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen für das Personal auch strukturelle Veränderungen im Gesundheitssystem, die eine bedarfsgerechte Versorgung sicherstellen.
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