Agri-Photovoltaik: Landwirtschaft und Energiegewinnung auf einer Fläche – Lohnt sich das Konzept?
Immer mehr Landwirte interessieren sich für Agri-Photovoltaik, bei der landwirtschaftliche Nutzung und Stromerzeugung kombiniert werden. Die Versuchsanlage in Grub bei München liefert nun erste Erkenntnisse, wie die landwirtschaftliche Praxis zwischen Solarmodulen tatsächlich funktioniert. Die Anlage soll aufzeigen, welche Systeme sich am besten eignen, um eine Balance zwischen Ernte und Stromproduktion zu finden.
Die Versuchsanlage in Grub: Verschiedene Anlagen-Typen im Test
Die sechs Hektar große Agri-PV-Testfläche des Bayerischen Staatsgutes in Grub umfasst drei verschiedene Photovoltaik-Anlagen, die auf separaten Flächen installiert sind. Die Anlage soll nicht nur die technische Machbarkeit testen, sondern auch herausfinden, wie effizient und praktikabel die Kombination aus Landwirtschaft und Solarenergie ist.
- Getrackte Module: Die nachgeführten Solarmodule passen ihre Position an den Stand der Sonne an, um eine möglichst hohe Stromausbeute zu erreichen.
- Vertikale „Zaunanlagen“: Diese platzsparende Variante nutzt vertikal angeordnete Module, die zwölf bis 24 Meter auseinander stehen und Platz für den Ackerbau lassen.
- Hochaufgeständerte Module: In fünf Metern Höhe aufgeständerte Solarmodule ermöglichen den Anbau direkt unterhalb der Module.
Ein Bereich ohne Photovoltaik dient als Vergleichsfläche, um die Auswirkungen der Anlagen auf die Ernteerträge und landwirtschaftlichen Abläufe zu analysieren.
Herausforderungen bei der Ernte und Bearbeitung
Die erste Ernte im Sommer zeigte, dass die Landwirte vor neuen Herausforderungen stehen. Mähdrescherfahrer Andreas Schmid berichtet, dass die enge Platzierung der Module häufige Lenkmanöver erfordert, wodurch sich die Arbeit erschwert und verlängert. Auch beim Pflügen und Düngerstreuen ergaben sich Anpassungsprobleme. Das Pflügen dauerte länger, da nach jeder Modulreihe neu angesetzt werden musste, und beim Düngen erwies sich die Zaunanlage als besonders schwierig: Der Dünger prallte an den Modulen ab, was zu ungleichmäßiger Verteilung führte.
Erträge unter den Modulen meist geringer – mit positiven Ausnahmen
Die Wissenschaftler des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) in Straubing beobachteten eine generelle Reduktion der Erträge auf den Flächen mit Solarmodulen im Vergleich zu unbeschatteten Flächen. Lediglich bei der getrackten Anlage mit einem Abstand von 24 Metern war der Ertrag um etwa zehn Prozent höher als auf dem freien Feld. Bei den hochaufgeständerten Modulen hingegen war der Gerstenertrag um etwa ein Drittel niedriger als auf der Vergleichsfläche.
Finanzieller Anreiz durch Stromertrag und Förderungen
Trotz der zusätzlichen Arbeit und geringeren landwirtschaftlichen Erträge kann sich Agri-PV für viele Landwirte dennoch finanziell lohnen. Laut Jonas Böhm vom Thünen-Institut in Braunschweig liegt das vor allem an der hohen Wertschöpfung, die durch den Solarstrom erzielt wird. Während die landwirtschaftliche Nutzung nur wenige Prozent zum Gesamtertrag beiträgt, wird für Agri-PV-Flächen eine höhere Einspeisevergütung gewährt als für reine Freiflächenanlagen. Agri-PV-Anlagen genießen zudem steuerliche Vergünstigungen bei der Erbschafts- und Grundsteuer und werden in vielen Fällen schneller genehmigt.
Kosten für Stromkunden
Doch der Mehrwert durch die Kombination von Landwirtschaft und Stromerzeugung hat seinen Preis: „Der Stromkunde zahlt letztlich mehr für den hier produzierten Strom“, erklärt Böhm. Die Förderung für Agri-PV-Anlagen verteuert den Strom, sodass Verbraucher für die gleichzeitige Flächennutzung zur landwirtschaftlichen Produktion oder Weidewirtschaft einen Aufpreis tragen.
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