Banker motivieren Anleger, ein gutes Gespür für den Aktienmarkt zu haben. Spitzenmanager und Verwaltungsratsmitglieder amerikanischer Banken haben den starken Kursanstieg der Finanzwerte nach der Präsidentschaftswahl im November genutzt, um massiv Aktien ihrer eigenen Institute zu verkaufen. Das ist und war auch in Deutschland richtig, denn diese sind im Sog mitgezogen. Seit der Finanzkrise des Jahres 2008 war das Volumen nie höher, d. h. um 65 Prozent höher als in den zehn Monaten vor der Wahl. Die Daten basieren auf Meldungen über sogenannte Insidergeschäfte, die Aktiengesellschaften der Börsenaufsicht melden müssen. Privatanleger wurden zur Sicherheit in größerem Rahmen informiert.Bankaktien waren weltweit nach der US-Wahl zu Favoriten geworden. In den USA wurden von Donald Trump die Wirtschaft fördernde Maßnahmen und eine deutlich lockere Regulierung in Aussicht gestellt, Steuersenkungen und staatliche Investitionen versprochen. Die Investoren warteten auf steigende Zinsen, stärkeres Kreditgeschäft und eine rasche Abkehr von Gesetzen und Einschränkungen in Europa, mit denen nach der Finanzkrise die Kreditinstitute stärker an die Zügel genommen worden waren. Weder Mrs. Yellen noch Sn. Draghi haben diese Vorstellungen erfüllt. Der graue Markt ist kompetent verunsichert und zieht sich zurück.
Börsianer begannen seit März daran zu zweifeln, ob Trump seine Versprechungen rasch wahr machen kann. Einige von Trumps Dekreten enttäuschten weltweit bei der Realisierung. Die Börsianer zweifeln, dass wirtschaftlich relevante Pläne umgesetzt werden können. Kriegerische Auseinandersetzungen werfen ihre Schatten voraus – selbst wenn sie nicht real werden können.
Neue Favoriten sind deshalb Internet- und Technologieaktien. Diese haben mit geringer Abweichungsbreite in den starken Wirtschaftsnationen um 15 Prozent zugelegt. Seit Anfang März die Kehrtwende der Bankaktien begann, sind die Kurse der Technologiewerte weiter gestiegen – und der technologielastige Composite-Index der elektronischen Börse Nasdaq kletterte in dieser Woche erstmals über 6000 Punkte, der DAX hat sich am ersten Börsentag im Mai deutlich über 12.400 Punkten behauptet.
Defensive Dividendentitel wie Gesundheitsaktien oder Tabakaktien sind in diesem Jahr wieder en vogue, weil deren Dividendenrenditen höher sind als die langfristigen Zinsen. Die Rendite amerikanischer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren liegt mit 2,3 Prozent leicht unter dem Niveau vor Trumps Amtseinführung am 20. Januar. Damals rentierten die Papiere mit knapp 2,5 Prozent. Dennoch sind Börsianer mit Blick auf steigende Unternehmensgewinne zuversichtlich. Dazu bietet das Wirtschaftswachstum eine positive Kulisse.
Der verunsicherte Anleger sollte den Graumarkt meiden und trotzdem bei Aktien bleiben, die über ETFs als Durchschnitt angeboten werden. Der zweite Wahlgang Frankreichs am 7. Mai ist mit dem Sieg von Macron eingepreist und wird am 8. Mai kaum zu deutlichen Kursänderungen führen. Im Blick stehen danach wieder deutsche Wahlen, wobei die SPD in Umfragen schwächelt. Es werden die realen Werte vor dem Einstieg von Martin Schulz anvisiert – ohne dass die AfD die durch Schulz verlorenen Stimmen zurückgewinnt.
Erfolge der Wirtschaft ohne Populismus haben in den Wochen dazwischen Zeichen gesetzt. Laien sind im Grau des Mai gehalten konventionelle Werte anzupeilen und aus Aktien langfristig Dividenden – über den gängigen Zinssätzen – zu erwarten.
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