In den USA wurde offenbar der Frühjahrsputz in der nationalen Sicherheitsarchitektur eingeläutet – allerdings nicht mit Besen und Putzmittel, sondern mit einem Rauswurf deluxe. Medienberichten zufolge durfte NSA-Direktor Timothy Haugh gestern Abend (Ortszeit) seine Sachen packen. Ob er seinen Bürostuhl gleich mitgenommen hat, ist nicht bekannt.
Neben Haugh wurde auch seine Stellvertreterin Wendy Noble aus dem Verkehr gezogen – wobei, ganz raus ist sie nicht: Sie darf nun ihre Expertise im Pentagon als Dekorationsstück im Büro des Unterstaatssekretärs für Nachrichtendienste einbringen. Auch schön.
Als frischer Ersatz rücken William Hartmann als amtierender NSA-Chef und Sheila Thomas als seine Nummer zwei nach – quasi das neue Dream-Team aus der zweiten Reihe. Warum sich mit außenpolitischem Know-how aufhalten, wenn man einfach rotieren kann?
Die Signal-Affäre: Wenn Sicherheit zur Privatsache wird
Hintergrund des personellen Kehraus ist – Trommelwirbel – die Signal-Gate-Affäre. Offenbar hatte man im Nationalen Sicherheitsrat die revolutionäre Idee, hochsensible US-Militäraktionen im Jemen über ein nicht abhörsicheres Chatprogramm zu koordinieren. Vielleicht, weil WhatsApp gerade ein Update gemacht hat?
Dass dabei interne Informationen an die Medien sickerten, überrascht niemanden – außer vielleicht die, die dachten, Signal sei das neue Fort Knox. Als Konsequenz wird jetzt „neu strukturiert“. In Washington bedeutet das in der Regel: Köpfe rollen, aber niemand übernimmt Verantwortung.
Laura Loomer – jetzt auch im Personalwesen aktiv
Besonders charmant ist der zeitliche Zufall: Nur einen Tag vor der Entlassungswelle spazierte die bekannte rechte Verschwörungstheoretikerin Laura Loomer in das Präsidentenbüro und soll Trump eine Liste mit „illoyalen“ Mitarbeitern überreicht haben. Natürlich rein zufällig. Und natürlich gibt es überhaupt keinen Zusammenhang zu den Entlassungen. Nur ein bisschen magisches Timing.
Vielleicht sollten demnächst gleich Telegram-Gruppen und Twitter-Umfragen über Personalbesetzungen entscheiden. Das wäre wenigstens transparent.
Fazit:
Die US-amerikanische Sicherheitspolitik gleicht zunehmend einer Reality-Show. Nur dass das Drehbuch nicht geschrieben, sondern improvisiert wird – mit Exklusivlisten, abgehörten Chatnachrichten und der großen Illoyalitätskeule. Was kommt als Nächstes? Eine Talentshow für Geheimdienstchefs?
Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die neuen Sicherheitsköpfe wissen, wo man das Mikrofon bei Signal stummschaltet.
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