US-Präsident Donald Trump hat erneut mit einem drastischen Schritt in die internationale Wirtschaftsordnung eingegriffen: Mit einer neuen, weitreichenden Zollpolitik will er die Handelsbeziehungen der USA neu ordnen – oder besser gesagt: umkrempeln. Während seine Anhänger in dieser Strategie kluges Verhandlungsgeschick sehen, befürchten Kritiker wachsende Unsicherheit, steigende Preise und eine Eskalation im globalen Handel.
Tarife als Druckmittel: Der Trump-Ansatz
Trump verfolgt einen klaren Kurs: Länder, die hohe Zölle auf US-Waren erheben oder aus seiner Sicht unfaire Handelspraktiken betreiben, sollen zur Kasse gebeten werden. Seine Lösung: Gegenzölle auf Importe. Diese Strategie verfolgt er bereits seit seiner ersten Amtszeit – damals insbesondere gegen China, Kanada, Mexiko und die Europäische Union.
In seiner neuen Amtsperiode, die Anfang 2025 begann, geht Trump noch einen Schritt weiter: Zölle sollen nun auf alle Länder mit einem Handelsbilanzdefizit gegenüber den USA erhoben werden. Besonders betroffen wären China, die EU, Mexiko und Vietnam – alles Länder mit Milliardenüberschüssen im Handel mit den Vereinigten Staaten.
Die genaue Ausgestaltung der Zölle bleibt jedoch vage. Trump kündigte einen „Tag der Befreiung“ an, an dem die neuen Zölle offiziell verkündet werden sollen. Die Rede ist von Erhöhungen bis zu 60 % auf bestimmte Waren. Ein White-House-Termin in der Rosengarten-Zeremonie war für die offizielle Bekanntgabe vorgesehen – doch selbst enge Berater räumten ein, dass bis kurz davor noch an Details gefeilt wurde.
Verhandlungstaktik oder wirtschaftlicher Blindflug?
Für Trump sind die Zölle ein Verhandlungstool. Wer künftig günstiger in die USA exportieren will, müsse entweder die eigenen Zölle senken oder Produktionsstandorte in den USA aufbauen. Ein Beispiel: Vietnam senkte kürzlich seine Zölle auf US-Autos, Flüssiggas und Ethanol – offenbar in der Hoffnung, von Strafzöllen verschont zu bleiben.
Allerdings werfen viele Experten die Frage auf: Gibt es überhaupt einen übergeordneten Plan?
Selbst konservative Ökonomen sprechen von einer „chaotischen“ Umsetzung. Mal werden Zölle angekündigt, dann wieder verschoben – wie zuletzt bei Kanada und Mexiko. Beobachter wie Stephen Moore, ein Trump-naher Wirtschaftsberater, nennen das Ganze „strategisch brillant, aber taktisch verwirrend“. Andere, wie Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen, sehen darin reines Machtgehabe ohne wirtschaftlichen Sachverstand.
Wirtschaftliche Folgen: Inflation, Unsicherheit, Reputationsverlust
Die US-Wirtschaft reagiert nervös. Der Aktienmarkt zeigte im März die schwächste Entwicklung seit über einem Jahr, und das Vertrauen der Verbraucher ist deutlich gesunken. Laut einer aktuellen Umfrage befürchten 69 % der Amerikaner steigende Preise durch die neuen Zölle – und 70 % gehen davon aus, dass die USA auf eine Rezession zusteuern.
Besonders betroffen wären dabei einfache Verbraucher, denn Zölle auf Importe bedeuten in der Regel höhere Endpreise im Supermarkt, an der Tankstelle oder im Elektronikhandel. Gerade in Zeiten hoher Inflation wirkt eine solche Politik wie ein Brandbeschleuniger.
Ein Präsident als Dealmaker – mit begrenztem Erfolg
Trumps wirtschaftspolitischer Stil ist eindeutig: Er versteht sich als Macher, als Dealmaker. Alles ist verhandelbar – auch Zölle. Doch Kritiker werfen ihm vor, die USA wirtschaftlich zu isolieren und langfristig Vertrauen bei wichtigen Handelspartnern zu verspielen. Die zentrale Frage bleibt: Kann man mit kurzfristigem Druck langfristige Vorteile erzielen – oder zahlt am Ende die eigene Bevölkerung die Zeche?
Ein prominenter Wirtschaftswissenschaftler brachte es auf den Punkt: „Die Politik verfolgt die falschen Ziele, wird schlecht umgesetzt und trifft am Ende die Falschen – nämlich amerikanische Haushalte und Unternehmen.“
Fazit:
Donald Trumps neue Zolloffensive mag aus seiner Sicht eine konsequente Fortsetzung seines „America First“-Kurses sein – doch ökonomisch droht sie, mehr Schaden als Nutzen zu verursachen. In einer globalisierten Welt kann Protektionismus leicht zum Bumerang werden.
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