SabioTrade wirbt mit einem verlockenden Angebot: Anleger sollen mit finanzierter Handelskapazität große Gewinne erzielen können, ohne eigenes Kapital zu riskieren. Die Plattform stellt „kontofinanzierte“ Handelsmodelle bereit, bei denen Nutzer eine „Herausforderung“ bestehen müssen, um ein echtes Trading-Konto zu erhalten. Doch bei genauer Betrachtung ergeben sich einige kritische Punkte für Verbraucher:
1. Zahlungspflichtige Teilnahme an „Herausforderungen“
- Kunden müssen eine einmalige Gebühr zahlen, um sich für ein finanziertes Konto zu qualifizieren.
- Risiko: Es gibt keine Garantie, dass ein Teilnehmer tatsächlich das versprochene Konto erhält. Falls der Kunde die Prüfung nicht besteht, ist die gezahlte Gebühr verloren.
2. Undurchsichtige Bedingungen zur „Konto-Finanzierung“
- SabioTrade behauptet, dass Nutzer mit Kapital von bis zu 650.000 $ handeln können, doch es bleibt unklar, ob das Unternehmen dieses Geld tatsächlich zur Verfügung stellt oder ob es sich um ein Demokonto handelt.
- Die „Erfolgsraten“ und Ranglisten wirken intransparent – ob diese real sind, lässt sich nicht nachvollziehen.
3. Keine Regulierung oder rechtliche Sicherheit
- Das Unternehmen ist in Irland registriert, doch es gibt keine Hinweise darauf, dass es einer Finanzaufsicht untersteht (z. B. der Central Bank of Ireland oder einer EU-Finanzaufsichtsbehörde).
- Verbraucher haben im Schadensfall kaum rechtliche Handhabe, da in den AGBs jegliche Garantie oder Haftung ausgeschlossen wird.
4. „Lootbox“-Mechanismus – Glücksspielcharakter
- Die Plattform nutzt ein Bonus- und Belohnungssystem („Lootbox“), das Nutzer dazu animieren soll, mehr Konten zu erwerben und aktiver zu handeln.
- Psychologische Verkaufsstrategie: Dieses Modell erinnert an Glücksspielmechanismen und könnte zu unüberlegten Investitionen führen.
5. Unrealistische Gewinnversprechen
- Hohe Gewinnbeteiligungen (bis zu 90 % der Profite) werden suggeriert, doch es fehlen klare Angaben, wie Verluste gehandhabt werden.
- Die angegebenen „Trader-Erfolge“ sind nicht verifizierbar. Fehlende Transparenz ist oft ein Warnzeichen für potenziellen Betrug.
Fazit für Verbraucher:
- Hohe Risiken und unklare Bedingungen: SabioTrade verspricht finanzierte Trading-Konten, verlangt aber zuerst eine Zahlung von Kunden, ohne Garantie auf Rückerstattung oder Gewinne.
- Keine Regulierung oder Aufsicht: Ohne offizielle Lizenzierung durch Finanzbehörden gibt es keine rechtliche Absicherung für Anleger.
- Mögliches Schneeballsystem oder psychologische Manipulation: Durch das Lootbox-Prinzip und Ranglisten könnte das System dazu verleiten, immer wieder neue „Herausforderungen“ zu kaufen, ohne echte Erträge zu erzielen.
Verbraucher sollten äußerst vorsichtig sein und keine Zahlungen leisten, bevor eine vollständige rechtliche Prüfung des Angebots erfolgt ist.
Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime über SabioTrade
Frage: Herr Reime, SabioTrade verspricht, dass Anleger mit „finanzierten Handelskonten“ bis zu 90 % ihrer Gewinne behalten können. Was halten Sie von diesem Modell?
Jens Reime: Grundsätzlich ist das Konzept sogenannter „Proprietary Trading Firms“ nicht neu. Solche Firmen geben erfahrenen Tradern Kapital, um damit am Markt zu spekulieren. Allerdings gibt es hier mehrere problematische Aspekte. Erstens, dass Kunden eine Eintrittsgebühr zahlen müssen, um überhaupt an einer Bewertung teilzunehmen. Zweitens, dass es keine Garantie gibt, dass sie danach tatsächlich ein finanziertes Konto erhalten. Das Geschäftsmodell könnte darauf abzielen, möglichst viele Teilnehmer für die Gebühren zu gewinnen, ohne ernsthaft Kapital bereitzustellen.
Frage: Die Plattform ist in Irland registriert, aber es gibt keine Hinweise auf eine Lizenzierung durch eine Finanzaufsichtsbehörde. Wie problematisch ist das?
Jens Reime: Das ist ein massives Problem. Seriöse Finanzdienstleister müssen bei den zuständigen Behörden registriert sein – in Deutschland etwa bei der BaFin, in Irland bei der Central Bank of Ireland. Wenn ein Unternehmen ohne entsprechende Regulierung hohe Finanzbeträge anbietet, haben Kunden keinen Schutz, wenn etwas schiefgeht. Das Fehlen einer Lizenz deutet darauf hin, dass es sich um ein unreguliertes Geschäft handelt, bei dem Verbraucher im Schadensfall keinerlei rechtliche Handhabe haben.
Frage: Was ist von der „Lootbox“-Strategie und den Ranglisten zu halten?
Jens Reime: Hier werden psychologische Tricks aus der Gaming-Branche eingesetzt, um Nutzer emotional zu binden. Das System suggeriert, dass aktive Teilnehmer Belohnungen erhalten und höhere Gewinnchancen haben. Das erinnert stark an ein Glücksspielmodell, bei dem Kunden immer weiter Geld einzahlen, in der Hoffnung auf einen Gewinn. In der Praxis kann es jedoch sein, dass die meisten Teilnehmer nur verlieren und die Plattform die wahren Erfolgschancen verschleiert.
Frage: Was empfehlen Sie Verbrauchern, die überlegen, sich bei SabioTrade anzumelden?
Jens Reime:
- Keine Zahlungen leisten, bevor Klarheit über die Regulierung besteht.
- Genau prüfen, ob es echte Kundenberichte gibt. Oft sind Erfolgsgeschichten gefälscht oder von der Plattform gesteuert.
- Vorsicht bei unrealistischen Gewinnversprechen. Wer wirklich „risikofrei“ investieren könnte, würde dies nicht über eine zwielichtige Plattform tun.
- Im Zweifel Finger weg! Es gibt genügend seriöse, regulierte Anbieter.
Frage: Gibt es rechtliche Möglichkeiten für Verbraucher, falls sie bereits Geld investiert haben?
Jens Reime: Falls jemand Geld verloren hat, sollte er sofort rechtlichen Rat einholen. Je nach Einzelfall könnte es eine Möglichkeit geben, Ansprüche geltend zu machen – besonders wenn irreführende Werbung oder Täuschung vorliegt. Allerdings wird es schwer sein, gegen eine unregulierte Plattform in Irland vorzugehen.
Empfehlung für Verbraucher:
Unbedingt prüfen, ob das Unternehmen reguliert ist.
Keine Teilnahmegebühren zahlen, ohne klare Gewinn- oder Rückerstattungsgarantie.
Vorsicht bei Glücksspiel-ähnlichen Mechanismen wie Lootboxen oder Ranglisten.
Kritisch hinterfragen, ob die Gewinne realistisch sind.
Finger weg von Anbietern, die hohe Gebühren verlangen, bevor sie Kapital zur Verfügung stellen!
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