Analyse der Bilanz der V.I.E Systems GmbH zum 31.12.2021 aus Anlegersicht

Published On: Sonntag, 22.09.2024By Tags:

Die Bilanz der V.I.E Systems GmbH zeigt sowohl positive Aspekte als auch Bereiche, die für potenzielle Investoren von Interesse sind, da sie auf operative und finanzielle Herausforderungen hinweisen. Nachfolgend eine detaillierte und kritische Analyse der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage.


1. Aktiva – Vermögensstruktur

Anlagevermögen

  • Das Anlagevermögen hat sich von 1.423.464,49 EUR im Vorjahr auf 846.887,16 EUR im Jahr 2021 verringert. Dies entspricht einem Rückgang von fast 41%. Diese Reduktion deutet auf bedeutende Abschreibungen oder den Verkauf von Anlagevermögen hin.
  • Der Rückgang könnte auf abgenutzte oder veraltete Maschinen oder Prototypen hinweisen. Ein solcher Rückgang im Anlagevermögen ist für ein Unternehmen, das auf Industriedesign und Prototypen spezialisiert ist, kritisch, da es auf die Qualität und Aktualität seines Maschinenparks angewiesen ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Unternehmen in den letzten Jahren nicht ausreichend in neue Anlagegüter investiert hat.

Umlaufvermögen

  • Das Umlaufvermögen hat sich deutlich von 1.286.383,65 EUR auf 2.190.360,48 EUR erhöht. Dieser Anstieg um rund 70% ist positiv zu werten und könnte auf eine bessere Liquidität und höhere Geschäftstätigkeit hinweisen.
  • Innerhalb des Umlaufvermögens sind insbesondere Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 918.744,85 EUR erwähnenswert. Dies zeigt, dass das Unternehmen erhebliche ausstehende Forderungen hat, was auf eine rege Geschäftstätigkeit hindeutet, allerdings auch ein Risiko bei Forderungsausfällen darstellen kann.

Guthaben bei Kreditinstituten

  • Ein weiterer positiver Aspekt ist die Höhe des Guthabens bei Kreditinstituten in Höhe von 31.366,89 EUR, was dem Unternehmen eine gewisse Liquidität bietet, wenn auch im Vergleich zu den Gesamtverbindlichkeiten eher gering.

2. Passiva – Kapitalstruktur und Verbindlichkeiten

Eigenkapital

  • Das Eigenkapital ist von 216.731,39 EUR im Vorjahr auf 236.246,34 EUR gestiegen, was auf eine leichte Stärkung der Eigenkapitalbasis hinweist.
  • Der Bilanzgewinn betrug 19.514,95 EUR, eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als der Gewinn bei 10.189,96 EUR lag. Obwohl dies positiv ist, bleibt das Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme von 3.039.284,94 EUR relativ gering. Das Unternehmen weist damit eine Eigenkapitalquote von nur 7,8% auf, was als sehr niedrig gilt und das Unternehmen anfällig für finanzielle Instabilitäten macht, insbesondere bei Liquiditätsproblemen.

Investitionszuschüsse

  • Die Investitionszuschüsse sind deutlich zurückgegangen, von 75.985,14 EUR im Vorjahr auf 13.851,95 EUR. Dies könnte bedeuten, dass das Unternehmen weniger Fördermittel oder Zuschüsse für Projekte erhalten hat, was die Eigenfinanzierung in den kommenden Jahren erschweren könnte.

Rückstellungen

  • Die Rückstellungen sind von 99.903,73 EUR auf 115.516,66 EUR angestiegen, was auf potenzielle zukünftige Verpflichtungen hinweist. Insbesondere könnten höhere Steuerrückstellungen oder Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten entstehen.

Verbindlichkeiten

  • Die Verbindlichkeiten des Unternehmens haben sich von 2.319.887,06 EUR auf 2.673.669,99 EUR erhöht, was einen Anstieg um knapp 15% darstellt. Besonders hervorzuheben ist der signifikante Zuwachs im Bereich der Zinsaufwendungen, der auf gestiegene Finanzverbindlichkeiten hinweist.
  • Der hohe Anteil an Verbindlichkeiten im Verhältnis zum Eigenkapital (Leverage) zeigt, dass das Unternehmen stark fremdfinanziert ist. Diese Situation könnte das Unternehmen bei einem Zinsanstieg oder bei Schwierigkeiten in der Rückzahlung anfällig für Liquiditätsprobleme machen.

3. Ertragslage – Gewinn- und Verlustrechnung

Umsatzerlöse

  • Die Umsatzerlöse sind im Geschäftsjahr 2021 erheblich gesunken und belaufen sich auf 256.820,95 EUR (Vorjahr: 377.412,48 EUR). Dies entspricht einem Rückgang um fast 32%. Dies deutet auf eine Abnahme der Geschäftstätigkeit hin, was für ein Unternehmen in einer wettbewerbsintensiven Branche wie Industriedesign und Prototypenherstellung problematisch ist.
  • Gleichzeitig gab es jedoch eine Erhöhung der sonstigen Erträge auf 435.647,87 EUR (Vorjahr: 197.311,77 EUR), was darauf hindeuten könnte, dass das Unternehmen verstärkt auf nicht-betriebliche Einnahmequellen angewiesen war, um den Umsatzrückgang auszugleichen.

Materialaufwand

  • Der Materialaufwand hat sich von 62.055,13 EUR auf 43.744,40 EUR verringert. Dies ist wahrscheinlich eine Folge der gesunkenen Geschäftstätigkeit und könnte auch mit dem Rückgang im Anlagevermögen zusammenhängen. Eine geringere Materialnutzung könnte auf einen Rückgang der Fertigungstätigkeit hinweisen.

Personalaufwand

  • Der Personalaufwand ist von 153.808,45 EUR auf 119.874,52 EUR gesunken, was wahrscheinlich auf eine Anpassung der Mitarbeiterzahl oder auf eine Verringerung der Lohnkosten durch weniger Beschäftigung oder Kurzarbeit zurückzuführen ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Unternehmen Kostenreduktionen vorgenommen hat, um auf die sinkenden Umsätze zu reagieren.

Abschreibungen

  • Die Abschreibungen sind von 232.102,09 EUR auf 242.832,21 EUR leicht gestiegen, was den Rückgang im Anlagevermögen erklärt. Diese Abschreibungen belasten das Ergebnis und sind ein Hinweis darauf, dass das Unternehmen im aktuellen Geschäftsjahr möglicherweise nicht ausreichend in neue Maschinen oder Ausrüstung investiert hat.

Sonstige Aufwendungen

  • Die sonstigen Aufwendungen haben sich deutlich von 412.988,52 EUR auf 264.400,77 EUR verringert. Dies zeigt, dass das Unternehmen Kostenreduktionen vorgenommen hat, möglicherweise durch weniger betriebliche Aktivitäten oder durch eine allgemeine Straffung der Betriebskosten.

Zinsaufwendungen

  • Besonders besorgniserregend ist der starke Anstieg der Zinsaufwendungen, die von 20.158,05 EUR auf 65.117,76 EUR gestiegen sind. Dies deutet auf eine höhere Verschuldung oder einen Anstieg der Fremdfinanzierungskosten hin, was das Unternehmen in Zukunft belasten könnte.

4. Fazit und Handlungsempfehlungen aus Anlegersicht

Die finanzielle Lage der V.I.E Systems GmbH ist durch einige positive Entwicklungen, aber auch durch erhebliche Risiken gekennzeichnet. Im Folgenden eine zusammengefasste Bewertung:

Positiv:

  • Verbesserte Eigenkapitalbasis: Das Eigenkapital hat sich leicht erhöht, und der Bilanzgewinn ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
  • Höheres Umlaufvermögen: Der Anstieg des Umlaufvermögens deutet auf eine bessere Liquidität und potenzielle Wachstumsmöglichkeiten hin.
  • Kostensenkungen: Das Unternehmen hat Maßnahmen ergriffen, um die sonstigen betrieblichen Aufwendungen und den Personalaufwand zu reduzieren, was zu einer gewissen Stabilisierung geführt hat.

Bedenklich:

  • Sinkende Umsatzerlöse: Der Rückgang der Umsatzerlöse ist ein Warnsignal und zeigt, dass das Unternehmen möglicherweise Schwierigkeiten hat, seine Marktposition zu halten oder neue Aufträge zu gewinnen.
  • Hohe Zinsaufwendungen: Der deutliche Anstieg der Zinsbelastung zeigt eine wachsende Abhängigkeit von Fremdkapital, was das finanzielle Risiko des Unternehmens erhöht.
  • Geringe Eigenkapitalquote: Mit nur 7,8% bleibt das Unternehmen stark fremdfinanziert und anfällig für wirtschaftliche oder finanzielle Schwankungen.
  • Abnahme des Anlagevermögens: Die Reduktion des Anlagevermögens deutet auf fehlende Investitionen in neue Technologien oder Maschinen hin, was die Wettbewerbsfähigkeit in der Zukunft beeinträchtigen könnte.

Empfehlung:

Investoren sollten bei der V.I.E Systems GmbH vorsichtig sein. Obwohl das Unternehmen Kostensenkungen vorgenommen hat und über eine gewisse Liquidität verfügt, sind die sinkenden Umsatzerlöse, die hohe Verschuldung und die wachsenden Zinsaufwendungen alarmierend. Eine Investition könnte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn das Unternehmen einen klaren Plan zur Umsatzsteigerung und zur Reduktion der Verschuldung vorlegt. Vor einer weiteren Finanzierung sollte geprüft werden

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