Am frühen Morgen des Neujahrstages ereignete sich in New Orleans ein verheerender Angriff, bei dem ein Fahrer mit einem Pickup-Truck absichtlich in eine Menschenmenge auf der belebten Bourbon Street raste. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, 30 weitere wurden verletzt, darunter auch zwei Polizisten, die angeschossen wurden. Die Tragödie wirft nicht nur viele Fragen zur Tat und ihrem Motiv auf, sondern sorgt auch für widersprüchliche Einschätzungen der Behörden: Während Bürgermeisterin LaToya Cantrell den Angriff als „Terrorakt“ bezeichnete, erklärte das FBI kurz darauf, es handele sich nicht um einen terroristischen Vorfall.
Unterschiedliche Begriffsdefinitionen
Warum diese unterschiedlichen Bewertungen? Laut Sicherheitsexperten könnte die Bürgermeisterin den Begriff „Terror“ eher beschreibend und emotional verwendet haben, um den Schock und die Auswirkungen des Angriffs auf die Stadt zu verdeutlichen. „Ein Angriff dieser Art terrorisiert eine Stadt, unabhängig von der Absicht des Täters“, erklärte ein Experte für Sicherheit und Terrorismus.
Das FBI hingegen nutzt eine strengere, formale Definition für den Begriff Terrorismus. Demnach handelt es sich um Terrorismus, wenn eine Tat ideologisch motiviert ist – sei es durch politische, religiöse, soziale oder rassistische Ziele. Bislang gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass der Täter eine solche Ideologie verfolgte. Die Ermittlungen zur genauen Motivlage dauern an.
Erste Erkenntnisse zum Täter
Die Polizei geht davon aus, dass der Fahrer des Fahrzeugs absichtlich handelte. „Dieser Mann hatte die klare Absicht, so viele Menschen wie möglich zu verletzen“, erklärte Polizeichefin Anne Kirkpatrick. Der Täter habe Sicherheitsbarrikaden umfahren und sei mit hoher Geschwindigkeit in die Menge gerast. Laut ersten Berichten der Polizei war der Mann weder alkoholisiert noch unter Drogeneinfluss.
Nach Angaben eines Bundesbeamten ist der mutmaßliche Täter mittlerweile tot. Es wird untersucht, ob mögliche Sprengsätze, die am Tatort gefunden wurden, funktionstüchtig sind und ob diese mit dem Angriff in Zusammenhang stehen.
Reaktionen auf die Tragödie
Louisianas Gouverneur Jeff Landry bezeichnete den Vorfall als „schrecklichen Akt der Gewalt“ und forderte die Öffentlichkeit auf, für die Opfer und die Einsatzkräfte zu beten. Präsident Joe Biden wurde ebenfalls über die Ereignisse informiert. Das Weiße Haus betonte, dass das FBI bereits vor Ort sei und die lokalen Ermittlungen unterstütze.
Auswirkungen auf die Stadt
Die Bourbon Street, normalerweise ein Zentrum des Feierns, hat sich in einen Tatort verwandelt. Die Polizei hat einen weiträumigen Bereich um die Straße abgesperrt und die Öffentlichkeit aufgerufen, die Gegend zu meiden. Die Tragödie ereignete sich zu einer Zeit, in der die Stadt voller Besucher war, die das neue Jahr begrüßten und sich auf den traditionellen Sugar Bowl, ein großes College-Football-Spiel, vorbereiteten.
Die Mehrheit der Verletzten sind nach bisherigen Erkenntnissen Einwohner der Stadt. Polizeichefin Kirkpatrick erklärte: „Die Informationen, die wir bisher haben, deuten darauf hin, dass die meisten Verletzten Einheimische sind, keine Touristen.“
Aufarbeitung und offene Fragen
Während die Ermittlungen andauern, bleibt die Stadt New Orleans in einem Zustand des Schocks. Die widersprüchlichen Einschätzungen der Behörden zeigen, wie komplex die Aufarbeitung des Vorfalls ist. Ob es sich bei dem Angriff um einen Akt des Terrorismus im formalen Sinne handelt, wird wohl erst in den kommenden Tagen geklärt werden können.
Eines steht jedoch fest: Dieser Angriff hat tiefe Wunden in der Stadt hinterlassen – sowohl bei den Betroffenen als auch bei der Gemeinschaft, die nun versucht, den Schock und die Trauer zu bewältigen.
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