Die gesetzlichen Krankenkassen fordern eine Umverteilung der Honorare, um die Apothekendichte in städtischen Gebieten zu reduzieren und gleichzeitig die Versorgung in ländlichen Regionen zu verbessern. Stefanie Stoff-Ahnis, Vorständin des Kassen-Spitzenverbandes, äußerte sich dazu gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Wir brauchen keine elf Apotheken fußläufig zum Münchner Marienplatz“, erklärte sie. „Wir müssen aber dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten auch in der Uckermark, in Ostfriesland oder im Hunsrück eine Apotheke in der Nähe finden können.“
Diese Forderung kommt inmitten wachsender Bedenken über die ungleiche Verteilung von Gesundheitsdiensten in Deutschland. Während Städte wie München, Berlin und Hamburg eine hohe Apothekendichte aufweisen, kämpfen ländliche Gebiete mit einem Mangel an Apotheken. Dies führt zu längeren Anfahrtswegen für Patienten und erschwert insbesondere älteren und weniger mobilen Menschen den Zugang zu Medikamenten und pharmazeutischer Beratung.
Der Vorschlag der Krankenkassen sieht vor, die Vergütungsstruktur für Apotheken so anzupassen, dass Apotheken in städtischen Gebieten weniger und in ländlichen Regionen mehr Honorare erhalten. Dies soll Anreize schaffen, um neue Apotheken in unterversorgten Gebieten zu eröffnen und bestehende zu erhalten. Eine solche Umverteilung könnte jedoch auf Widerstand stoßen, insbesondere von städtischen Apothekenbetreibern, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten.
Zusätzlich zur Umverteilung der Honorare fordern Experten weitere Maßnahmen, um die Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten zu sichern. Dazu gehören finanzielle Anreize für Apotheker, sich in ländlichen Regionen niederzulassen, sowie Investitionen in die digitale Infrastruktur, um Telepharmazie-Dienste zu ermöglichen. Durch solche Dienste könnten Patienten in abgelegenen Gebieten Beratung und Unterstützung per Videoanruf erhalten, was den Zugang zu pharmazeutischen Dienstleistungen weiter verbessern würde.
Die Diskussion um die Apothekenhonorare spiegelt eine breitere Debatte über die Gesundheitsversorgung in Deutschland wider. Der demografische Wandel und die Abwanderung junger Menschen in die Städte verschärfen die Versorgungsprobleme in ländlichen Regionen. Daher wird von der Politik erwartet, umfassende Strategien zu entwickeln, um eine gleichmäßige Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Stoff-Ahnis betonte, dass es nicht nur um die Anzahl der Apotheken gehe, sondern auch um die Qualität der Versorgung. „Es ist entscheidend, dass Apotheken ihre Rolle als Gesundheitsdienstleister erfüllen und nicht nur als Verkaufsstelle für Medikamente agieren“, sagte sie. „Eine angemessene Vergütung muss auch dafür sorgen, dass Apotheker Zeit für individuelle Beratung und patientenorientierte Dienstleistungen haben.“
Die kommenden Monate werden zeigen, ob und wie die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden können. Klar ist jedoch, dass die Diskussion um die Umverteilung der Apothekenhonorare nur der Anfang einer notwendigen Reform des deutschen Gesundheitssystems ist.
Kommentar hinterlassen