ARCADIA Real Estate GmbH -Kritische Analyse des Jahresabschlusses

Published On: Samstag, 07.09.2024By

1. Eigenkapitalstruktur

  • Null Eigenkapital: Die Bilanz zeigt, dass das Unternehmen kein Eigenkapital besitzt. Dies ist ein bedeutender Risikofaktor für Anleger, da es auf eine extreme Abhängigkeit von Fremdkapital hinweist. Ein Mangel an Eigenkapital schwächt die finanzielle Stabilität des Unternehmens erheblich und stellt ein hohes Insolvenzrisiko dar.
  • Nicht gedeckter Fehlbetrag: Der nicht gedeckte Fehlbetrag ist von 12.183,70 EUR im Jahr 2021 auf 144.682,60 EUR im Jahr 2022 angestiegen. Dies deutet auf steigende Verluste hin, die das Unternehmen nicht durch Eigenmittel ausgleichen kann, was die finanzielle Situation weiter verschärft.

2. Verbindlichkeiten und Finanzstruktur

  • Hohe Verschuldung: Die Verbindlichkeiten sind von 13.984.310,84 EUR im Jahr 2021 auf 18.505.260,65 EUR im Jahr 2022 gestiegen, was auf eine erhebliche Zunahme der Fremdfinanzierung hinweist. Besonders auffällig ist die Aufnahme einer Anleihe von 6 Mio. EUR, die vollständig innerhalb eines Jahres fällig wird. Dies stellt ein erhebliches Liquiditätsrisiko dar, da das Unternehmen möglicherweise Schwierigkeiten haben könnte, diese kurzfristig zu refinanzieren oder zurückzuzahlen.
  • Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten: Diese belaufen sich auf 11.857.085,38 EUR, wobei ein Großteil (11,54 Mio. EUR) langfristig ist. Während langfristige Schulden im Vergleich zu kurzfristigen Verbindlichkeiten tendenziell weniger problematisch sind, bleibt das hohe Schuldenniveau insgesamt bedenklich, insbesondere angesichts des Fehlens von Eigenkapital.
  • Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern: Mit 516.186,62 EUR bleibt ein bedeutender Teil der Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern bestehen. Diese Art der Finanzierung kann als flexibel angesehen werden, erhöht jedoch das Risiko, falls die Rückzahlung durch die Gesellschafter kurzfristig gefordert wird.

3. Liquiditätslage

  • Abnehmender Kassenbestand: Der Kassenbestand hat sich von 539.542,47 EUR im Jahr 2021 auf 270.020,51 EUR im Jahr 2022 fast halbiert. Dies deutet auf eine sinkende Liquidität hin, was in Verbindung mit den hohen kurzfristigen Verbindlichkeiten ein alarmierendes Zeichen ist. Sollte das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht decken können, könnte dies zu ernsten finanziellen Engpässen führen.

4. Umsatzentwicklung und Rentabilität

  • Negatives Rohergebnis: Das Unternehmen weist ein Rohergebnis von -6.000 EUR auf, verglichen mit einem positiven Ergebnis von 58.125,79 EUR im Vorjahr. Dies zeigt, dass das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 operative Verluste gemacht hat, was aus Anlegersicht auf schwerwiegende operative Schwierigkeiten hinweist.
  • Steigende Betriebsausgaben: Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind von 91.925,98 EUR im Jahr 2021 auf 115.643,99 EUR gestiegen, während die Umsatzerlöse nicht ausreichen, um diese Kosten zu decken. Die gestiegenen Betriebsausgaben bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen deuten auf eine ineffiziente Kostenstruktur hin.
  • Zinsaufwendungen und -erträge: Obwohl das Unternehmen Zinserträge von 6.974,55 EUR erwirtschaftet hat, stehen diesen Zinsaufwendungen von 3.347,78 EUR gegenüber. Angesichts der hohen Verschuldung ist dies jedoch ein vergleichsweise kleiner Betrag, was darauf hindeutet, dass die Zinsen auf eine Art von Fremdkapital erhoben wurden, die möglicherweise weniger zinsträchtig ist.

5. Vorräte und Forderungen

  • Vorratsaufbau: Die Vorräte sind von 13.172.810,56 EUR auf 16.130.111,84 EUR gestiegen. Ein Anstieg der Vorräte kann positiv sein, wenn es sich um Güter handelt, die bald verkauft werden sollen. Allerdings könnte ein hoher Vorratsbestand auch ein Risiko darstellen, wenn es zu Absatzschwierigkeiten kommt oder sich der Marktwert der Vorräte verringert.
  • Forderungen gegen Gesellschafter: Mit 1.446.441,31 EUR ist ein erheblicher Teil der Forderungen gegen Gesellschafter ausgewiesen, was ein zusätzliches Risiko darstellt, da Forderungen gegen Gesellschafter oft schwerer durchzusetzen sind als Forderungen gegen externe Kunden.

6. Steigende Verluste

  • Der Jahresfehlbetrag ist von 45.358,66 EUR im Jahr 2021 auf 132.498,90 EUR im Jahr 2022 gestiegen. Dies zeigt eine deutliche Verschlechterung der Rentabilität und weist darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise Schwierigkeiten hat, seine Geschäftstätigkeit profitabel zu gestalten. Der Verlustvortrag von 24.683,70 EUR und die anhaltenden Fehlbeträge belasten die Bilanz weiter.

7. Gesamteindruck und Risiken

Aus Anlegersicht gibt es mehrere signifikante Risiken:

  • Finanzielle Unsicherheit: Das Fehlen von Eigenkapital, der hohe Fremdkapitalanteil und die steigenden Verluste machen die ARCADIA Real Estate GmbH zu einem finanziell riskanten Unternehmen. Die Liquiditätssituation ist fragil, und die kurzfristig fälligen Anleihen von 6 Mio. EUR erhöhen das Insolvenzrisiko erheblich.
  • Mangelnde Rentabilität: Das negative operative Ergebnis und die steigenden Verluste weisen auf eine unzureichende Rentabilität hin. Es besteht die Gefahr, dass das Unternehmen auf Dauer nicht in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zu bedienen.
  • Crowdfunding-Darlehen: Die Finanzierung über Crowdfunding-Darlehen kann ein zusätzliches Risiko darstellen, insbesondere wenn die Rückzahlung dieser Darlehen kurzfristig ansteht und das Unternehmen keine ausreichende Liquidität zur Verfügung hat.

Fazit für Anleger

Die ARCADIA Real Estate GmbH weist mehrere schwerwiegende finanzielle Schwächen auf, die für Investoren ein erhebliches Risiko darstellen. Das Fehlen von Eigenkapital, die hohen Verluste und die steigenden Verbindlichkeiten, insbesondere die fällig werdenden Anleihen, machen das Unternehmen zu einer risikoreichen Investition. Potenzielle Anleger sollten daher äußerst vorsichtig sein und eine tiefgehende Prüfung der finanziellen Stabilität des Unternehmens vornehmen, bevor sie investieren.

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