In einem überraschenden und beispiellosen Schritt hat Argentinien seine gesamte Delegation von der laufenden Weltklimakonferenz in Baku vorzeitig abberufen. Über 80 Vertreterinnen und Vertreter des südamerikanischen Landes, die für das zweiwöchige Gipfeltreffen angereist waren, wurden angewiesen, die aserbaidschanische Hauptstadt umgehend zu verlassen.
Die Entscheidung wurde zunächst vom Klimaportal Climatica gemeldet und später von der argentinischen Umweltstaatssekretärin Ana Lamas gegenüber dem britischen Guardian bestätigt. „Wir haben Anweisungen vom Außenministerium erhalten, nicht länger teilzunehmen“, erklärte Lamas.
Dieser Rückzug erfolgt auf Anordnung des ultraliberalen Präsidenten Javier Milei, der den menschengemachten Klimawandel offen leugnet. Milei, der sich selbst als „Anarchokapitalist“ bezeichnet, hat bereits in der Vergangenheit klimapolitische Maßnahmen als unnötige Eingriffe in die Freiheit des Marktes abgetan.
Die Entscheidung kommt wenige Tage, nachdem Milei ein Telefonat mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump geführt hat. Laut der New York Times soll Trump bereits Pläne für einen erneuten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen schmieden. Beobachter vermuten, dass Mileis Rückzug ein Signal der Unterstützung für Trumps klimapolitischen Kurs darstellt.
Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die ebenfalls am Gipfel teilnimmt, äußerte scharfe Kritik. Sie sieht in dem Rückzug eine gezielte Strategie, um Verunsicherung zu schaffen: „Das ist jetzt ein Interesse von Leuten wie Trump und anderen, hier Chaos zu stiften und den Eindruck zu erwecken, alle würden abspringen. Das stimmt aber nicht. Die meisten Länder sind weiterhin vertreten.“
Trotz des Rückzugs bleibt die Konferenz in Baku ein zentrales Forum für die globale Klimapolitik. Doch der argentinische Rückzug zeigt, wie tief die politischen Gräben beim Thema Klimaschutz inzwischen sind. Während die meisten Länder weiterhin an multilateralen Lösungen arbeiten, könnten die Aktionen einzelner Staaten die Verhandlungen erheblich erschweren.
Ob dieser Schritt Argentinien langfristig schadet oder Milei innenpolitisch stärkt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Der Kampf gegen den Klimawandel wird durch solche Entscheidungen nicht einfacher.
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