Mit der wachsenden Wohnungskrise in den USA geraten Plattformen für kurzfristige Vermietungen wie Airbnb und Vrbo zunehmend ins Visier von Kritikern. Sie beschuldigen die Anbieter, zur Wohnungsnot und den steigenden Mietpreisen beizutragen, indem sie zahlreiche Wohnimmobilien dem regulären Mietmarkt entziehen. Das Thema spaltet die Meinungen und führt in vielen Städten zu kontroversen Diskussionen.
Die Stadt Irvine in Kalifornien, die bereits 2018 kurzfristige Vermietungen verboten hat, sieht den Effekt der Maßnahme positiv. Bürgermeisterin Farrah Khan erklärt, die Entscheidung sei bei den Bürgern gut angekommen, da das Verbot den Mietmarkt stabilisiert habe. „Die Bewohner schätzen das Verbot und sehen eine Verbesserung der Situation,“ so Khan. In Städten wie Telluride, Colorado, jedoch führten ähnliche Restriktionen zu Rückschlägen: Der Tourismus, eine bedeutende Einkommensquelle, ging stark zurück, und die Stadtverwaltung musste die Beschränkungen teilweise aufheben.
Die wirtschaftliche Dimension der Kurzzeitvermietung
Die wirtschaftliche Bedeutung von Plattformen wie Airbnb hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Laut AirDNA, einem Analyseunternehmen für die Kurzzeitvermietungsbranche, wuchs der Markt von 39 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 64 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Aktuell existieren über 2,4 Millionen Kurzzeitmietanzeigen und über 785.000 Gastgeber in den USA. Diese Zahlen zeigen die Popularität und den wirtschaftlichen Einfluss des Sektors, werfen aber auch Fragen zu seiner Rolle im angespannten Wohnungsmarkt auf.
Einige Experten, wie der Finanzprofessor Stijn Van Nieuwerburgh von der Columbia Business School, betonen, dass Airbnb und ähnliche Plattformen nicht die Hauptursache für die Wohnungsnot sind. Studien zeigen, dass der Einfluss auf die Mietpreise landesweit gering ist. Eine Analyse der Harvard Business Review aus dem Jahr 2019 ergab beispielsweise, dass eine Steigerung der Airbnb-Angebote um 1 % die Mietpreise nur minimal um 0,018 % erhöhte. Dennoch sind lokale Unterschiede zu beachten, da die Auswirkungen in touristischen Regionen deutlicher spürbar sein können.
Wirkung und Einschränkungen der lokalen Regelungen
Einige Städte, darunter New York, haben strenge Regelungen eingeführt, um Kurzzeitvermietungen zu kontrollieren. Seit September 2023 dürfen Wohnungen dort nicht länger für weniger als 30 Tage vermietet werden. Airbnb bezeichnete dies als „de facto Verbot“ und wies darauf hin, dass die Maßnahme die Wohnungskrise bislang nicht entschärft habe. Die Plattform argumentiert, dass das Angebot an Kurzzeitvermietungen zu gering sei, um die Mietpreise signifikant zu beeinflussen.
In Irvine hingegen scheint das Verbot positive Effekte zu zeigen. Eine Studie ergab, dass die Mietpreise für langfristige Mietverträge nach Einführung der Kurzzeitmietbeschränkungen um 3 % gesenkt wurden, und die Zahl der verfügbaren Wohnungen stieg. Dennoch bleibt Irvine eine Stadt mit hohen Mietpreisen – das Median-Mietniveau liegt hier 134 % über dem landesweiten Durchschnitt.
Tellurides Kompromiss: Gebühren statt Verbot
Im Tourismusort Telluride führte das Verbot von Kurzzeitvermietungen zu einem Rückgang der Einnahmen und beeinträchtigte die lokale Wirtschaft, die stark auf Besucher angewiesen ist. Dan Enright, Mitglied des Stadtrats von Telluride, erklärte, dass die Stadt ihr Verbot aufhob und stattdessen eine Gebührenregelung für Airbnb-Vermieter einführte. Diese Einnahmen werden in bezahlbaren Wohnraum investiert – eine Strategie, die den Wohnungsmarkt entlasten soll, ohne den Tourismus zu beeinträchtigen.
Die Debatte zeigt, dass die Auswirkungen von Kurzzeitvermietungen stark vom jeweiligen lokalen Kontext abhängen. Ein pauschales Verbot führt nicht in allen Städten zum gewünschten Erfolg, und differenzierte Lösungen wie Gebührenmodelle oder eine moderate Regulierung könnten dazu beitragen, die Balance zwischen Tourismus und Wohnen zu finden.
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