Montenegro hat den südkoreanischen Kryptowährungsunternehmer Do Kwon an die USA ausgeliefert. Wie das montenegrinische Innenministerium gestern mitteilte, wurde Kwon den Strafverfolgungsbehörden der USA sowie Agenten des FBI übergeben. Grundlage für die Auslieferung war eine Entscheidung des montenegrinischen Justizministeriums, wonach sich Kwon in den USA einem Strafverfahren wegen „Verschwörung zum Betrug“ stellen muss.
Betrugsvorwürfe und globaler Schaden
Do Kwon wird beschuldigt, eine zentrale Rolle im Zusammenbruch seines Unternehmens Terraform Labs gespielt zu haben. Die Pleite des Unternehmens im Jahr 2022 führte zu einem Verlust von rund 40 Milliarden Dollar an Investorengeldern und löste eine Krise auf den weltweiten Kryptomärkten aus. Terraform Labs war für die Entwicklung der Kryptowährungen TerraUSD und Luna verantwortlich, die beide nach einer Implosion innerhalb weniger Tage ihren gesamten Wert verloren.
Sowohl die USA als auch Südkorea hatten monatelang auf die Auslieferung des Unternehmers gedrängt. Nun soll Kwon sich in den USA für die Vorwürfe verantworten, die ihn als einen der größten mutmaßlichen Wirtschaftskriminellen der vergangenen Jahre in den Fokus gerückt haben.
Eine monatelange Flucht endet
Do Kwon, einst als eine der schillerndsten Figuren der Krypto-Branche gefeiert, war nach dem Zusammenbruch seines Unternehmens auf der Flucht. Im März 2023 wurde er schließlich auf dem Flughafen von Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, verhaftet, als er mit einem gefälschten costa-ricanischen Pass versuchte, nach Dubai zu fliehen. Seine Verhaftung markierte das Ende einer monatelangen internationalen Fahndung, bei der Interpol eine Red Notice – eine weltweite Fahndungsausschreibung – in 195 Ländern herausgegeben hatte.
Rechtliche Auseinandersetzungen
Nach der Festnahme folgte eineinhalb Jahre lang ein erbitterter Rechtsstreit über Kwons Auslieferung. Vergangene Woche gab der montenegrinische Justizminister Bojan Bozovic schließlich grünes Licht für die Übergabe an die USA. Kwons Anwälte kritisierten diese Entscheidung scharf und bezeichneten sie als Verstoß gegen die europäischen Auslieferungskonventionen. Sie kündigten an, den Fall vor das Verfassungsgericht Montenegros sowie den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu bringen.
Ein tiefer Fall für einen einstigen Krypto-Star
Do Kwon war Mitgründer und CEO von Terraform Labs, einem Start-up mit Sitz in Singapur, das mit TerraUSD eine sogenannte „Stablecoin“ entwickelt hatte – eine Kryptowährung, die angeblich an den Wert des US-Dollars gekoppelt war. Doch das Modell brach im Mai 2022 unter der Last von Marktunsicherheiten zusammen. Die darauf folgende Implosion von TerraUSD und ihrer Schwesterwährung Luna zerstörte nicht nur das Unternehmen, sondern brachte auch zahllose Investoren um ihre Ersparnisse.
Die Auslieferung Kwons markiert einen weiteren Meilenstein in der Aufarbeitung eines der größten Skandale der Kryptowährungsbranche. Die Strafverfolgung in den USA könnte nun neue Details über das Ausmaß und die Mechanismen hinter dem Zusammenbruch von Terraform Labs ans Licht bringen.
Kommentar hinterlassen