Für Abenteurer mit einem Hang zur Einsamkeit und Kälte gibt es jetzt den wahrscheinlich abgelegensten Job der Welt: Freiwillige aus Großbritannien werden fünf Monate in der Antarktis verbringen, um Pinguine zu zählen, das südlichste Postamt der Erde zu betreiben und die Natur zu schützen. Die Organisation UK Antarctic Heritage Trust (UKAHT) hat dafür zwei besonders „widerstandsfähige“ Teams ausgewählt – schließlich sind Tapferkeit und Kälteresistenz gefragt, wenn man rund 15.000 Kilometer südlich von London im ewigen Eis überwintern will.
Postboten und Pinguinzähler im Dauerfrost
Ihre Mission: die Verwaltung der britischen Basis in Port Lockroy auf Goudier Island. Im antarktischen Sommer, wenn die Sonne niemals untergeht und die Temperaturen sich beharrlich unter null Grad halten, werden fünf tapfere Männer und Frauen mit Aufgaben betraut, die klingen wie eine Mischung aus Natur-Dokumentarfilm und absurdem Reality-TV: Sie zählen die Nester von Eselspinguinen, überwachen deren Eier und Küken und betreiben das dortige Museum – natürlich inklusive der Beantwortung von tausenden Postkarten, die weltweit ankommen, weil jemand wissen will, wie die Post in der Antarktis funktioniert.
Luxusurlaub? Wohl kaum!
Doch wer jetzt an eine gemütliche Hütte im Schnee denkt, liegt weit daneben. Auf der Insel, die kaum größer ist als ein Fußballfeld, gibt es weder fließendes Wasser noch eine Spültoilette. Stattdessen gibt es fast ständig Tageslicht, eisige Temperaturen und gelegentlich einen neugierigen Pinguin als Nachbarn. Der Luxus beschränkt sich auf eine kleine Box mit persönlichen Gegenständen – da müssen die Abenteurer weise wählen, ob sie lieber Monopoly, „Krieg und Frieden“ oder Familienfotos mitnehmen.
Extremsport: Reparaturen im Nirgendwo
Während ein Team sich um die Postkartenberge und die Pinguinzählung kümmert, hat die zweite Gruppe eine noch abenteuerlichere Herausforderung vor sich: Sie muss sich durch das antarktische Eis zum Blaiklock Island Refuge durchschlagen, dem am schwersten zugänglichen Außenposten der UKAHT. Erreichbar nur per Boot und weit entfernt von jeder Zivilisation, warten dort historische Gebäude, die unter „unwirtlichen Bedingungen“ dringend repariert werden müssen. Also Werkzeug einpacken und los geht’s – alles, um diese frostige Zeitkapsel der Geschichte vor dem Verfall zu bewahren.
Zeitkapsel der Geschichte und Kälte
„Es ist wichtig, diesen Ort als eine Art antarktische Zeitkapsel zu erhalten“, sagt UKAHT-Chefin Camilla Nichol. Denn neben den Renovierungsarbeiten geht es auch darum, historische Artefakte zu katalogisieren und digitales Filmmaterial zu sammeln – eine Art Instagram der 1950er-Jahre, aber ohne WLAN und dafür mit Pinguinen als ständige Komparsen.
Ein Job also, wie gemacht für Menschen, die sich nicht vor Einsamkeit, Kälte und etwas zu viel „widerstandsfähiger“ Natur scheuen. Aber hey, wann kann man schon mal behaupten, der Postbote am Ende der Welt gewesen zu sein?
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