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Australiens Wahlkampf rückt dramatische Wohnkrise ins Rampenlicht

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay
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Wohnen in Australien? Für viele kaum noch leistbar. Egal ob Kauf oder Miete – die Wohnkosten sind für Durchschnittsbürger inzwischen fast untragbar geworden. Grund dafür ist eine brisante Mischung aus exorbitanten Immobilienpreisen, stetig steigenden Mieten und einem eklatanten Mangel an sozialem Wohnraum.

Weniger als einen Monat vor der Parlamentswahl zählt die Wohnungsfrage zu den wichtigsten Themen für die Wählerinnen und Wähler. Sowohl die regierende Labor-Partei als auch die konservative Koalition aus Liberalen und Nationalen haben umfangreiche Maßnahmenpakete angekündigt, um die Krise in den Griff zu bekommen.

Viele Australier stehen jedoch bereits unter starkem wirtschaftlichem Druck – verschärft durch die Folgen von Donald Trumps globalem Zollkrieg. Ob die Versprechen der Parteien den berühmten „australischen Traum“ vom Eigenheim tatsächlich wiederbeleben können, bleibt fraglich.

Warum sind Australiens Immobilienpreise so hoch?

Der Kern des Problems: Australien baut zu wenig. Die Wohnraumnachfrage wächst mit der Bevölkerung – das Angebot hinkt hinterher. Zusätzlich erschweren strenge Bauvorschriften den Bau neuer Häuser gerade dort, wo viele Menschen leben möchten – etwa in Großstädten wie Sydney oder Melbourne.

Diese Städte sind im internationalen Vergleich relativ dünn besiedelt, obwohl sie vergleichbare Einwohnerzahlen haben wie europäische oder asiatische Metropolen.

Auch das staatliche Wohnungsangebot ist über Jahre hinweg stark geschrumpft. Lange Wartelisten, überfüllte Wohnungen oder gar Obdachlosigkeit sind keine Seltenheit mehr. Naturkatastrophen wie Buschfeuer und Stürme – verschärft durch den Klimawandel – zerstören zudem regelmäßig große Wohngebiete.

Was früher als Grundrecht galt, wird heute als Investment betrachtet: Der Traum vom Eigenheim hat sich in vielen Fällen in ein Spekulationsobjekt verwandelt.

Was kostet Wohnen heute in Australien?

Sydney gilt laut einer internationalen Studie mittlerweile als zweitunerschwinglichste Stadt der Welt für Immobilienkäufe. Laut dem Analysehaus CoreLogic liegt der durchschnittliche Kaufpreis für ein Haus in der Stadt bei knapp 1,2 Millionen australischen Dollar (etwa 742.000 US-Dollar).

Im landesweiten Vergleich liegt der Durchschnittspreis für Häuser in den Großstädten bei rund 900.000 AUD – und die Preise steigen weiter. In den letzten fünf Jahren erhöhten sie sich um über 39 %, während die Löhne nicht annähernd Schritt hielten.

Laut dem Bericht State of the Housing System von 2024 benötigen Käufer im Schnitt zehn Jahre, um die übliche Anzahlung von 20 % zu sparen.

Auch Mieter spüren den Druck: Seit Beginn der Pandemie stiegen die Mieten um mehr als 36 %. In Sydney liegt die durchschnittliche Wochenmiete mittlerweile bei 773 AUD – gefolgt von Perth (695 AUD) und Canberra (667 AUD).

Sind Migration und ausländische Käufer schuld?

Ein häufiger Vorwurf lautet, dass Zuwanderung und ausländische Investoren die Wohnungsnot verschärfen. Doch Fachleute widersprechen.

Die meisten Zuwanderer seien temporäre Migranten, etwa internationale Studierende, die oft in speziellen Wohnheimen leben, erklärt Michael Fotheringham vom Australian Housing and Urban Research Institute.

Der Kauf von Immobilien durch Ausländer spiele laut Brendan Coates vom Grattan Institute eine statistisch vernachlässigbare Rolle. 2022–23 lag der Anteil ausländischer Käufe bei unter einem Prozent aller Verkäufe.

Was versprechen die Parteien?

Die Labor-Partei will bis 2029 1,2 Millionen neue Wohnungen bauen und hat dafür ein Investitionspaket von 33 Milliarden AUD geschnürt. Es soll Erstkäufern mit staatlich mitfinanzierten Krediten helfen, mit geringeren Eigenmitteln Wohneigentum zu erwerben. Auch sozialer Wohnungsbau und Mietzuschüsse stehen auf dem Programm.

Die Koalition verspricht ebenfalls Neubauten – 500.000 Wohnungen – und setzt zudem auf Migrationskürzungen, die Reduzierung internationaler Studierender und ein zweijähriges Verbot für ausländische Investitionen in Bestandsimmobilien. Zusätzlich soll ein Infrastrukturpaket über 5 Milliarden AUD lokale Bauprojekte unterstützen.

Die Grünen fordern Mietpreisbremsen und nationale Obergrenzen sowie eine grundlegende Reform von Steuervorteilen für Investoren.


Was sagen Experten?

Viele Expertinnen und Experten sehen in den Wahlprogrammen Teilerfolge, aber keine Gesamtlösung.

„Eine Kombination aus beiden Parteiprogrammen wäre besser als jede Einzelmaßnahme“, sagt Brendan Coates.

Laut dem State of the Land Report 2025 wird die Regierung ihr Ziel von 1,2 Millionen neuen Häusern voraussichtlich um rund 400.000 verfehlen. Die Migrationspolitik der Konservativen könnte das Problem kurzfristig etwas lindern, würde Australien aber langfristig wirtschaftlich schwächen, meint Coates.

Sozialwohnungen machen in Australien nur etwa 4 % des gesamten Wohnungsbestands aus – deutlich weniger als in vielen anderen Ländern. Der Staat müsse hier deutlich mehr tun, so Michael Fotheringham.

Zudem heizen Zuschüsse für Erstkäufer nach Ansicht vieler Fachleute die Immobilienpreise weiter an, anstatt sie zu dämpfen.

Doch es gibt auch Hoffnung: „Wir sind jahrelang schlafwandelnd in diese Krise geraten“, sagt Fotheringham. „Jetzt ist endlich ein Erwachen spürbar – sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Politikerinnen und Politikern.“

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