Ein tragischer Polizeieinsatz in der US-Stadt Pocatello (Bundesstaat Idaho) hat am 12. April zum Tod des 17-jährigen Victor Perez geführt. Der autistische Teenager mit Zerebralparese war eine Woche zuvor von Polizisten in seinem eigenen Garten neunmal angeschossen worden. Die Beamten hatten ihn als Bedrohung eingeschätzt, nachdem er sich ihnen mit einem Messer näherte – durch einen Zaun getrennt.
Trotz einer Beinamputation in einem letzten Rettungsversuch entschieden die Ärzte, Victor von den lebenserhaltenden Maßnahmen zu nehmen. Die Familie, Nachbarn und Unterstützer trauerten öffentlich um den Jugendlichen. Hunderte Menschen versammelten sich vor dem Krankenhaus sowie später vor dem Polizeipräsidium der Stadt, um gegen den Polizeieinsatz zu demonstrieren.
„Diese Gemeinde ist erschüttert“, sagte Sunny Nelson, eine der Organisatorinnen der Proteste. Viele wollten mit ihrer Anwesenheit auch der Familie gegenüber Solidarität zeigen. „Wenn so etwas einem meiner Neffen passieren würde, wäre ich am Boden zerstört“, sagte Serenity Jones Perry, die mit ihrer Mutter zur Mahnwache kam.
Polizei unter Druck – Fragen zur Eskalation
Der Vorfall sorgt landesweit für Diskussionen über den Umgang der Polizei mit Menschen mit Behinderungen und mentalen Erkrankungen. Laut Polizeiangaben ging um 17:22 Uhr ein Notruf ein: Ein junger Mann mit einem Küchenmesser verhalte sich aggressiv. Augenzeugen-Videos zeigen, wie Victor Perez am Boden liegt, das Messer in der Hand hält, während eine Frau versucht, es ihm mit einem Stock zu entreißen. Kurz darauf kommen mehrere Polizisten hinzu, rufen mehrfach „Drop the knife“ (Lass das Messer fallen) – und eröffnen schließlich das Feuer, als Victor sich nähert.
Ermittlungen laufen – Beamte freigestellt
Die beteiligten Polizeibeamten wurden zunächst beurlaubt, während interne, externe und strafrechtliche Ermittlungen laufen. Die Eastern Idaho Critical Incident Task Force untersucht den Fall unabhängig, die Ergebnisse sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.
Pocatellos Bürgermeister Brian Blad zeigte sich bestürzt: „Unsere Gedanken und Gebete sind bei Victors Familie. Wir wissen, wie tief dieser Vorfall unsere Gemeinschaft verletzt hat.“
Polizeichef verteidigt Einsatz, Angehörige fordern Aufklärung
Polizeichef Roger Schei verteidigte das Vorgehen der Beamten. Die Lage sei hochdynamisch gewesen, Victor habe mehrfach nicht auf Anweisungen reagiert. Zwei Personen hätten sich in unmittelbarer Nähe zu ihm befunden, was die Einsatzkräfte gezwungen habe, schnell zu handeln, um andere zu schützen. Das Video zeige nicht alle Aspekte des Vorfalls, betonte Schei.
Die Familie des Jugendlichen und zahlreiche Unterstützer fordern nun eine lückenlose Aufklärung, neue Schulungen für den Umgang mit behinderten Menschen sowie den verstärkten Einsatz von nicht-tödlichen Mitteln durch die Polizei.
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