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BaFin: Erste BaFin-Konferenz „Nachhaltige Finanzwirtschaft“

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„Wer langfristig im Finanzsektor erfolgreich sein will, wird am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbeikommen“, sagte BaFin-Präsident Felix Hufeld zum Auftakt der ersten Konferenz „Nachhaltige Finanzwirtschaft“, die am 9. Mai im Umweltforum Berlin stattfand.

Ziel der Veranstaltung war es, das Bewusstsein des Finanzsektors für materielle Risiken, aber auch für Chancen zu schärfen, die klimatische, ökologische und soziale Veränderungen für einzelne Finanzmarktakteure und den Finanzmarkt als Ganzes mit sich bringen können. Die knapp 350 Teilnehmenden erhielten einen Überblick über aktuelle europäische Regulierungsvorhaben und die aufsichtlichen Ansätze der BaFin und hatten zudem Gelegenheit, sich mit Vertreterinnen und Vertretern der Aufsicht auszutauschen.

„Als Finanzaufsicht ist es unser Auftrag, Risiken für das Finanzsystem zu erkennen und die von uns beaufsichtigten Unternehmen aufzufordern, sie angemessen zu berücksichtigen“, erklärte Hufeld. „Dafür müssen wir in der Lage sein, die Nachhaltigkeitsrisiken zu durchdringen und zu quantifizieren.“ Man müsse aber auch über die Chancen sprechen, die etwa die Energiewende selbstverständlich biete. Wie groß das ökonomische Potenzial sei, zeige eine Studie der EU-Kommission, die den Investitionsbedarf zur Erreichung der Klimaziele allein im Energiesektor auf zusätzliche 175 bis 290 Milliarden Euro beziffere. „Die Finanzindustrie tut also gut daran, die sich dabei ergebenden Chancen zu ergreifen und gleichzeitig Vorsorge gegenüber den Nachhaltigkeitsrisiken zu betreiben.“

Das Thema „Nachhaltige Finanzwirtschaft“ sei für die BaFin nicht ganz neu, fuhr Hufeld fort. Im März 2018 habe das Direktorium Nachhaltigkeit zum strategisch wichtigen Thema erklärt und beschlossen, dass beaufsichtigte Unternehmen materielle Umwelt- und Klimarisiken explizit im Risikomanagement berücksichtigen sollten. Die BaFin habe die Ende Mai 2018 von der Europäischen Kommission veröffentlichten Verordnungsentwürfe umfassend kommentiert und arbeite in verschiedenen Arbeitsgruppen und Netzwerken der europäischen Aufsichtsbehörden mit. „So sehr wir Initiativen für mehr Nachhaltigkeit begrüßen und so intensiv wir uns in entsprechende Debatten auf Ebene der Regulierung einbringen, so klar müssen wir an manchen Stellen Grenzen ziehen“, machte Hufeld deutlich. „Zum Beispiel dann, wenn Haftungsrisiken rückwirkend auf die Finanzwirtschaft zukommen oder Nachhaltigkeitsanreize ohne sachgerechten Risikobezug mittels begünstigender Kapitalanforderungsfaktoren über die Bücher der Finanzunternehmen ausgesendet werden sollen.“

Nachhaltigkeit aus Sicht von Wertpapier-, Banken- und Versicherungsaufsicht

BaFin-Vizepräsidentin und Exekutivdirektorin Wertpapieraufsicht/Asset-Management Elisabeth Roegele und die Exekutivdirektoren für die Bankenaufsicht und die Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, Raimund Röseler und Dr. Frank Grund, erläuterten das Thema Nachhaltigkeit aus der Perspektive ihrer Geschäftsbereiche. Roegele sagte mit Blick auf die Verordnungsentwürfe der Kommission, sie halte es für richtig, Nachhaltigkeitsgesichtspunkte im EU-Regelwerk zu verankern. Vor allem eine praktikable europäische Taxonomie dürfte hier wichtige Impulse liefern. Darüber hinaus würden die geplanten erhöhten Transparenzpflichten Anlegern helfen, sich über die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten zu informieren und auf dieser Basis eine Anlageentscheidung zu treffen. So müssten unter anderem Kapitalverwaltungsgesellschaften darüber berichten, wie sie Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozess berücksichtigen. Außerdem sollten beim Vertrieb nachhaltiger Finanzanlagen spezifische Informationen bereitgestellt werden.

„Banken, die das Thema Nachhaltigkeit vernachlässigen, setzen sich nicht nur erhöhten Risiken auf der Aktivseite oder erhöhten operationellen Risiken aus. Sie werden langfristig auch keine Investoren mehr finden“, sagte Röseler. Die BaFin erwarte, dass sich die Institute „top down“ vom Vorstand bis in die Abteilungen mit den neuen beziehungsweise als neu wahrgenommenen Risiken befassten und dass sie eine Strategie und einen Fitnesscheck dafür entwickelten. Die BaFin werde dazu in Kürze ein Merkblatt veröffentlichen. „Vor allem fordern wir die Institute dazu auf, ihre strategische Ausrichtung, ihre Aufbau- und Ablauforganisation, das Risikomanagementsystem und ihre Kommunikation nach innen wie nach außen zu überprüfen“, erklärte Röseler.

Versicherer könnten in mindestens drei Rollen nachhaltig handeln: als Risikoträger, als Risikomanager und als Investoren, sagte Dr. Grund. „Sie sind nicht dazu verpflichtet, die deutsche Energiewende oder andere Mammutprojekte mitzufinanzieren, mit denen die Pariser Klimaschutzziele erreicht werden sollen“, stellte er klar. „Dennoch sollten sie auch in ihrem eigenen Interesse einen wesentlichen Beitrag leisten und hierbei die bestehenden Risiken angemessen einpreisen.“

Nachhaltigkeit und Finanzstabilität – ein Widerspruch?

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Diskussionsrunde zum Thema „Nachhaltigkeit und Finanzstabilität – ein Widerspruch?“, an der neben BaFin-Präsident Hufeld auch Jan Ceyssens von der Europäischen Kommission, Prof. Dr. Harald Lesch von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Dr. Christian Thimann teilnahmen, Geschäftsführer der Athora Deutschland Gruppe und Vorsitzender der EU High Level Expert Group on Sustainable Finance. Außerdem sprachen Dr. Levin Holle, Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium, und Silke Stremlau aus dem Vorstand der Hannoverschen Kassen.

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