Startseite Allgemeines Bankberater oder Zauberer? Wie man Geld verschwinden lässt, ohne mit der Wimper zu zucken
Allgemeines

Bankberater oder Zauberer? Wie man Geld verschwinden lässt, ohne mit der Wimper zu zucken

sergeitokmakov (CC0), Pixabay
Teilen

Ein Mann meldet sich anonym, und seine Geschichte könnte direkt aus einem schlechten Krimi stammen – nur leider ist sie real. Es beginnt ganz harmlos: Der Mann betreut seinen schwer erkrankten Bruder und soll für ihn Geld abheben. Der Bruder wünscht, dass stolze 50.000 Euro in bar an den Bankberater seines Vertrauens übergeben werden, damit diese Summe in eine Kapitallebensversicherung eingezahlt wird. Klingt nach einem soliden Plan, oder?

Doch es kommt, wie es kommen muss: Das Geld ist weg. Einfach futsch. Der betreuende Bruder schaut irgendwann auf die Unterlagen und stellt fest, dass der Kontostand keinen Zentimeter nach oben gegangen ist. Und was macht man in so einer Situation? Richtig, man spricht den Bankberater darauf an. Was dann folgt, könnte direkt aus einem „Bares für Rares“-Special stammen – nur ohne Rares und ohne Bares.
„Das Geld ist bestimmt unter der Badewanne“

Der Bankberater zeigt sich kooperativ – zumindest auf seine Art. Statt Antworten zu geben, rückt er mit einer abenteuerlichen Theorie heraus: „Alte Leute verstecken Geld an den ungewöhnlichsten Orten“, verkündet er, als wäre er Teilnehmer einer Quizshow. Seine Highlights: unter den Fliesen im Badezimmer oder im Keller hinter einer lockeren Kachel. Um das Ganze noch bizarrer zu machen, hilft der Mann persönlich bei der „Schatzsuche“ im Haus des verstorbenen Bruders. Ergebnis: keine einzige Münze gefunden.

Sein abschließender Rat ist der Gipfel der Dreistigkeit: „Am besten lassen wir es, wie es ist.“ Ja klar, wenn man Geld nicht findet, hat es natürlich nie existiert. Problem gelöst. Einfach genial, oder?

Die Sparkasse sieht: Alles super!

Der betreuende Bruder wollte sich mit dieser „Badewannen-Theorie“ nicht zufriedengeben und wandte sich an die interne Prüfabteilung der Bank. Seine Vermutung: Barabhebungen, die weder er noch sein Bruder getätigt haben, müssen aufgeklärt werden. Doch die Sparkasse hat eine andere Sicht auf die Dinge: Nach sechs Monaten intensiver Prüfung kommt die Erkenntnis, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. „Keine Unregelmäßigkeiten“, lautet das Fazit.

Und wenn die Sparkasse das sagt, dann muss es ja stimmen. Schließlich ist ein Bankberater mit Zugang zu Kundenkonten und Bargeld garantiert unfehlbar – wer würde das je anzweifeln?
Gericht: „Unterschriften sehen okay aus, also nix da“

Der Betreuer wollte sich nicht geschlagen geben und zog vor Gericht. Dort jedoch eine weitere Ernüchterung: Die Richter konnten keine Manipulation der Unterschriften auf den Barauszahlungsbelegen nachweisen. Und wer keine Beweise hat, der hat bekanntlich auch keine Chance. Die Klage wurde abgewiesen. Doch der Bruder gibt nicht auf und hat inzwischen Berufung beim Oberlandesgericht eingelegt. Vielleicht klappt es ja beim zweiten Versuch.

Anlageberater: Profi im Menschen-Täuschen

Währenddessen wird der Fall immer spannender. Der Bankberater, der offenbar nicht nur Bargeld, sondern auch Vertrauen magisch verschwinden lässt, steht im Fokus der Staatsanwaltschaft. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen hat er eine besonders kreative Methode entwickelt, um sich an das Geld seiner Kunden heranzupirschen.

Sein Ansatz: „Steuerfreie, gewinnbringende Anlagen“ anbieten. Klingt verlockend, oder? Besonders für ältere Menschen, die ihrem Bankberater vertrauen und sich ein bisschen Extrazinsen erhoffen. Die Realität: Das Geld wurde nie angelegt. Stattdessen wanderte es offenbar direkt in die Taschen des Beraters. Einfach, aber effektiv.

Die Zielgruppe? Wohlhabende Kunden, meistens über 80 Jahre alt. Mit anderen Worten: Menschen, die nach einem langen Leben mit harter Arbeit wahrscheinlich alles andere verdient haben, als von einem „Finanzgenie“ ausgetrickst zu werden.

Plot Twist: Der Täter wird zum Opfer

Doch es kommt noch besser: Bevor die Ermittlungen gegen den Bankberater überhaupt ins Rollen kamen, drehte dieser den Spieß um. Er erstattete Anzeige gegen den Betreuer seines ehemaligen Kunden. Der Vorwurf: Verleumdung und üble Nachrede. Ein Klassiker. Statt sich zu erklären, zeigt man einfach denjenigen an, der Fragen stellt. Warum auch nicht?

Für den Betreuer war das ein Tiefschlag. „Ich bin zweimal zusammengebrochen“, erzählt er. Verständlich, schließlich erwartet man nicht, dass derjenige, der eigentlich zur Verantwortung gezogen werden sollte, plötzlich zum Gegenangriff übergeht. Aber hey, in der Welt des Finanzbetrugs ist anscheinend alles möglich.
Schweigen ist Gold – für den Berater

Der Bankberater sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Aussage? Fehlanzeige. Warum auch reden, wenn das Schweigen so viel spannender wirkt? Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter und versucht herauszufinden, wie viele Menschen der Mann tatsächlich um ihr Geld gebracht hat.

Die bislang bekannten Fälle gehen bis ins Jahr 2013 zurück. Und die Summen? In einem Fall soll ein Anleger um 400.000 Euro gebracht worden sein. 400.000 Euro! Dafür könnte man einige Badezimmerfliesen lockern – aber wahrscheinlich reicht das immer noch nicht, um das Geld zu finden.

Fazit: Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser gewesen

Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie fragil das Vertrauen ins Bankensystem sein kann. Ein Mann, der eigentlich dafür da ist, Kunden zu beraten, entwickelt sich zum Meister des Verschwindens – zumindest, was Geld angeht. Der betreuende Bruder des Opfers kämpft weiterhin um Aufklärung, während die Ermittlungen laufen.

Die Moral der Geschichte? Vertrauen Sie Ihrem Bankberater – aber zählen Sie Ihre Fliesen vorher lieber durch. Man weiß ja nie.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Enttäuschung im Einzelhandel: Menschen halten ihr Geld zusammen und setzen auf Gebrauchtes

Das Weihnachtsgeschäft 2024 hat die Erwartungen des deutschen Einzelhandels deutlich enttäuscht. Statt...

Allgemeines

Rückblick auf 2024: Rund 300 Produktrückrufe über „lebensmittelwarnung.de“ gemeldet

Das bundesweite Portal „lebensmittelwarnung.de“, betrieben vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL),...

Allgemeines

DEGAG Deutsche Grundbesitz Holding AG Genussrechte worauf sich Anleger einstellen müssen

Auch wenn Weihnachten ist, gibt es keinen idealen Tag, um die traurige...

Allgemeines

Biden legt Veto gegen Gesetz zur Ernennung neuer Bundesrichter ein

US-Präsident Joe Biden hat sein Veto gegen ein Gesetz eingelegt, das die...