Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat am 30. Juli 2021 auf ihrer Internetseite die Ergebnisse des Bankenstresstests 2021 veröffentlicht. Am selben Tag hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihres SREP-Bankenstresstests bekannt gemacht, und zwar erstmals auch auf Einzelbankebene
Bei dem von der EBA koordinierten Stresstest wurden die 50 größten europäischen Banken einem makroökonomischen Krisenszenario unterworfen. Bei 38 der geprüften Institute handelt es sich um bedeutende Kreditinstitute (Significant Institutions – SIs), die dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) unterstehen. Sieben dieser SSM-Banken sind deutsche Kreditinstitute. Die geprüften Institute decken circa 70 Prozent aller Bankaktiva in der Eurozone ab.
Parallel zum EBA-Stresstest führte die EZB für den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP) einen eigenen Stresstest durch. Dabei hat sie Institute unter ihrer direkten Aufsicht geprüft, die nicht am EBA Stresstest teilgenommen hatten. Unter den 51 von der EZB geprüften Banken sind neun deutsche Institute. Dieser Test ist grundsätzlich vergleichbar mit dem EBA-Stresstest, jedoch hatte die EZB die Methoden und Prozesse modifiziert. Die EZB hat hierzu eine Pressemitteilung und FAQs veröffentlicht.
Beide Stresstests umfassen die beiden folgenden Szenarien: Das Basisszenario (Baseline Scenario) repräsentiert die angenommene wirtschaftliche Entwicklung der Länder in der Europäischen Union und im Rest der Welt in den nächsten drei Jahren. Die zugrundeliegende Prognose hatte die EZB vorgegeben. Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) hingegen stellte das zweite Szenario zur Verfügung, das Krisenszenario (Adverse Scenario). In beiden Szenarien werden unter anderem die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), der Inflationsrate, der Arbeitslosigkeit und der Kapitalmarktzinsen je Land vorgegeben. Im Krisenszenario wird ein wirtschaftlicher Abschwung aufgrund der Unsicherheit über die Weiterentwicklung der COVID-19-Pandemie und ein weiterhin niedriges Zinsniveau vorgegeben.
Die insgesamt 16 deutschen Teilnehmer der diesjährigen EU-weiten Stresstests haben dank ihrer Kapitalbasis selbst das Krisenszenario gut bewältigt und die Anforderungen an das harte Kernkapital (Common Equity Tier 1 – CET 1) nicht unterschritten. Sowohl in der COVID-19-Pandemie als auch bei den Stresstests haben sich aus Sicht der BaFin die Vorteile einer guten Eigenkapitalausstattung gezeigt: „Wir haben im Krisenszenario der EU-weiten Stresstests gesehen, dass einige Banken ihre zusätzlichen Kapitalpuffer zum Teil nutzen mussten“
, sagte BaFin-Exekutivdirektor Raimund Röseler. Das zeige, dass es richtig sei, über das harte Kernkapital hinaus für Krisenfälle solche Kapitalpuffer zu fordern.
Einige bedeutende deutsche Institute haben an keinem der beiden Stresstests teilgenommen, etwa, weil ein ausländisches Mutterunternehmen auf konsolidierter Ebene geprüft wurde, weil sich das Institut in einer Restrukturierungsmaßnahme befindet oder bereits an einem Comprehensive Assessment Stress Test teilnimmt.
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