Angesichts der aktuell herrschenden Niedrigzinspolitik und des Wegfalls von sicheren Anlagemöglichkeiten wie der Bundesschatzbriefe suchen viele Kleinanleger verzweifelt nach guten Anlagemöglichkeiten. In gewisser Hinsicht besteht für solche Anleger ein Anlagenotstand. Wo immer sich verlockende Chancen mit guten Rendite-Aussichten bieten, ist ein Kleinanleger daher sehr interessiert. In neuerer Zeit versprechen Geldanlagen in Holz ein verlockendes Geschäft. Der internationale Holzmarkt boomt. Holz ist weltweit ein gefragtes Gut. Es finden sich in diesem Marktsegment folglich viele Anbieter, die mit hohen Rendite-Versprechen gerade die kleinen Anleger locken. Doch Vorsicht: In der Branche sind viele schwarze und nicht ganz so schwarze Schafe zu finden, denen es lediglich um die eigene Gewinnmaximierung geht. Zudem können wir gleich zu Beginn feststellen, dass langfristige Investitionen in Holz ohne eine sichere Chance auf Gewinne bleiben und daher eher für Großinvestoren als geeignet erscheinen.
Lohnen sich Investitionen in den Holzmarkt?
Holz ist heute ein begehrter Rohstoff. Vor allem die Edelhölzer, von denen es ohnehin nur begrenzte Mengen im Verkauf gibt, bieten eine gute Investitionsmöglichkeit. Mehrere Wirtschaftszweige sind vom nachwachsenden Rohstoff „Holz“ abhängig. Auch der Verbraucher besinnt sich aus Umweltgründen immer mehr auf diesen Natur-Baustoff oder füttert eine moderne Pelletheizung mit Holz. In den USA haben sich Holzhäuser als normale Bauform schon vor langer Zeit etabliert. Holz ist kostengünstiger als jeder andere Baustoff.
Da die weltweite Nachfrage nach Holz weiter steigen wird, sind Bauminvestments an sich eine gute Kapitalanlage. Möglich ist der Kauf von Aktien oder Fonds von Holzverarbeitern. Diese können allerdings auf lange Sicht starken Kursschwankungen unterliegen. Daher gelten im Allgemeinen für Kleinanleger direkte Bauminvestments als die sichere Alternative. Investments in einzelne Bäume oder Waldabschnitte gelten als krisensicher und werden als währungsstabil beworben. Soweit, so gut. Der Knackpunkt bei den Bauminvestments sind die unrealistisch hohen Renditen.
Wo immer attraktive Erträge locken, sind kriminelle Machenschaften an der Tagesordnung. Unter die seriösen Anbieter von Bauminvestments mischen sich auch solche, die ihre eigene Gewinnmarge im Auge haben und mit luftigen Versprechen Kleinanleger locken. Sie bieten Investitionen in die schnell heranwachsenden Paulownia-Bäume an. Die relativ schnell wachsenden baumlangen Edelholz-Lieferanten werden im In- und Ausland auf Plantagen gezogen. Sie benötigen ca 12 Jahre, um gefällt werden zu können. Finanzielle Ausfälle sind behauptetermaßen bei Pawlowina Holz kaum zu erwarten. Das klingt verlockend. Zudem sind die eventuell eintretenden Ausfälle versichert. Das beruhigt die Anleger. Rendite-Versprechen von 12-15 Prozent bei einer Einlage von 5.000 Euro in Pawlowina Holz klingen für viele Kleinanleger geradezu traumhaft. Un schon ist der Vertrag unterschrieben. Der Anleger hat ein gutes Gefühl bei der Sache. Das böse Erwachen erfolgt oft erst Jahre später.
Wo liegen die Risiken von Bauminvestments?
Zum einen ist nicht sicher, ob Anleger, die in Pawlowina Holz investiert haben, in den nächsten Jahren noch ruhig schlafen können. Die Finanzgurus warten förmlich die nächste Finanzkrise und Investitionsblase. Vielleicht zerfällt der Euro in der Trump-Ära. Angesichts der wachsenden Unsicherheit auf vielen Märkten klingt es in den Ohren vieler Kleinanleger solide, ohne Umweg über einen Fonds oder Aktien in einen Baum oder eine Waldparzelle mit Pawlowina Holz zu investieren. Dessen Verkauf schafft nach einer absehbaren Zeit angeblich sichere Gewinne. Palowina Holz als Investment gilt als sicheres Investment. In Krisenzeiten sind solche Anlagemöglichkeiten besonders gefragt, vor allem, weil sie hohe Gewinne versprechen.
Fakt ist: Holzinvestments sind durchaus chancenreich – aber auch risikoreich. Niemand kann voraussagen, welchen Preis ein Rohstoff in 12 oder 20 Jahren erzielen wird. Pawlowina Holz ist nicht so hochwertig wie andere Edelholzbäume. Man kann heute kaum abschätzen, zu welchem Marktpreis es in 15 Jahren verkauft werden kann. Außerdem gilt: Ein Waldbrand genügt, um „alternative Fakten“ zu schaffen. Die „Stiftung Warentest“ hält Holzinvestments angesichts der unrealistisch hohen Rendite-Versprechen für hochspekulativ. Sie rät Kleinanlegern von Investitionen in Pawlowina Holz ab. Dem hält die Investmentgesellschaft „Deutsche Forst Invest“ entgegen, dass Baum- oder Waldinvestments die sicherste Anlagemöglichkeit sind, die es überhaupt gibt. In gewisser Weise sind beide Aussagen wahr.
Der Haken an der Sache liegt schon darin, dass Kleinanlegern meist andere Investitionsobjekte angeboten werden als Großanlegern. Großinvestoren wie Universitätsstiftungen oder US-Pensionsfonds investieren bekanntermaßen gerne eine beträchtliche menge ihres Kapitals in Holzinvestments. Während die Gelder von Großinvestoren als relativ krisensicher angelegt gelten, sind die versprochenen Renditen der Kleinanleger oft unsicher. Kaum ein Kleinanleger kann sich leisten, 15-20 Jahre zu warten, ob seine Investition sich auszahlt oder verloren geht.
Doch auch bei den seriösen Anbietern von Bauminvestments ist Vorsicht angebracht. Es liegt an der Anlageform. Diese ist ungeeignet für Kleinanleger, obwohl sie gerade hier stark beworben wird. Laufende Erträge sind bei Bauminvestments nämlich nicht zu erwarten. Wenn alles gut geht, erhält man erst nach 15-20 Jahren die Gewissheit, ob sich die Investition gelohnt hat oder durch unbekannte Risiken als Flop erweist. Baumanlagen sind bestenfalls eine inflationssichere Geldanlage für Großanleger, da Großinvestoren nicht auf Wertzuwächse angewiesen sind. Für sie liegen die Chancen für Gewinnmaximierung meist anderswo.
Risikoreich ist auch, dass man als Kleinanleger meist nicht vorzeitig aus einem Vertrag aussteigen kann. Falls jemand an eines der Schwarzen Schafe geraten ist, wird es ohne Anwaltskosten nicht abgehen. Bei den meisten so erzielten Vergleichen macht der Kleinanleger auf alle Fälle Verlust. Der Traum vom Baum-Direktinvestment wurde so für viele Kleinanleger schon zum Albtraum.
Die Negativ-Erlebnisse von Kleinanlegern reichen von
– mangelnder Transparenz bei den abgeschlossenen Verträgen
– absichtsvoll verzerrt dargestellten Rechenbeispielen zum Überzeugen der Kunden
– überteuerten Einstiegspreisen
– falschen Angaben über die Plantagengröße
– überzogenen Wachstumsprognosen für die Parzelle
– mangelnden oder fehlenden Angaben über die Anlagerisiken
– hohen Provisionen und überzogenen Vermittlungsgebühren
– versteckten Gebühren wie Baumpflegekosten oder Aufforstungskosten
bis hin zu kompletten Kapital- und Rendite-Verlusten durch Borkenkäfer-Invasionen, Baumkrankheiten, Waldbrände, durch Pilzbefall absterbende Bäume, Baumschäden durch Bodenerosion oder andere Katastrophen. Zudem zahlen die Anleger auch für die Hochglanz-Werbung, die die Anbieter im eigenen Interesse machen. Branchenkenner vermuten, dass nur ein gewisser Teil des Investments von Kleinanlegern tatsächlich wie gewünscht investiert wird.
Wie unterscheiden Anleger die Betrüger von seriösen Anbietern?
Welcher Anbieter im Holzinvestment seriös ist und wer nur so tut, ist schwer zu unterscheiden. Unlauteres Verhalten und schön gerechnete Risiken werden von unseriösen Anbietern in der Regel klug kaschiert. Ein guter Hinweis ist das Rendite-Versprechen. Je höher die versprochene Rendite ausfällt, desto vorsichtiger sollte ein Kleinanleger werden. Wo nicht deutlich auf die möglichen Anlagerisiken hingewiesen wird, sollte niemand investieren. Wichtig ist: Es gibt bei Direktanlagen keinen Anlegerschutz. Die Finanzaufsicht ist bei dieser Anlageform nicht involviert.
Interessant ist auch: Bei intensiven Recherchen im Netz entdeckte schon so mancher zweifelnde Investor, dass einige Mitarbeiter von bankrott gegangenen Anbietern unter neuem Namen weiter als Abzocker mit Bauminvestments tätig sind. Das verheißt nichts Gutes. Seriös ist beispielsweise, wer einen Geschäftsbericht mit stimmigen Gewinn-und-Verlust-Rechnung veröffentlicht. Transparente Angaben über die Verwendung des investierten Kapitals sind vertrauenerweckend.
Geklärt werden sollte auch die Haftungsfrage im Fall von Verlusten. Ratings, die die Bonität eines Holz-Investment-Anbieters bewerten, sind mit einiger Vorsicht zu betrachten. Sie beurteilen nämlich nur das Zahlungsverhalten der Vergangenheit. In naher Zukunft kann es damit aber ganz anders aussehen. Zudem können Gütesiegel oder positive Ratings heutzutage auch käuflich erworben werden. Es gibt genügend Manipulationsmöglichkeiten, um Verbraucher an der Nase herumzuführen. Grundsätzlich gilt: Direkt-Investments in Holz sind – da sie ohne Anlegerschutz getätigt werden und oft mit zweifelhaften Bedingungen verknüpft sind – für Kleinanleger hochriskant. Einige wenige Ausnahmen bestätigen diese Grundregel.
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