Zum Auftakt des 103. Deutschen Katholikentags in Erfurt hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den zunehmenden Bedeutungsverlust der Kirchen in Deutschland thematisiert und eine selbstkritische Debatte darüber angeregt. In seiner Rede betonte er die wichtige Rolle der Christen in der Gesellschaft, insbesondere ihren Einsatz für die Demokratie und für benachteiligte Gruppen wie Arme, Ausgegrenzte und Verzweifelte.
Gleichzeitig äußerte Steinmeier sein Bedauern über den massiven Zustimmungs- und Vertrauensverlust, den die Kirchen derzeit erleben. „Man muss wohl von einer epochalen Veränderung sprechen“, erklärte der Bundespräsident und verwies auf die sinkenden Mitgliederzahlen und die schwindende Bedeutung der Kirchen in der öffentlichen Wahrnehmung.
Tatsächlich zeigen aktuelle Statistiken einen deutlichen Rückgang der Kirchenmitgliedschaften in Deutschland. Laut einer Studie der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörten im Jahr 2023 nur noch etwa 45,8 Millionen Menschen einer der beiden großen christlichen Kirchen an, was einem Rückgang von rund 2,9 Millionen im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Als Gründe für diese Entwicklung werden unter anderem die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft, Skandale wie der Missbrauch in der katholischen Kirche und die fehlende Modernisierung der kirchlichen Strukturen genannt. Steinmeier forderte die Kirchen daher auf, sich diesen Herausforderungen zu stellen und gemeinsam Lösungen zu finden, um ihre Relevanz in der Gesellschaft zu bewahren und das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen.
Der Deutsche Katholikentag, der vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2024 in Erfurt stattfindet, steht unter dem Motto „Zukunft gestalten – Glauben leben“ und bietet den Teilnehmern eine Plattform für Diskussionen, Workshops und spirituelle Angebote rund um aktuelle gesellschaftliche und religiöse Themen.
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