Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII − Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Faricimab
(Diabetisches Makulaödem)
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 6. April 2023 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 16. Februar 2023 (BAnz AT 11.05.2023 B3) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:
Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Faricimab wie folgt ergänzt:
Faricimab
Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 15. September 2022):
Vabysmo wird angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit:
- –
-
neovaskulärer (feuchter) altersabhängiger Makuladegeneration (nAMD),
- –
-
einer Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ).
Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 6. April 2023):
Vabysmo wird angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einer Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ).
- 1.
-
Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen VergleichstherapieErwachsene mit Visusbeeinträchtigung aufgrund eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)Zweckmäßige Vergleichstherapie:
- –
-
Ranibizumab oder Aflibercept
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Faricimab gegenüber Aflibercept:Ein Zusatznutzen ist nicht belegt.Studienergebnisse nach Endpunkten:1Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung aufgrund eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)Zusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer EndpunkteEndpunktkategorie Effektrichtung/
VerzerrungspotentialZusammenfassung Mortalität ↔ keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede Morbidität ↔ keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede Gesundheitsbezogene Lebensqualität ↔ keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede Nebenwirkungen ↔ keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede Erläuterungen: ↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine Daten vor.
n. b.: nicht bewertbarStudie RHINE: Faricimab vs. AfliberceptStudie YOSEMITE: Faricimab vs. Afliberceptsowie die Metaanalyse der beiden StudienMortalitätEndpunkt
StudieFaricimab Aflibercept Faricimab vs.
AfliberceptN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)RR [95 %-KI]a;
p-WertGesamtmortalität RHINE 319 0 (0) 314 5 (1,6) 0 [0; n. b.];
0,024bYOSEMITE 313 9 (2,9) 311 4 (1,3) 2,24 [0,70; 7,18];
0,212bGesamt 0,99 [0,40; 2,47]c; 0,981d MorbiditätEndpunkt/
Skala StudieFaricimab Aflibercept Faricimab vs.
AfliberceptN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)RR [95 %-KI]a;
p-WertBCVAe (Verbesserung um ≥ 10 ETDRS-Buchstabenf) RHINE 294 155 (52,7) 279 151 (54,1) 0,97 [0,84; 1,12];
0,791bYOSEMITE 276 161 (58,3) 276 159 (57,6) 1,03 [0,90; 1,18];
0,916bGesamt 1,00 [0,91; 1,10]; 0,916d BCVAe (Verbesserung um ≥ 15 ETDRS-Buchstabenf) RHINE 294 83 (28,2) 279 85 (30,5) 0,97 [0,76; 1,23];
0,600bYOSEMITE 276 98 (35,5) 276 88 (31,9) 1,10 [0,88; 1,37];
0,053bGesamt 1,04 [0,88; 1,22]; 0,799d Endpunkt/
Skala StudieFaricimab Aflibercept Faricimab vs.
AfliberceptNg Werte Studienbeginn
MW (SD)Änderung zu
Woche 52
MWh (SE)Ng Werte Studienbeginn
MW (SD)Änderung zu
Woche 52
MWh (SE)RR [95 %-KI]h;
p-WertNEI VFQ-25i (Subskala Allgemeiner Gesundheitszustand) RHINE 275 45,38 (21,54) 4,64
(1,09)259 44,25 (21,34) 6,52
(1,12)–1,18
[–4,95; 1,19]; k. A.YOSEMITE 256 47,02 (19,22) 3,44
(1,17)248 46,19 (19,86) 4,80
(1,18)–1,36
[–4,61; 1,90]; k. A.Gesamt –1,65 [–3,88; 0,59]j; k. A. Gesundheitsbezogene LebensqualitätEndpunkt/
Skala StudieFaricimab Aflibercept Faricimab vs.
AfliberceptNg Werte Studien-beginn
MW (SD)Änderung zu
Woche 52
MWh (SE)Ng Werte Studienbeginn
MW (SD)Änderung zu
Woche 52
MWh (SE)RR [95 %-KI]h;
p-WertNEI VFQ-25i (Summenscorem) RHINE 275 74,33 (17,47) 7,07
(0,66)259 74,67
(18,54)7,51
(0,68)–0,44
[–2,31; 1,43]; k. A.YOSEMITE 256 72,83 (18,15) 7,96
(0,71)248 73,97
(17,70)7,93
(0,71)–0,03
[–1,94; 2,00]; k. A.Gesamt –0,20 [–1,55; 1,16]j; k. A. NebenwirkungenEndpunkt
StudieFaricimab Aflibercept Faricimab vs.
AfliberceptN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)RR [95 %-KI]a;
p-WertUEk (ergänzend) RHINE 319 234 (73,4) 314 246 (78,3) – YOSEMITE 313 255 (81,5) 311 245 (78,8) – SUEk RHINE 319 52 (16,3) 314 58 (18,5) 0,88 [0,63; 1,24];
0,533bYOSEMITE 313 77 (24,6) 311 58 (18,6) 1,32 [0,97; 1,79];
0,072bGesamt 1,10 [0,88; 1,38]; 0,408d Abbruch wegen UE RHINEk 319 4 (1,3) 314 3 (1,0) 1,31 [0,30; 5,82];
0,804bYOSEMITE 313 8 (2,6) 311 3 (1,0) 2,65 [0,71; 9,89];
0,140bGesamt 1,98 [0,75; 5,24]; 0,162d okuläre UEe, k RHINE 319 116 (36,4) 314 109 (34,7) 1,05 [0,85; 1,29];
0,712bYOSEMITE 313 105 (33,5) 311 103 (33,1) 1,01 [0,81; 1,26];
0,937bGesamt 1,03 [0,89; 1,20]; 0,696d okuläre SUEe, k RHINE 319 9 (2,8) 314 6 (1,9) 1,48 [0,53; 4,10];
0,533bYOSEMITE 313 9 (2,9) 311 2 (0,6) 4,47 [0,97; 20,53];
0,038b,lGesamt 2,23 [0,97; 5,08]; 0,051d a RR und KI aus Regressionsmodell; für Morbiditätsendpunkte stratifiziert nach BCVA zu Tag 1 (< 64 vs. ≥ 64 ETDRS-Buchstaben), Vorbehandlung mit intravitrealen Anti-VEGF-Therapien (ja vs. nein) und Region (USA/Kanada vs. Asien/Rest der Welt), für gepoolte Analyse jeweils zusätzlich stratifiziert nach Studie b eigene Berechnung, unbedingter exakter Test (CSZ-Methode) c Trotz statistisch signifikanter Heterogenität (p = 0,003 [Likelihood-Ratio-Test]) wird in der vorliegenden Datensituation der gemeinsame Effektschätzer dargestellt. d Berechnung aus IPD-Metaanalyse mit Faktor Studie als fester Effekt (zum Modell siehe Fußnote „a“); p-Wert: Cochran-Mantel-Haenszel Test e bezieht sich auf das Studienauge f Anteil der Patientinnen und Patienten mit einer Zunahme der BCVA um ≥ 10 ETDRS-Buchstaben (bzw. ergänzend dargestellt ≥ 15 ETDRS-Buchstaben) im Vergleich zum Studienbeginn gemittelt über die Wochen 48, 52 und 56 (Skalenspannweite von 0 bis 100); Beobachtungen nach einem COVID-19-bezogenen Ereignis wurden in der Analyse nicht berücksichtigt g Anzahl der Patientinnen und Patienten, die in der Auswertung zur Berechnung der Effektschätzung berücksichtigt wurden, die Werte bei Studienbeginn können auf anderen Patientenzahlen basieren. h wenn nicht anders angegeben: MMRM mit den Kovariablen Behandlung, Visite, Interaktion zwischen Behandlung und Visite und Baseline-Wert, adjustiert nach den Stratifizierungsfaktoren der Randomisierung (BCVA zu Tag 1 [< 64 vs. ≥ 64 ETDRS-Buchstaben], Vorbehandlung mit intravitrealen Anti-VEGF-Therapien [ja vs. nein] und Region [USA/Kanada vs. Asien/Rest der Welt]), für gepoolte Analyse jeweils zusätzlich stratifiziert nach Studie; Effekt bezieht sich auf die Differenz der mittleren Änderung zu Woche 52; Beobachtungen nach einem COVID-19-bezogenen Ereignis wurden in der Analyse nicht berücksichtigt. i Höhere (zunehmende) Werte bedeuten bessere Symptomatik/gesundheitsbezogene Lebensqualität; positive Effekte (Intervention minus Kontrolle) bedeuten einen Vorteil für die Intervention (Skalenspannweite 0 bis 100). j Berechnung aus IPD-Metaanalyse mit Faktor Studie als fester Effekt (siehe Fußnote „h“ zum Modell) k enthält Ereignisse der Grunderkrankung l Diskrepanz zwischen KI und p-Wert aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmethoden m Folgende Subskalen wurden erfasst: Allgemeine Sehkraft, Augenschmerzen, Nahsicht, Fernsicht, Soziale Funktionsfähigkeit, Psychisches Befinden, Ausübung sozialer Rollen, Abhängigkeit von Anderen, Probleme mit Autofahren, Probleme mit Farbensehen, Peripheres Sehen. Es zeigen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Verwendete Abkürzungen: BCVA = bestkorrigierte Sehschärfe; COVID-19 = Coronavirus Disease 2019 (Coronavirus-Krankheit 2019); ETDRS = Early Treatment Diabetic Retinopathy Study; IPD = individuelle Patientendaten; k. A. = keine Angabe; KI = Konfidenzintervall; MMRM = Gemischtes Modell mit Messwiederholungen; MD = Mittelwertdifferenz; MW = Mittelwert; N = Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; n = Anzahl Patientinnen und Patienten mit (mindestens einem) Ereignis; n. b. = nicht berechenbar; n. e. = nicht erreicht; NEI VFQ-25 = National Eye Institute Function Questionnaire-25; RR = relatives Risiko; SD = Standardabweichung; SE = Standardfehler; SUE = schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis; UE = unerwünschtes Ereignis; VEGF = Vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor; vs. = versus
- 2.
-
Anzahl der Patientinnen und Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden PatientengruppenErwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)ca. 190 000 bis 241 000 Patientinnen und Patienten
- 3.
-
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte AnwendungDie Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Vabysmo (Wirkstoff: Faricimab) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 17. Januar 2023):https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/vabysmo-epar-product-information_de.pdfDie Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Faricimab muss durch in der Therapie des diabetischen Makulaödems erfahrene Ärztinnen und Ärzte erfolgen.Gemäß den Vorgaben der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hinsichtlich zusätzlicher Maßnahmen zur Risikominimierung ist seitens des pharmazeutischen Unternehmers Schulungsmaterial, welches Informationen für Patientinnen und Patienten enthält, zur Verfügung zu stellen. Das Schulungsmaterial enthält insbesondere Informationen und Warnhinweise zur infektiösen Endophthalmitis und zu intraokularen Entzündungen.
- 4.
-
TherapiekostenJahrestherapiekosten:Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)
Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/Patientin bzw. Patient Zu bewertendes Arzneimittel: Faricimab 1. Jahr: 7 194,04 € − 13 360,36 € Folgejahre: 3 391,48 € − 13 360,36 € Intravitreale Injektion 1. Jahr: 625,80 € − 2 487,29 € Folgejahre: 295,02 € − 2 487,29 € Postoperative Behandlung 1. Jahr: 134,33 € − 348,14 € Folgejahre: 63,33 € − 348,14 € zusätzlich notwendige GKV-Leistungen nicht quantifizierbar2 Gesamt 1. Jahr: 7 954,17 € − 16 195,79 € Folgejahre: 3 749,83 € − 16 195,79 € Zweckmäßige Vergleichstherapie: Aflibercept 1. Jahr: 6 958,70 € − 7 952,80 € Folgejahre: 0 € − 5 964,60 € Intravitreale Injektion 1. Jahr: 625,80 € − 1 530,64 € Folgejahre: 0 € − 1 147,98 € Postoperative Behandlung 1. Jahr: 134,33 € − 214,24 € Folgejahre: 0 € − 160,68 € zusätzlich notwendige GKV-Leistungen nicht quantifizierbar2 Gesamt 1. Jahr: 7 718,83 € − 9 697,68 € Folgejahre: 0 € − 7 273,26 € Ranibizumab 1. Jahr: 6 854,58 € − 13 709,16 € Folgejahre: 0 € − 13 709,16 € Intravitreale Injektion 1. Jahr: 536,40 € − 2 295,96 € Folgejahre: 0 € − 2 295,96 € Postoperative Behandlung 1. Jahr: 115,14 € − 321,36 € Folgejahre: 0 € − 321,36 € zusätzlich notwendige GKV-Leistungen nicht quantifizierbar2 Gesamt 1. Jahr: 7 506,12 € − 16 326,48 € Folgejahre: 0 € − 16 326,48 € Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 15. März 2023) - 5.
-
Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V, die in einer Kombinationstherapie mit Faricimab eingesetzt werden können.Als Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V werden Arzneimittel mit folgenden neuen Wirkstoffen benannt, die aufgrund der arzneimittelrechtlichen Zulassung in einer Kombinationstherapie mit Faricimab für die Behandlung von Visusbeeinträchtigungen infolge eines diabetischen Makulaödems bei Erwachsenen eingesetzt werden können:Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)
- –
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Kein in Kombinationstherapie einsetzbarer Wirkstoff, der die Voraussetzungen des § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V erfüllt.
Die Benennung von Kombinationen dient ausschließlich der Umsetzung des Kombinationsabschlags nach § 130e SGB V zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Unternehmern. Die getroffenen Feststellungen schränken weder den zur Erfüllung des ärztlichen Behandlungsauftrags erforderlichen Behandlungsspielraum ein, noch treffen sie Aussagen über Zweckmäßigkeit oder Wirtschaftlichkeit.
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 6. April 2023 in Kraft.
Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.
Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V
Der Vorsitzende
Prof. Hecken
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- Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG (A22-109), sofern nicht anders indiziert.
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- Aufgrund der individuellen Festlegung der Art und Häufigkeit der Kontrolluntersuchungen durch die behandelnde Ärztin bzw. den behandelnden Arzt können die entstehenden Kosten für alle Therapieoptionen nicht quantifiziert werden.
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