Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Trifluridin/Tipiracil
(neues Anwendungsgebiet: Kolorektalkarzinom, nach 2 Vortherapien,
Kombination mit Bevacizumab)
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 15. Februar 2024 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 18. Januar 2024 (BAnz AT 06.03.2024 B2) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:
In Anlage XII werden den Angaben zur Nutzenbewertung von Trifluridin/Tipiracil gemäß dem Beschluss vom 1. Oktober 2020 nach Nummer 4 folgende Angaben angefügt:
Trifluridin/Tipiracil
Neues Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 26. Juli 2023):
Lonsurf wird angewendet in Kombination mit Bevacizumab zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK), die zuvor bereits zwei Krebstherapien erhalten haben. Diese Therapien beinhalten Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin- und Irinotecan-basierte Chemotherapien, Anti-VEGF- und/oder Anti-EGFR-Substanzen.
Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 15. Februar 2024):
Siehe neues Anwendungsgebiet laut Zulassung.
- 1.
-
Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen VergleichstherapieErwachsene mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK), die zuvor bereits zwei Tumortherapien erhalten haben; diese Therapien beinhalten Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin-, Irinotecan-basierte Chemotherapien, Anti-VEGF-Substanzen und/oder Anti-EGFR-SubstanzenZweckmäßige Vergleichstherapie:
- –
-
Trifluridin/Tipiracil
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Trifluridin/Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab gegenüber Trifluridin/Tipiracil:Anhaltspunkt für einen beträchtlichen ZusatznutzenStudienergebnisse nach Endpunkten:*Erwachsene mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK), die zuvor bereits zwei Tumortherapien erhalten haben; diese Therapien beinhalten Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin-, Irinotecan-basierte Chemotherapien, Anti-VEGF-Substanzen und/oder Anti-EGFR-SubstanzenZusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer EndpunkteEndpunktkategorie Effektrichtung/
VerzerrungspotentialZusammenfassung Mortalität ↑↑ Vorteil im Gesamtüberleben. Morbidität ↑ Vorteil beim Gesundheitszustand. Gesundheitsbezogene Lebensqualität ↔ Insgesamt keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede; Vorteil bei der körperlichen Funktion. Nebenwirkungen ↑ Vorteil im Endpunkt schwerwiegende unerwünschte Ereignisse. Erläuterungen: ↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine Daten vor.
n. b.: nicht bewertbarStudie SUNLIGHT:Trifluridin/Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab vs. Trifluridin/TipiracilStudiendesign: RCT, offenDatenschnitt: 19. Juli 2022MortalitätEndpunkt Trifluridin/Tipiracil +
BevacizumabTrifluridin/Tipiracil Intervention vs.
KontrolleN Mediane
Überlebenszeit
in Monaten
[95 %-KI]
Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)N Mediane
Überlebenszeit
in Monaten
[95 %-KI]
Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)Hazard Ratioa
[95 %-KI];
p-Wert
Absolute
Differenz (AD)bGesamtüberleben 246 10,8 [9,4; 11,8]
148 (60,2)246 7,5 [6,3; 8,6]
183 (74,4)0,61 [0,49; 0,77];
< 0,001
AD = + 3,3 MonateMorbiditätProgressionsfreies Überleben (PFS)c 264 5,6 [4,5; 5,9]
206 (83,7)246 2,4 [2,1; 3,2]
236 (95,9)0,44 [0,36; 0,54];
< 0,0001
AD = + 3,2 MonateSymptomatik (EORTC QLQ-C30 – Zeit bis zur 1. Verschlechterungd) Fatigue 246 3,3 [2,7; 4,5]
141 (57,3)246 2,3 [1,9; 3,0]
145 (58,9)0,79 [0,62; 1,01]; 0,060 Übelkeit und Erbrechen 246 6,5 [4,7; n. b.]
109 (44,3)246 6,9 [3,7; n. b.]
96 (39,0)0,95 [0,72; 1,26]; 0,724 Schmerzen 246 4,6 [3,7; 6,0]
129 (52,4)246 3,3 [2,8; 5,1]
123 (50,0)0,87 [0,67; 1,12]; 0,285 Dyspnoe 246 n. e. [9,0; n. b.]
79 (32,1)246 9,7 [5,8; n. b.]
82 (33,3)0,76 [0,55; 1,04]; 0,087 Schlaflosigkeit 246 10,6 [8,3; n. b.]
87 (35,4)246 8,1 [6,9; n. b.]
82 (33,3)0,88 [0,64; 1,20]; 0,408 Appetitverlust 246 4,7 [3,8; 7,5]
125 (50,8)246 4,6 [3,7; 6,9]
105 (42,7)0,97 [0,74; 1,27]; 0,828 Verstopfung 246 n. e. [8,8; n. b.]
87 (35,4)246 n. e. [10,6; n. b.]
68 (27,6)1,13 [0,82; 1,56]; 0,459 Diarrhö 246 n. e. [6,5; n. b.]
91 (37,0)246 n. e. [5,8; n. b.]
77 (31,3)1,03 [0,75; 1,40]; 0,858 Gesundheitszustand (EQ-5D VAS – Zeit bis zur 1. Verschlechterunge) 246 n. e. [8,1; n. b.]
85 (34,6)246 7,8 [4,5; n. b.]
87 (35,4)0,70 [0,51; 0,95]; 0,023 Gesundheitsbezogene LebensqualitätEORTC QLQ-C30 (Zeit bis zur 1. Verschlechterungf) globaler Gesundheitsstatus 246 5,6 [4,2; 9,5]
120 (48,8)246 5,5 [3,7; 6,7]
109 (44,3)0,84 [0,64; 1,10]; 0,201 körperliche Funktion 246 6,9 [4,6; 11,3]
108 (43,9)246 5,0 [3,3; 6,1]
115 (46,7)0,73 [0,55; 0,95]; 0,020
AD = 1,9 MonateRollenfunktion 246 5,0 [3,8; 8,8]
123 (50,0)246 4,4 [3,3; 6,5]
117 (47,6)0,80 [0,62; 1,05]; 0,107 emotionale Funktion 246 n. e. [8,3; n. b.]
84 (34,1)246 7,9 [6,9; n. b.]
83 (33,7)0,83 [0,61; 1,14]; 0,252 kognitive Funktion 246 8,1 [5,5; n. b.]
101 (41,1)246 6,9 [4,7; n. b.]
87 (35,4)0,94 [0,70; 1,26]; 0,675 soziale Funktion 246 6,9 [4,8; 13,2]
107 (43,5)246 5,8 [4,4; 9,7]
102 (41,5)0,84 [0,63; 1,11]; 0,225 NebenwirkungengEndpunkt Trifluridin/Tipiracil +
BevacizumabTrifluridin/Tipiracil Intervention vs.
KontrolleN Median
in Monaten
[95 %-KI]
Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)N Median
in Monaten
[95 %-KI]
Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)Hazard Ratioh
[95 %-KI];
p-WertSchwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SUE) 246 n. e.
45 (18,3)246 11,1 [8,8; n. e.]
50 (20,3)0,59 [0,39; 0,89];
0,012Schwere unerwünschte Ereignisse (CTCAE-Grad ≥ 3) 246 3,7 [2,8; 4,8]
144 (58,5)246 2,8 [2,1; 3,3]
133 (54,1)0,83 [0,65; 1,05];
0,125Therapieabbrüche aufgrund von unerwünschten Ereignissen 246 n. e.
22 (8,9)246 n. e.
7 (2,8)2,09 [0,87; 4,99];
0,091a Effekt und KI: Cox-Proportional-Hazards-Modell, p-Wert: Log-Rank-Test. Jeweils stratifiziert nach RAS-Status (mutiert vs. Wildtyp), der Zeit seit Diagnose der ersten Metastase (< 18 Monate versus ≥ 18 Monate) sowie nach Region (Nordamerika vs. Europäische Union vs. Rest der Welt). b Angabe zur absoluten Differenz (AD) nur bei statistisch signifikantem Unterschied; eigene Berechnung. c Daten aus Dossier des pharmazeutischen Unternehmers (Modul 4D) vom 18. August 2023. d Eine Zunahme des Scores EORTC QLQ-C30 um ≥ 10 Punkte im Vergleich zu Baseline wird als klinisch relevante Verschlechterung angesehen (Skalenspannweite 0 bis 100). Patientinnen und Patienten wurden zum Zeitpunkt des Todes zensiert. e Der pharmazeutische Unternehmer beschreibt in Modul 4A, dass die ursprünglichen Skalenwerte für die vorliegenden Analysen transformiert wurden, so dass der niedrigste Skalenwert 0 den bestmöglichen Gesundheitszustand und der höchste Skalenwert 100 den schlechtesten Gesundheitszustand abbildet. Eine Zunahme des transformierten Scores auf der VAS um ≥ 15 Punkte im Vergleich zu Baseline wird als klinisch relevante Verschlechterung angesehen (Skalenspannweite 0 bis 100). Patientinnen und Patienten wurden zum Zeitpunkt des Todes zensiert. f Eine Abnahme des Scores EORTC QLQ-C30 um ≥ 10 Punkte im Vergleich zu Baseline wird als klinisch relevante Verschlechterung angesehen (Skalenspannweite 0 bis 100). Patientinnen und Patienten wurden zum Zeitpunkt des Todes zensiert. g Unerwünschte Ereignisse, die nach Einschätzung der Prüfärztin beziehungsweise des Prüfarztes im Zusammenhang mit der Progression der Grunderkrankung standen, wurden nicht berücksichtigt. h Effekt und KI: unstratifiziertes Cox-Proportional-Hazards-Modell, p-Wert: unstratifizierter Log-Rank-Test. Verwendete Abkürzungen: AD: Absolute Differenz; CTCAE: Common Terminology Criteria for Adverse Events; EORTC QLQ-C30: European Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire-Core 30; HR: Hazard Ratio; KI: Konfidenzintervall; n: Anzahl Patientinnen und Patienten mit Ereignis; N: Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; n. b.: nicht berechenbar; n. e.: nicht erreicht; RAS: Rat Sarcoma viral oncogene homolog; RCT: randomisierte kontrollierte Studie; VAS: visuelle Analogskala; vs.: versus
- 2.
-
Anzahl der Patientinnen und Patienten beziehungsweise Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden PatientengruppenErwachsene mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK), die zuvor bereits zwei Tumortherapien erhalten haben; diese Therapien beinhalten Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin-, Irinotecan-basierte Chemotherapien, Anti-VEGF-Substanzen und/oder Anti-EGFR-Substanzenca. 3 530 bis 6 230 Patientinnen und Patienten
- 3.
-
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte AnwendungDie Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Lonsurf (Wirkstoff: Trifluridin/Tipiracil) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 6. Februar 2024):https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/lonsurf-epar-product-information_de.pdfDie Einleitung und Überwachung der Therapie mit Trifluridin/Tipiracil soll nur durch in der Therapie von Patientinnen und Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie sowie durch Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und Gastroenterologie und weitere, an der Onkologie-Vereinbarung teilnehmende Ärztinnen und Ärzte anderer Fachgruppen erfolgen.
- 4.
-
TherapiekostenJahrestherapiekosten:Erwachsene mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK), die zuvor bereits zwei Tumortherapien erhalten haben; diese Therapien beinhalten Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin-, Irinotecan-basierte Chemotherapien, Anti-VEGF-Substanzen und/oder Anti-EGFR-Substanzen
Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/Patientin bzw. Patient Zu bewertendes Arzneimittel: Trifluridin/Tipiracil 43 986,54 € Bevacizumab 38 260,25 € Gesamt: 82 246,79 € Zweckmäßige Vergleichstherapie: Trifluridin/Tipiracil 43 986,54 € Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 15. Januar 2024)Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen: entfälltSonstige GKV-Leistungen:Bezeichnung
der TherapieArt der Leistung Kosten/
EinheitAnzahl/
ZyklusAnzahl/
Patientin bzw.
Patient/JahrKosten/
Patientin bzw.
Patient/JahrBevacizumab Herstellung von parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 26,1 2 610 € - 5.
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Benennung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V, die in einer Kombinationstherapie mit dem bewerteten Arzneimittel eingesetzt werden könnenIm Rahmen der Benennung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V werden die folgenden Feststellungen getroffen:Erwachsene mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK), die zuvor bereits zwei Tumortherapien erhalten haben; diese Therapien beinhalten Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin-, Irinotecan-basierte Chemotherapien, Anti-VEGF-Substanzen und/oder Anti-EGFR-Substanzen
- –
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Kein in Kombinationstherapie einsetzbares Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen, für das die Voraussetzungen des § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V erfüllt sind.
Die Benennung von Kombinationen dient ausschließlich der Umsetzung des Kombinationsabschlags nach § 130e SGB V zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Unternehmern. Die getroffenen Feststellungen schränken weder den zur Erfüllung des ärztlichen Behandlungsauftrags erforderlichen Behandlungsspielraum ein, noch treffen sie Aussagen über Zweckmäßigkeit oder Wirtschaftlichkeit.
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 15. Februar 2024 in Kraft.
Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.
Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V
Der Vorsitzende
Prof. Hecken
- *
- Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG (A23-85) und dem Addendum (A24-09), sofern nicht anders indiziert.
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