Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Burosumab
(Überschreitung 50 Millionen Euro-Grenze:
X-chromosomale Hypophosphatämie, ≥ 1 bis ≤ 17 Jahre)
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 21. Juli 2022 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 4. August 2022 (BAnz AT 30.08.2022 B4) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:
Die Anlage XII wird wie folgt geändert:
- 1.
-
Die Angaben zu Burosumab in der Fassung des Beschlusses vom 2. April 2020 (BAnz AT 28.05.2020 B2) werden aufgehoben.
- 2.
-
Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um Burosumab wie folgt ergänzt:BurosumabAnwendungsgebiet (laut Zulassung vom 19. Februar 2018 und 30. September 2020):Crysvita wird angewendet zur Behandlung der X-chromosomalen Hypophosphatämie (XLH) bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 17 Jahren mit röntgenologischem Nachweis einer Knochenerkrankung.Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 21. Juli 2022):siehe Anwendungsgebiet laut Zulassung
- a)
-
Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen VergleichstherapieKinder und Jugendliche ab 1 Jahr bis ≤ 17 Jahre mit X-chromosomaler Hypophosphatämie (XLH) mit röntgenologischem Nachweis einer KnochenerkrankungZweckmäßige Vergleichstherapie:
- –
-
eine Phosphatsubstitution und aktives Vitamin D (Calcitriol oder Alfacalcidol) in Kombination
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Burosumab gegenüber einer Phosphatsubstitution und aktivem Vitamin D in Kombination:Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen.Studienergebnisse nach Endpunkten:1Kinder und Jugendliche ab 1 Jahr bis ≤ 17 Jahre mit X-chromosomaler Hypophosphatämie (XLH) mit röntgenologischem Nachweis einer KnochenerkrankungZusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer EndpunkteEndpunktkategorie Effektrichtung/
VerzerrungspotentialZusammenfassung Mortalität ↔ Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede. Morbidität ↑ Vorteil in der motorischen Funktion (6MWT) Gesundheitsbezogene Lebensqualität n. b. Es wurden keine bewertbaren Daten zur Lebensqualität vorgelegt. Nebenwirkungen ↔ Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede. Im Detail Nachteile bei spezifischen UEs. Erläuterungen: ↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit ↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit ↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit ↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit ↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied ∅: Es liegen keine für die Nutzenbewertung verwertbaren Daten vor. n. b.: nicht bewertbar Studie UX023-CL301 (offene RCT, Woche 64): Burosumab vs. Phosphatsubstitution und aktivem Vitamin D in KombinationStudie UX023-CL301
(Woche 64)
Endpunktkategorie
EndpunktBurosumab Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DBurosumab vs.
Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DN Patientinnen und
Patienten mit Ereignis
n (%)N Patientinnen und
Patienten mit Ereignis
n (%)RR [95 %-KI];
p-WertaMortalität Gesamtmortalitätb 29 0 (0) 32 0 (0) n. b. Morbidität Dentale Ereignissec 29 15 (51,7) 32 10 (31,3) 1,66 [0,89; 3,09];
0,122Studie UX023-CL301
(Woche 64)
Endpunktkategorie
EndpunktBurosumab Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DBurosumab vs.
Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DNd Werte
Studienbeginn
MW (SD)Änderung
Studienendee
MW (SE)Nd Werte
Studienbeginn
MW (SD)Änderung
Studienendee
MW (SE)MD [95 %-KI];
p-WertMorbidität Gehfähigkeit (6MWT)f 15 365,9 (118,1) 97,9 (19,3) 20 450,5 (106,4) 30,8 (18,1) 43,20 [2,33; 84,07];
0,038körperliche Funktion/Mobilität (PROMIS Pediatric Physical Function Mobility Domain Score)g, h Fremdeinschätzung, Alter 5 – 7 Jahrei 7 42,9 (9,5) 2,6 (3,8) 9 41,9 (11,3) 1,1 (1,6) 0,93 [–5,32; 7,17];
0,771Selbsteinschätzung, Alter 8 – 12 Jahrei 8 47,7 (8,4) 3,0 (1,2) 11 48,4 (7,9) 0,7 (1,3) 2,09 [–0,76; 4,94];
0,150Fatigue (PROMIS Pediatric Fatigue Domain Score)g, j Fremdeinschätzung, Alter 5 – 7 Jahrei 7 51,9 (10,7) –5,2 (3,7) 9 53,0 (16,2) –3,3 (3,1) –1,85 [–9,48; 5,77];
0,634Selbsteinschätzung, Alter 8 – 12 Jahrei 8 45,2 (7,3) –2,1 (3,1) 11 42,1 (9,4) –1,0 (2,3) 0,57 [–5,36; 6,49];
0,852Schmerzen (PROMIS Pediatric Pain Interference Domain Score)g, j Fremdeinschätzung, Alter 5 – 7 Jahrei 7 55,9 (12,7) –4,8 (4,9) 9 52,3 (12,3) –0,8 (1,7) –1,52 [–7,56; 4,52];
0,622Selbsteinschätzung, Alter 8 – 12 Jahrei 8 50,0 (8,3) –3,0 (2,6) 11 47,9 (12,1) –0,2 (2,6) –1,64 [–7,06; 3,79];
0,554Schmerzintensität (FPS-R)j Selbsteinschätzung, Alter ≥ 5 Jahre 15 0,4 (1,1) 0,1 (0,4) 20 0,7 (1,2) –0,1 (0,3) 0,05 [–0,58; 0,68];
0,879Körpergröße (Z-Score) 28 –2,32 (1,17) 0,17 (0,07) 32 –2,05 (0,87) 0,02 (0,04) 0,14 [0,00; 0,29];
0,049Studie UX023-CL301
(Woche 64)
Endpunktkategorie
EndpunktBurosumab Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DBurosumab vs.
Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DN Baseline
MD (SD)Woche 64
MD (SD)LS Mean
(SE)N Baseline
MD (SD)Woche 64
MD (SD)LS Mean
(SE)LS Mean Differenz
[95 %-KI];
p-Wert
(Hedges’g [95 %-KI])Morbidität Serumphosphat (ergänzend dargestellt)2 Serumphosphat (mg/dl) 29 2,42
(0,244)3,36
(0,365)0,98
(0,061)32 2,30
(0,257)2,56
(0,300)0,24
(0,058)0,74 [0,58; 0,91];
< 0,0001
Hedges’g [95 %-KI]:
1,981 [1,368; 2,595]Studie UX023-CL301
(Woche 64)
Endpunktkategorie
EndpunktBurosumab Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DBurosumab vs.
Phosphatsubstitution
+ aktives Vitamin DN Patientinnen und
Patienten mit Ereignis
n (%)N Patientinnen und
Patienten mit Ereignis
n (%)RR [95 %-KI];
p-WertaGesundheitsbezogene Lebensqualität keine verwertbaren Daten vorhanden Nebenwirkungen UEs (ergänzend dargestellt) 29 29 (100) 32 27 (84,4) – SUEs 29 3 (10,3) 32 3 (9,4) 1,10 [0,24; 5,04]k;
0,971schwere UEsl 29 4 (13,8) 32 3 (9,4) 1,47 [0,36; 6,03]k;
0,637Abbruch wegen UEs 29 0 (0,0) 32 0 (0,0) n. b. Obstipation
(PT, UEs)29 5 (17,2) 32 0 (0,0) 12,10 [0,70; 209,71];
0,016Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort (SOC, UEs)m 29 25 (86,2) 32 8 (25,0) 3,45 [1,86; 6,39];
< 0,001Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
(SOC, UEs)n29 10 (34,5) 32 2 (6,3) 5,52 [1,32; 23,12];
0,006Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums (SOC, UEs) 29 21 (72,4) 32 9 (28,1) 2,57 [1,42; 4,68];
< 0,001a Berechnung des IQWiG, unbedingter exakter Test (CSZ-Methode) b Todesfälle wurden im Rahmen der unerwünschten Ereignisse erhoben. c die wesentlichen zugrunde liegenden Ereignisse sind Karies und Zahnabszess d Anzahl der Patientinnen und Patienten, die in der Auswertung zur Berechnung der Effektschätzung berücksichtigt wurden, die Werte bei Studienbeginn können auf anderen Patientenzahlen basieren. e bezieht sich auf die Änderung von Studienbeginn zu Woche 64 f Messung in Metern. Der 6MWT wurde erst ab einem Alter von 5 Jahren durchgeführt. g PROMIS-Scores werden als T-Werte dargestellt. Der T-Score skaliert den Domänenrohwert in einem standardisierten Score mit einem Mittelwert von 50 und einer Standardabweichung (SD) von 10. h Höhere (zunehmende) Werte bedeuten bessere Symptomatik; positive Effekte bedeuten einen Vorteil für die Intervention. i Alter bei Studieneinschluss; Bei der Erhebung mittels Fremdeinschätzung nimmt die Fallzahl von 8 auf 7 ab (von Studienbeginn zu -ende). Bei der Erhebung mittels Selbsteinschätzung nimmt die Fallzahl hingegen von 7 auf 8 zu. Da bei Kindern, die während der Studiendauer 8 Jahre alt wurden, weiterhin die Fremdeinschätzung durch die Eltern erfolgen sollte, ist dies nicht nachvollziehbar. j Niedrigere (abnehmende) Werte bedeuten bessere Symptomatik; negative Effekte bedeuten einen Vorteil für die Intervention. k Berechnung des IQWiG von RR und 95 %-KI (asymptotisch) l operationalisiert als CTCAE-Grad 3 bis 4 m die wesentlichen zugrunde liegenden Ereignisse sind Erythem an der Injektionsstelle (Burosumab: 9 [31,0 %], Phosphatsubstitution + aktives Vitamin D: 0 [0,0 %]; RR: 20,90; 95 %-KI: [1,27; 343,87]; p < 0,001) und Fieber (Burosumab: 16 [55,2 %], Phosphatsubstitution + aktives Vitamin D: 6 [18,8 %]; RR: 2,94; 95 %-KI: [1,33; 6,50]; p = 0,003) n die wesentlichen zugrunde liegenden Ereignisse sind Kontusion (Burosumab: 4 [13,8 %], Phosphatsubstitution + aktives Vitamin D: 0 [0,0 %]; RR: 9,90; 95 %-KI: [0,56; 176,29]; p = 0,030) und Sturz (Burosumab: 3 [10,3 %], Phosphatsubstitution + aktives Vitamin D: 0 [0,0 %]; RR: 7,70; 95 %-KI: [0,41; 143,00]; p = 0,072 Abkürzungen: CTCAE: Common Terminology Criteria for Adverse Events; 6MWT: 6-Minuten-Gehtest; FPS-R: Faces Pain Scale – Revised; KI: Konfidenzintervall; MD: Mittelwertdifferenz; MW: Mittelwert; n. b.: nicht berechenbar; n: Anzahl Patientinnen und Patienten mit (mindestens 1) Ereignis; N: Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; PROMIS: Patient-Reported Outcomes Measurement Information System; PT: bevorzugter Begriff; RCT: randomisierte kontrollierte Studie; RR: relatives Risiko; SD: Standardabweichung; SE: Standardfehler; SOC: Systemorganklasse; SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis; UE: unerwünschtes Ereignis - b)
-
Anzahl der Patientinnen und Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden PatientengruppenKinder und Jugendliche ab 1 Jahr bis ≤ 17 Jahre mit X-chromosomaler Hypophosphatämie (XLH) mit röntgenologischem Nachweis einer Knochenerkrankungca. 200 bis 550 Patientinnen und Patienten
- c)
-
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte AnwendungDie Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Crysvita (Wirkstoff: Burosumab) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 5. Mai 2022):https://www.ema.europa.eu/documents/product-information/crysvita-epar-product-information_de.pdfDie Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Burosumab muss durch in der Therapie mit Knochenstoffwechselerkrankungen erfahrene Ärztinnen und Ärzte erfolgen.Dieses Arzneimittel wurde unter „Besonderen Bedingungen“ zugelassen. Die EMA wird neue Informationen zu diesem Arzneimittel mindestens jährlich bewerten und die Fachinformation, falls erforderlich, aktualisieren.
- d)
-
TherapiekostenJahrestherapiekosten:Kinder und Jugendliche ab 1 Jahr bis ≤ 17 Jahre mit X-chromosomaler Hypophosphatämie (XLH) mit röntgenologischem Nachweis einer Knochenerkrankung
Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/Patientin bzw. Patient Zu bewertendes Arzneimittel: Burosumab 69 931,56 € – 628 026,29 € Zweckmäßige Vergleichstherapie: Phosphatsubstitution und aktives Vitamin D (Calcitriol oder Alfacalcidol) in Kombination Phosphat nicht bezifferbar aktives Vitamin D Calcitriol 148,66 € – 1 031,34 € oder Alfacalcidol 190,82 € – 1 157,49 € Summe Phosphat + Calcitriol nicht bezifferbar Phosphat + Alfacalcidol nicht bezifferbar Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Juli 2022)Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen: entfälltSonstige GKV-Leistungen:Bezeichnung
der TherapieArt der Leistung Kosten/
EinheitAnzahl/
ZyklusAnzahl/
Patientin bzw.
Patient/JahrKosten/
Patientin bzw.
Patient/JahrBurosumab Zuschlag für die Herstellung einer parenteralen Lösung mit monoklonalen Antikörpern 71 € 1 26,1 1 853,10 €
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 21. Juli 2022 in Kraft.
Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.
Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V
Der Vorsitzende
Prof. Hecken
- 1
- Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG (A22-11), sofern nicht anders indiziert.
- 2
- Daten aus dem Dossier
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