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Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie: Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) – Brolucizumab (neues Anwendungsgebiet: diabetisches Makulaödem)

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Bundesministerium für Gesundheit

Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII − Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Brolucizumab
(neues Anwendungsgebiet: diabetisches Makulaödem)

Vom 20. Oktober 2022

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 20. Oktober 2022 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/​22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 6. Oktober 2022 (BAnz AT 11.11.2022 B3) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:

I.

In Anlage XII werden den Angaben zur Nutzenbewertung von Brolucizumab gemäß dem Beschluss vom 3. September 2020 nach Nummer 4 folgende Angaben angefügt:

Brolucizumab

Neues Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 28. März 2022):

Beovu wird angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung einer Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ).

Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 20. Oktober 2022):

Siehe neues Anwendungsgebiet laut Zulassung.

1.
Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen Vergleichstherapie
Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)
Zweckmäßige Vergleichstherapie:
Ranibizumab oder Aflibercept
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Brolucizumab gegenüber Aflibercept:
Zusatznutzen ist nicht belegt
Studienergebnisse nach Endpunkten:1
Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)
Zusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer Endpunkte

Endpunktkategorie Effektrichtung/​
Verzerrungspotential
Zusammenfassung
Mortalität Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Morbidität Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Nebenwirkungen Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Erläuterungen:

↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/​unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/​unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine für die Nutzenbewertung verwertbaren Daten vor.
n. b.: nicht bewertbar

Studie KESTREL: RCT Brolucizumab vs. Aflibercept (Daten zu Woche 52)

Studie KITE: RCT Brolucizumab vs. Aflibercept (Daten zu Woche 52)
sowie die Metaanalyse der beiden Studien
Mortalität

Endpunkt
Studie
Brolucizumab Aflibercept Brolucizumab vs.
Aflibercept
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
RR [95 %-KI];
p-Wert
Gesamtmortalität
KESTREL 189 5 (2,6) 187 2 (1,1) 2,47 [0,49; 12,59]; 0,275
KITE 179 3 (1,7) 181 2 (1,1) 1,52 [0,26; 8,97]; 0,646
Gesamta 2,00 [0,61; 6,58]; 0,255
Morbidität

Endpunkt/​Skala
Studie
Brolucizumab Aflibercept Brolucizumab vs.
Aflibercept
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
RR [95 %-KI];
p-Wert
BCVA (Verbesserung um ≥ 10 ETDRS-Buchstabenb)
KESTREL 189 99 (52,4) 187 107 (57,2) 0,92 [0,76; 1,10]; 0,347
KITE 179 110 (61,5) 181 106 (58,6) 1,05 [0,89; 1,24]; 0,576
Gesamta 0,98 [0,87; 1,11]; 0,771
BCVA (Verbesserung um ≥ 15 ETDRS-Buchstabenb)
KESTREL 189 70 (37,0) 187 74 (39,6) 0,94 [0,72; 1,21]; 0,613
KITE 179 83 (46,4) 181 68 (37,6) 1,23 [0,97; 1,58]; 0,092
Gesamta 1,08 [0,90; 1,29]; 0,405
Gesundheitsbezogene Lebensqualität

Endpunkt/​Skala
Studie
Brolucizumab Aflibercept Brolucizumab vs.
Aflibercept
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
RR [95 %-KI];
p-Wert
NEI VFQ-25c Summenscore (Verbesserung um ≥ 15 Punkted)
KESTREL 188 46 (24,5) 187 43 (23,0) 1,06 [0,74; 1,53]; 0,737
KITE 178 37 (20,8) 181 33 (18,2) 1,14 [0,75; 1,74]; 0,542
Gesamta 1,10 [0,83; 1,44]; 0,510
Nebenwirkungene

Endpunkt
Studie
Brolucizumab Aflibercept Brolucizumab vs.
Aflibercept
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis
n (%)
RR [95 %-KI];
p-Wert
UE (ergänzend)
KESTREL 189 155 (82,0) 187 148 (79,1)
KITE 179 136 (76,0) 181 146 (80,7)
SUE
KESTREL 189 37 (19,6) 187 43 (23,0) 0,85 [0,58; 1,26]; 0,419
KITE 179 34 (19,0) 181 40 (22,1) 0,86 [0,57; 1,29]; 0,467
Gesamta 0,86 [0,65; 1,13]; 0,277
Abbruch wegen UE
KESTREL 189 4 (2,1) 187 7 (3,7) 0,57 [0,17; 1,90]; 0,356
KITE 179 10 (5,6) 181 8 (4,4) 1,26 [0,51; 3,13]; 0,612
Gesamta 0,94 [0,46; 1,91]; 0,856
intraokulare Entzündungf, g (UE)
KESTREL 189 7 (3,7) 187 1 (0,5) 6,93 [0,86; 55,74]; 0,069
KITE 179 4 (2,2) 181 3 (1,7) 1,35 [0,31; 5,94]; 0,693
Gesamta 2,75 [0,88; 8,60]; 0,081
intraokulare Entzündungf, h (SUE)
KESTREL 189 0 (0,0) 187 0 (0,0) n. e.
KITE 179 1 (0,6) 181 1 (0,6) 1,01 [0,06; 16,04]; 0,994
Gesamta 1,01 [0,06; 16,04]; 0,994
a eigene Berechnung des IQWiG, Metaanalyse mit Modell mit festem Effekt nach Mantel-Haenszel; Test auf Homogenität basierend auf dem Effektmaß RR
b Anteil der Patientinnen und Patienten mit einer Zunahme der BCVA um ≥ 10 ETDRS-Buchstaben (bzw. ≥ 15 ETDRS-Buchstaben) im Vergleich zum Studienbeginn zu Woche 52 bei einer Skalenspannweite von 0 bis 100. Höhere (zunehmende) Werte bedeuten eine Verbesserung der Symptomatik.
c Zu den Subskalen legt der pU nur stetige Auswertungen vor. Bei diesen zeigt sich ebenfalls jeweils kein statistisch signifikanter und relevanter Unterschied zwischen den Behandlungsarmen.
d Anteil der Patientinnen und Patienten mit einer Zunahme des NEI VFQ-25 Summenscores um ≥ 15 Punkte (≥ 15 % der Skalenspannweite) im Vergleich zum Studienbeginn zu Woche 52 bei einer Skalenspannweite von 0 bis 100. Höhere (zunehmende) Werte bedeuten eine Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
e enthält Ereignisse der Grunderkrankung (PT Diabetisches Retinaödem); Auswertung dennoch für die Nutzenbewertung geeignet, da dieses Ereignis nur vereinzelt auftrat
f erhoben über präspezifizierte PT-Liste des pU
g In der Studie KESTREL sind die PTs Iritis, Uveitis, Augenentzündung und retinale Vasculitis aufgetreten, in der Studie KITE die PTs Iridozyklitis, Uveitis und Vorderkammerflackern.
h In der Studie KESTREL sind keine Ereignisse aufgetreten, in der Studie KITE ist der PT Uveitis aufgetreten.
Verwendete Abkürzungen:

BCVA: bestkorrigierte Sehschärfe; ETDRS: Early Treatment Diabetic Retinopathy Study; KI: Konfidenzintervall; n: Anzahl Patientinnen und Patienten mit (mindestens 1) Ereignis; N: Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; NEI: National Eye Institute; PT: bevorzugter Begriff; pU: pharmazeutischer Unternehmer; RCT: randomisierte kontrollierte Studie; RR: relatives Risiko; SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis; UE: unerwünschtes Ereignis; VFQ-25: Function Questionnaire-25

2.
Anzahl der Patientinnen und Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen
Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)
ca. 190 000 bis 241 000 Patientinnen und Patienten
3.
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung
Die Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Beovu (Wirkstoff: Brolucizumab) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 16. August 2022):
https:/​/​www.ema.europa.eu/​en/​documents/​product-information/​beovu-epar-product-information_​de.pdf
Die Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Brolucizumab darf nur durch in der Therapie mit diabetischem Makulaödem erfahrene Ärztinnen und Ärzte erfolgen.
4.
Therapiekosten
Jahrestherapiekosten:
Erwachsene mit Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems (DMÖ)

Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/​Patientin bzw. Patient (für ein Auge)
Zu bewertendes Arzneimittel:
Brolucizumab 1. Jahr: 6 125,76 € − 7 146,72 €
Folgejahre: 4 390,13 € − 6 636,24 €
Intravitreale Injektion 1. Jahr: 545,52 € − 1 327,27 ‬€
Folgejahre: 390,96 € − 1 232,47‬ €
Postoperative Behandlung 1. Jahr: 112,86 € − 183,75‬ €
Folgejahre: 80,88 € − 170,63 €
zusätzlich notwendige GKV-Leistungen nicht quantifizierbar2
Gesamt 1. Jahr: 6 784,14 € − 8 657,74 €
Folgejahre: 4 861,97 € − 8 039,33 €
Zweckmäßige Vergleichstherapie:
Aflibercept 1. Jahr: 8 298,96 €
Folgejahre: 0 € − 6 224,22 €
Intravitreale Injektion 1. Jahr: 727,36 € − 1 516,88 €
Folgejahre: 0 € − 1 137,66‬ €
Postoperative Behandlung 1. Jahr: 150,48 € − 210,00 €
Folgejahre: 0 € − 157,50 €
zusätzlich notwendige GKV-Leistungen nicht quantifizierbar2
Gesamt 1. Jahr: 9 176,80 € − 10 025,84 €
Folgejahre: 0 € − 7 519,38 €
Ranibizumab 1. Jahr: 7 153,02 € − 14 306,04 €
Folgejahre: 0 € − 14 306,04 €
Intravitreale Injektion 1. Jahr: 545,52 € − 2 275,32 €
Folgejahre: 0 € − 2 275,32 €
Postoperative Behandlung 1. Jahr: 112,86 € − 315,00 €
Folgejahre: 0 € − 315,00 €
zusätzlich notwendige GKV-Leistungen nicht quantifizierbar2
Gesamt 1. Jahr: 7 811,40 € − 16 896,36 €
Folgejahre: 0 € − 16 896,36 €

Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Oktober 2022)

II.

Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 20. Oktober 2022 in Kraft.

Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.

Berlin, den 20. Oktober 2022

Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V

Der Vorsitzende
Prof. Hecken

1
Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG (A22-50), sofern nicht anders indiziert.
2
Aufgrund der individuellen Festlegung der Art und Häufigkeit der Kontrolluntersuchungen durch den behandelnden Arzt/​die behandelnde Ärztin können die entstehenden Kosten für alle Therapieoptionen nicht quantifiziert werden.

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