Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Efgartigimod alfa
(Myasthenia gravis, AChR-Antikörper+)
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 16. Februar 2023 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 16. März 2023 (BAnz AT 18.04.2023 B6) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:
Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Efgartigimod alfa wie folgt ergänzt:
Efgartigimod alfa
Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 10. August 2022):
Vyvgart wird zusätzlich zur Standardtherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis (gMG) angewendet, die Anti-Acetylcholin-Rezeptor (AChR)-Antikörper positiv sind.
Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 16. Februar 2023):
Siehe Anwendungsgebiet laut Zulassung.
- 1.
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Ausmaß des Zusatznutzens und Aussagekraft der NachweiseEfgartigimod alfa ist zugelassen als Arzneimittel zur Behandlung eines seltenen Leidens nach der Verordnung (EG) Nr. 141/2000 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 1999 über Arzneimittel für seltene Leiden. Gemäß § 35a Absatz 1 Satz 11 1. Halbsatz SGB V gilt der medizinische Zusatznutzen durch die Zulassung als belegt.Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bestimmt gemäß 5. Kapitel § 12 Absatz 1 Nummer 1 Satz 2 der Verfahrensordnung des G-BA (VerfO) in Verbindung mit § 5 Absatz 8 AM-NutzenV unter Angabe der Aussagekraft der Nachweise das Ausmaß des Zusatznutzens für die Anzahl der Patientinnen und Patienten beziehungsweise Patientengruppen, für die ein therapeutisch bedeutsamer Zusatznutzen besteht. Diese Quantifizierung des Zusatznutzens erfolgt am Maßstab der im 5. Kapitel § 5 Absatz 7 Nummer 1 bis 4 VerfO festgelegten Kriterien.Erwachsene mit generalisierter Myasthenia gravis, die Anti-Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper positiv sindAusmaß des Zusatznutzens und Aussagekraft der Nachweise von Efgartigimod alfa zusätzlich zur Standardtherapie:Anhaltspunkt für einen beträchtlichen ZusatznutzenStudienergebnisse nach Endpunkten:1Erwachsene mit generalisierter Myasthenia gravis, die Anti-Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper positiv sindZusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer Endpunkte
Endpunktkategorie Effektrichtung/
VerzerrungspotentialZusammenfassung Mortalität ↔ Es traten keine Todesfälle auf. Morbidität ↑ Vorteil in der krankheitsspezifischen Symptomatik und im allgemeinen Gesundheitszustand. Gesundheitsbezogene Lebensqualität ↑ Vorteil beim MG-QoL15r. Nebenwirkungen ↔ Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede. Erläuterungen: ↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter beziehungsweise relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine für die Nutzenbewertung verwertbaren Daten vor.
n. b.: nicht bewertbarStudie ADAPT: RCT über bis zu 26 Wochen; Efgartigimod alfa vs. Placebo jeweils zusätzlich zur Standardtherapie; AChR-Antikörper-positive SubpopulationMortalitätEndpunkt Efgartigimod alfa
N = 65Placebo
N = 64Patientinnen und Patienten
mit Ereignis n (%)Patientinnen und Patienten
mit Ereignis n (%)Mortalität Es sind keine Todesfälle aufgetreten. MorbiditätEndpunkt Efgartigimod alfa
N = 65Placebo
N = 64Efgartigimod vs.
PlaceboBaseline
MW (SD)Veränderung
LS-MW (SE)
[95%-KI]Baseline MW (SD) Veränderung
LS-MW (SE)
[95%-KI]Differenz
LS-MWD [95%-KI];
p-WertKrankheitsspezifische Symptomatik – Myasthenia Gravis Activities of Daily Living (MG-ADL) Veränderung AUC MG-ADL über 20 Wochen 9,0
(2,48)– 8,6
(2,14)– –a
< 0,001Hedges’ g [95%-KI]
–0,68
[–1,035; –0,328]Endpunkt Efgartigimod alfa
N = 65Placebo
N = 63bEfgartigimod vs.
PlaceboN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignisc
n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignisc
n (%)RR [95%-KI]d;
p-WertVerbesserung des MG-ADL um ≥ 4 Punkte von ≥ 4 aufeinanderfolgenden Wochen in Behandlungszyklus 1 65 29 (44,6) 64 8 (12,5) 3,57 [1,77; 7,21];
< 0,001Krankheitsspezifische Symptomatik – Quantitative Myasthenia Gravis (QMG) Einmalige Verbesserung des QMG-Scores um ≥ 6 Punkte in Behandlungszyklus 1 65 46 (70,8) 63 7 (11,1) 6,37 [3,11; 13,03];
< 0,001Allgemeiner Gesundheitszustand – Visuelle Analogskala des EQ-5D-5L Verbesserung um ≥ 15 Punkte in Behandlungszyklus 1 65 44 (67,7) 63 21 (33,3) 2,03 [1,38; 2,99];
< 0,001Gesundheitsbezogene LebensqualitätEndpunkt Efgartigimod alfa Placebo Efgartigimod vs.
PlaceboN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignisc
n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignisc
n (%)RR [95%-KI]d;
p-WertMyasthenia Gravis Quality of Life 15-item Scale Score (MG-Qol15r-Score) Einmalige Verbesserung des MG-Qol15r-Scores um ≥ 5 Punkte in Behandlungszyklus 1 65 43 (66,2) 63 25 (39,7) 1,67 [1,17; 2,37]; 0,004 NebenwirkungenEndpunkt
MedDRA-Systemorganklassen;
Preferred TermsEfgartigimod alfa
N = 65Placebo
N = 64Efgartigimod vs.
PlaceboPatientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)RR [95%-KI]c,e;
p-WerteUnerwünschte Ereignisse gesamtf 49 (75,4) 54 (84,4) – Schwere UE (CTCAE-Grad ≥ 3) 6 (9,2) 7 (10,9) 0,84 [0,30; 2,374];
0,778Schwerwiegende UE (SUE) 3 (4,6) 6 (9,4) 0,49 [0,13; 1,88];
0,324Therapieabbrüche aufgrund von unerwünschten Ereignisseng 2 (3,1) 3 (4,7) 0,66 [0,11; 3,8];
0,680UE mit Inzidenz ≥ 10 % in einem der Studienarme sowie einer Differenz von ≥ 5 % zwischen den Behandlungsgruppen Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort 5 (7,7) 10 (15,6) 0,49 [0,18; 1,36];
0,181Infektionen und parasitäre Erkrankungenh 29 (44,6) 22 (34,4) 1,3 [0,84; 2,00];
0,281Infektion der oberen Atemwegeh 9 (13,8) 2 (3,1) 4,43 [1,0; 19,71];
0,054Erkrankungen des Nervensystems 20 (30,8) 26 (40,6) 0,76 [0,47; 1,21];
0,273a Mittelwerte sind von der Beobachtungszeit abhängig und dadurch nicht interpretierbar. b Entspricht nicht der ITT-Population c Entspricht einer einmaligen Verbesserung um die jeweilig angegebenen Punkte. Berücksichtigt wurden alle Personen mit einem verfügbaren Wert. Der pU macht keine Angaben zum Imputationsanteil fehlender Werte. d Die Stratifizierungsfaktoren der Randomisierung wurden in der Analyse nicht berücksichtigt. e Post hoc Analyse f Der pU legt keine zusätzlichen Auswertungen unter Nichtberücksichtigung von erkrankungsbezogenen Ereignissen beziehungsweise Ereignissen der Grunderkrankung vor. Es ist davon auszugehen, dass Ereignisse der Grunderkrankung mit in die Erfassung der UE eingingen. g Die Studienteilnehmenden erhielten die Studienmedikation bis zur Notwendigkeit einer Notfalltherapie, Schwangerschaft, lebensbedrohliches SUE oder ein SUE, welches ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko birgt, oder Beginn der Einnahme einer unzulässiger Medikation laut Protokoll, je nachdem was früher auftrat. h UE von besonderem Interesse Verwendete Abkürzungen: AUC: Area Under the Curve; CTCAE: Common Terminology Criteria for Adverse Events (gemeinsame Terminologiekriterien für unerwünschte Ereignisse); EQ5D- 5L-VAS: Visuelle Analogskala des European Quality of Life 5-Dimension 5-Level; ITT: Intention-to-Treat; KI: Konfidenzintervall; LS-MW: Least-Square-Mittelwert; LS-MWD: Least-Square-Mittelwertdifferenz; MedDRA: Medical Dictionary for Regulatory Activities; MG-ADL: Myasthenia Gravis Activities of Daily Living; MW: Mittelwert; N: Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; n: Anzahl Patientinnen und Patienten mit Ereignis; pU: pharmazeutischer Unternehmer; RR: Relatives Risiko; SD: Standardabweichung; SE: Standardfehler; UE: Unerwünschtes Ereignis; vs.: versus
- 2.
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Anzahl der Patientinnen und Patienten beziehungsweise Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden PatientengruppenErwachsene mit generalisierter Myasthenia gravis, die Anti-Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper positiv sindca. 14 000 bis 16 800 Patientinnen und Patienten
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Anforderungen an eine qualitätsgesicherte AnwendungDie Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Vyvgart (Wirkstoff: Efgartigimod alfa) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 25. November 2022):https://www.ema.europa.eu/documents/product-information/vyvgart-epar-product-information_de.pdfDie Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Efgartigimod alfa muss durch in der Therapie mit neuromuskulären Erkrankungen erfahrenen Ärztinnen und Ärzten erfolgen.
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TherapiekostenJahrestherapiekosten:
Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/Patientin beziehungsweise Patient Zu bewertendes Arzneimittel: Efgartigimod alfa 68 750,08 € – 508 750,59 € Patientenindividuelle Standardtherapie2: Azathioprin 323,43 € – 477,64 € Prednisolon 47,71 € – 103,44 € Prednison 52,12 € – 119,32 € Pyridostigminbromid 194,80 € – 5 038,75 € Neostigminmetilsulfat patientenindividuell unterschiedlich Distigminbromid 1 181,43 € Mycophenolat Mofetil3 549,51 € – 2 747,57 € Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Februar 2023)Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen: entfällt - 5.
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Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V, die in einer Kombinationstherapie mit Efgartigimod alfa eingesetzt werden könnenAls Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V werden Arzneimittel mit folgenden neuen Wirkstoffen benannt, die aufgrund der arzneimittelrechtlichen Zulassung in einer Kombinationstherapie mit Efgartigimod alfa zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis angewendet, die Anti-Acetylcholin-Rezeptor (AChR)-Antikörper positiv sind, eingesetzt werden können:Erwachsene mit generalisierter Myasthenia gravis, die Anti-Acetylcholin-Rezeptor Antikörper positiv sind
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Kein in Kombinationstherapie einsetzbarer Wirkstoff, der die Voraussetzungen des § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V erfüllt.
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 16. Februar 2023 in Kraft.
Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.
Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V
Der Vorsitzende
Prof. Hecken
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- Daten aus der Dossierbewertung des G-BA (veröffentlicht am 1. Dezember 2022), sofern nicht anders indiziert.
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- Alternativ zu Azathioprin und MMF können Patientinnen und Patienten gegebenenfalls mit weiteren nichtsteroidalen Immunsuppressiva wie Methotrexat, Cyclosporin und Tacrolimus behandelt werden. Diese sind im Anwendungsgebiet nicht zugelassen und werden daher bei den Kosten nicht berücksichtigt.
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- Mycophenolatmofetil ist im betrachteten Anwendungsgebiet nicht zugelassen, jedoch im Rahmen des Off label use (AM-RL Anlage VI) bei Therapieresistenz unter Behandlung mit den zugelassenen Substanzen oder bei Azathioprin-Unverträglichkeit erstattungsfähig.
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