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Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie: Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) – Cabozantinib (Neubewertung nach Fristablauf: Schilddrüsenkarzinom)

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Bundesministerium für Gesundheit

Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Cabozantinib
(Neubewertung nach Fristablauf: Schilddrüsenkarzinom)

Vom 16. Dezember 2021

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 16. Dezember 2021 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/​22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 19. November 2021 (BAnz AT 24.01.2022 B2) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:

I.

Die Anlage XII wird wie folgt geändert:

1.
Die Angaben zu Cabozantinib in der Fassung des Beschlusses vom 22. Januar 2015 (BAnz AT 30.04.2015 B2), zuletzt geändert am 1. Oktober 2020 werden aufgehoben.
2.
In Anlage XII werden den Angaben zur Nutzenbewertung von Cabozantinib in der Fassung des Beschlusses vom 21. Oktober 2021 nach Nummer 4 folgende Angaben angefügt:
Cabozantinib
Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 24. März 2014):
Cometriq ist indiziert für die Behandlung des medullären Schilddrüsenkarzinoms bei erwachsenen Patienten mit progredienter, nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung.
Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 16. Dezember 2021):

siehe Anwendungsgebiet laut Zulassung

1.
Ausmaß des Zusatznutzens und Aussagekraft der Nachweise
Cabozantinib ist zugelassen als Arzneimittel zur Behandlung eines seltenen Leidens nach der Verordnung (EG) Nr. 141/​2000 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 1999 über Arzneimittel für seltene Leiden. Gemäß § 35a Absatz 1 Satz 11 1. Halbsatz SGB V gilt der medizinische Zusatznutzen durch die Zulassung als belegt.
Der G-BA bestimmt gemäß 5. Kapitel § 12 Absatz 1 Nummer 1 Satz 2 der Verfahrensordnung des G-BA (VerfO) in Verbindung mit § 5 Absatz 8 AM-NutzenV unter Angabe der Aussagekraft der Nachweise das Ausmaß des Zusatznutzens für die Anzahl der Patienten und Patientengruppen, für die ein therapeutisch bedeutsamer Zusatznutzen besteht. Diese Quantifizierung des Zusatznutzens erfolgt am Maßstab der im 5. Kapitel § 5 Absatz 7 Nummer 1 bis 4 VerfO festgelegten Kriterien.
Erwachsene mit medullärem Schilddrüsenkarzinom bei progredienter, nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung
Ausmaß des Zusatznutzens und Aussagekraft der Nachweise von Cabozantinib:
Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen, weil die wissenschaftliche Datengrundlage eine Quantifizierung nicht zulässt.
Studienergebnisse nach Endpunkten:1

Zusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer Endpunkte

Endpunktkategorie Effektrichtung/​
Verzerrungspotential
Zusammenfassung
Mortalität Vorteil im Gesamtüberleben nur bei positivem RET-M918T-Mutationsstatus; bei negativem oder
unbekanntem RET-M918T-Mutationsstatus keine
für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede
Morbidität n. b. Die Daten sind nicht bewertbar.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität n. b. Die Daten sind nicht bewertbar.
Nebenwirkungen Nachteile in den Endpunkten schwerwiegende UE, schwere UE (CTCAE Grad ≥ 3) und Abbruch wegen UE
Erläuterungen:

↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/​unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/​unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine für die Nutzenbewertung verwertbaren Daten vor.
n. b.: nicht bewertbar

Studie EXAM: Cabozantinib vs. Placebo
Studiendesign: randomisiert, doppelblind, zweiarmig

Finaler Datenschnitt: 28. August 2014

Endpunkt Cabozantinib Placebo Gruppenunterschied
N Mediane Zeit
bis zum Ereignis
in Monaten
[95 %-KI]
Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)
N Mediane Zeit
bis zum Ereignis
in Monaten
[95 %-KI]
Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)
HR [95 %-KI]
p-Wert
ADa
Mortalität
Gesamtüberleben 219 26,6
[23,20; 31,61]
141 (64,4)
111 21,1
[16,39; 32,36]
77 (69,4)
0,85 [0,64; 1,12]
0,241
Subgruppenanalyse zum RET-M918T-Mutationsstatus (ergänzend dargestellt)
Positiv 81 44,3
[29,34; 56,44]
44 (54,3)
45 18,9
[14,19; 35,29]
32 (71,1)
0,60 [0,38; 0,94]
0,026
AD = + 25,4 Monate
Negativ 75 20,2
[14,92; 26,61]
56 (74,7)
32 21,5
[11,47; 38,08]
24 (75,0)
1,12 [0,70; 1,82]
0,631
Unbekannt 63 26,2
[19,75; 42,35]
41 (65,1)
34 31,4
[12,06; 43,99]
21 (61,8)
0,92 [0,54; 1,56]
0,758
Morbidität
Progressionsfreies Überleben (PFS)b 219 48,6
[40,1; 59,7]
79 (36,1)
111 17,4
[12,9; 23,6]
60 (54,1)
0,28 [0,19; 0,40]
p < 0,0001
AD = + 31,2 Wochen
Symptomatik (MDASI) Keine verwertbaren Daten.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität
MDASI – THY Keine verwertbaren Daten.
Endpunkt Cabozantinib Placebo Gruppenunterschied
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)
N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)
HR [95 %-KI];
p-Wert
Nebenwirkungen
Gesamt, ohne Erfassung der Progression der Grunderkrankung
UE 214 214 (100) 109 104 (95,4)
SUE 214 189 (88,3) 109 45 (41,3) 2,75 [1,97; 3,83];
< 0,0001
Schwere UE (CTCAE-Grad ≥ 3) 214 114 (53,3) 109 24 (22,0) 1,87 [1,19; 2,95];
0,006
Abbruch wegen UE 214 50 (23,4) 109 10 (9,2) 2,71 [1,37; 5,35];
0,002
Unerwünschte Ereignisse nach SOC
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths 214 25 (11,7) 109 2 (1,8) 4,50 [1,05; 19,26]
0,027
Erkrankungen des Gastro­intestinaltrakts 214 203 (94,9) 109 67 (61,5) 2,99 [2,25; 3,97]
< 0,0001
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort 214 178 (83,2) 109 66 (60,6) 1,78 [1,34; 2,37]
< 0,0001
Infektionen und parasitäre ­Erkrankungen 214 134 (62,6) 109 37 (33,9) 1,67 [1,16; 2,41]
0,0057
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen 214 143 (66,8) 109 34 (31,2) 2,53 [1,74; 3,68]
< 0,0001
Gutartige, bösartige und nicht spezifizierte Neubildungen (einschließlich Zysten und Polypen) 214 7 (3,3) 109 11 (10,1) 0,20 [0,07; 0,54]
0,001
Erkrankungen des Nerven­systems 214 148 (69,2) 109 35 (32,1) 2,55 [1,76; 3,70]
< 0,0001
Erkrankungen der Nieren und Harnwege 214 44 (20,6) 109 4 (3,7) 3,69 [1,30; 10,43]
0,008
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse 214 31 (14,5) 109 5 (4,6) 2,51 [0,97; 6,52]
0,050
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Media­stinums 214 144 (67,3) 109 48 (44,0) 1,63 [1,17; 2,26]
0,003
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes 214 186 (86,9) 109 46 (42,2) 3,91 [2,81; 5,44]
< 0,0001
Gefäßerkrankungen 214 114 (53,3) 109 16 (14,7) 3,55 [2,09; 6,02]
< 0,0001
Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse nach SOC
Erkrankungen des Gastro­intestinaltrakts 214 34 (15,9) 109 4 (3,7) 3,36 [1,18; 9,56]
0,016
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen 214 17 (7,9) 109 1 (0,9) 6,90 [0,91; 52,38]
0,030
Schwere unerwünschte Ereignisse (CTCAE-Grad ≥ 3) nach SOC
Erkrankungen des Gastro­intestinaltrakts 214 86 (40,2) 109 6 (5,5) 6,28 [2,73; 14,42]
< 0,0001
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort 214 54 (25,2) 109 11 (10,1) 1,99 [1,03; 3,85]
0,037
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen 214 52 (24,3) 109 9 (8,3) 2,16 [1,05; 4,43]
0,031
Erkrankungen des Nerven­systems 214 23 (10,7) 109 1 (0,9) 10,30 [1,39; 76,47]
0,005
Gefäßerkrankungen 214 27 (12,6) 109 2 (1,8) 6,11 [1,44; 25,83]
0,005
a Angabe zur absoluten Differenz (AD) nur bei statistisch signifikantem Unterschied; eigene Berechnung
b Daten aus Dossier des pharmazeutischen Unternehmers Modul 4 A, Stand vom 30.06.2021
Verwendete Abkürzungen:
AD: Absolute Differenz; CTCAE: Common Terminology Criteria for Adverse Events; HR: Hazard Ratio; KI: Konfidenzintervall; N: Anzahl ausgewerteter Patienten; n: Anzahl Patienten mit (mindestens 1) Ereignis; n. b.: nicht berechenbar; n. e.: nicht erreicht; RCT: randomisierte kontrollierte Studie; SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis; UE: unerwünschtes Ereignis; k. A.: keine Angabe
2.
Anzahl der Patientinnen und Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen
ca. 50 bis 670 Patientinnen und Patienten
3.
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung
Die Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Cometriq (Wirkstoff: Cabozantinib) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 6. Oktober 2021):
https:/​/​www.ema.europa.eu/​en/​documents/​product-information/​cometriq-epar-product-information_​de.pdf
Die Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Cabozantinib soll durch in der Therapie von Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom erfahrene Fachärzte für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie sowie Fachärzte für Innere Medizin und Endokrinologie und weitere, an der Onkologie-Vereinbarung teilnehmende Ärzte anderer Fachgruppen erfolgen.
4.
Therapiekosten
Jahrestherapiekosten:

Erwachsene mit medullärem Schilddrüsenkarzinom bei progredienter, nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung

Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/​Patientin bzw. Patient
Zu bewertendes Arzneimittel:
Cabozantinib 70 025,64‬ €

Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Dezember 2021)

Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen: entfällt

II.

Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 16. Dezember 2021 in Kraft.

Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.

Berlin, den 16. Dezember 2021

Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V

Der Vorsitzende
Prof. Hecken

1
Daten aus der Dossierbewertung des G-BA (veröffentlicht am 1. Oktober 2021) und dem Amendment (veröffentlicht am 16. Dezember 2021), sofern nicht anders indiziert.

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