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Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie: Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) – Letermovir (neues Anwendungsgebiet: CMV-Erkrankung, Prophylaxe nach Nierentransplantation)

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Bundesministerium für Gesundheit

Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Letermovir
(neues Anwendungsgebiet: CMV-Erkrankung, Prophylaxe nach Nierentransplantation)

Vom 6. Juni 2024

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 6. Juni 2024 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/​22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 11. Juni 2024 (BAnz AT 01.07.2024 B3) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:

I.

In Anlage XII werden den Angaben zur Nutzenbewertung von Letermovir gemäß dem Beschluss vom 6. Juni 2024 nach Nummer 5 folgende Angaben angefügt:

Letermovir

Neues Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 15. November 2023):

Prevymis wird zur Prophylaxe einer CMV-Erkrankung bei CMV-seronegativen Erwachsenen angewendet, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben [D+/​R-]. Offizielle Leitlinien zur fachgerechten Anwendung von antiviralen Wirkstoffen sollten beachtet werden.

Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 6. Juni 2024):

Siehe neues Anwendungsgebiet laut Zulassung.

1.
Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen Vergleichstherapie
CMV-seronegative Erwachsene, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben, zur Prophylaxe einer CMV-Erkrankung
Zweckmäßige Vergleichstherapie:
Ganciclovir oder Valganciclovir
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Letermovir gegenüber Valganciclovir:
Ein Zusatznutzen ist nicht belegt.
Studienergebnisse nach Endpunkten:*
CMV-seronegative Erwachsene, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben, zur Prophylaxe einer CMV-Erkrankung
Zusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer Endpunkte

Endpunktkategorie Effektrichtung/​
Verzerrungspotential
Zusammenfassung
Mortalität Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Morbidität Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede.
Nebenwirkungen Vorteil bei den Therapieabbrüchen aufgrund von unerwünschten Ereignissen.
Im Detail Nachteil bei allgemeinen Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort.
Erläuterungen:

↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/​unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/​unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter beziehungsweise relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine Daten vor.
n. b.: nicht bewertbar

Studie MK-8228-002: RCT, Vergleich von Letermovir vs. Valganciclovir, Behandlung bis Woche 28 nach Nierentransplantation, Beobachtung bis Woche 52 nach Nierentransplantation.
Mortalität

Endpunkt Letermovir Valganciclovir Letermovir vs.
Valganciclovir
N Patientinnen und Patienten mit Ereignis n (%) N Patientinnen und Patienten mit Ereignis n (%) RR
[95 %-KI];
p-Wert
Gesamtmortalität bis Woche 52 289 4
(1,4)
297 3
(1,0)
1,41
[0,32; 6,33];
0,651
Morbidität bis Woche 57

Endpunkt Letermovir Valganciclovir Letermovir vs.
Valganciclovir
Na, b Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)
Na, b Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)
Effektschätzer
RR
[95 %-KI];
p-Wertc
Morbidität bis Woche 52
Transplantatverlust 289 2
(0,7)
297 6
(2,0)
0,37d
[0,09; 1,51];
0,167
schwere CMV-Erkrankung 289 35
(12,1)
297 34
(11,4)
1,06
[0,68; 1,65];
0,796
Gesamthospitalisierung 289 127
(43,9)
297 151
(50,8)
0,87
[0,73; 1,03];
0,098
CMV‐Endorganerkrankunge 289 6
(2,1)
297 1
(0,3)
4,42d
[0,99; 19,61];
0,051
NODATf 289 18
(6,2)
297 20
(6,7)
0,92
[0,50; 1,69];
0,782
Gesundheitszustand (EQ-5D VAS) (Verbesserung)g 284 100
(35,2)
294 98
(33,3)
1,06
[0,84; 1,32];
0,639
Gesundheitsbezogene Lebensqualität

Endpunkt Letermovir Valganciclovir Letermovir versus
Valganciclovir
Na Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)
Na Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)
RR
[95 %-KI];
p-Wertc
SF-36v2 (Verbesserung zu Woche 52)
körperlicher Summenscore (PCS)h 284 120
(42,3)
292 101
(34,6)
1,22
[0,99; 1,50];
0,061
psychischer Summenscore (MCS)i 284 33
(11,6)
292 44
(15,1)
0,77
[0,51; 1,18];
0,227
körperliche Funktionsfähig-keit 284 136
(47,9)
292 141
(48,3)
0,99
[0,84; 1,17]
körperliche Rollenfunktion 284 125
(44,0)
292 118
(40,4)
1,09
[0,90; 1,32]
körperlicher Schmerz 284 119
(41,9)
292 106
(36,3)
1,15
[0,94; 1,41]
allgemeine Gesundheits-wahrnehmung 284 88
(31,0)
292 74
(25,3)
1,22
[0,94; 1,59]
Vitalität 284 115
(40,5)
292 99
(33,9)
1,19
[0,96; 1,48]
soziale Funktionsfähigkeit 284 88
(31,0)
292 83
(28,4)
1,09
[0,85; 1,40]
emotionale Rollenfunktion 284 64
(22,5)
292 60
(20,5)
1,10
[0,80; 1,50]
psychisches Wohlbefinden 284 69
(24,3)
292 67
(22,9)
1,06
[0,79; 1,42]
Nebenwirkungen

Endpunkt Letermovir Valganciclovir Letermovir versus
Valganciclovir
Na Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)
Na Patientinnen und
Patienten
mit Ereignis n (%)
RR
[95 %-KI];
p-Wertj
Nebenwirkungen (bis Woche 30)
UEs (ergänzend dargestellt) 292 271
(92,8)
297 276
(92,9)
SUEs 292 106
(36,3)
297 113
(38,1)
0,95
[0,77; 1,18];
0,661
Abbruch wegen UEs 292 12
(4,1)
297 40
(13,5)
0,31
[0,16; 0,57];
< 0,001
Spezifische unerwünschte Ereignisse (bis Woche 30)
allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort (SOC, SUEs) 292 13
(4,5)
297 4
(1,4)
3,31
[1,09; 10,02];
0,025
a Full-Analysis-Set-Population, definiert als alle randomisierten Patientinnen und Patienten, die mindestens eine Dosis der Studienmedikation verabreicht bekommen haben, die der Kategorie seronegative Empfängerin beziehungsweise Empfänger zugeordnet waren und bei denen an Tag 1 der Behandlung keine CMV-Desoxyribonukleinsäure (DNA) detektierbar war.
b Endpunkte der Kategorie Morbidität (außer Gesundheitszustand): fehlende Werte wurden mittels dem „Observed Failure“-Ansatz ersetzt.
c Cochran-Mantel-Haenszel-Methode, stratifiziert nach Induktionstherapie (Gabe vs. Nichtgabe), p-Wert aus Wald-Test.
d Peto-Odds Ratio (bei Ereignisanteilen von ≤ 1 % oder ≥ 99 % in mindestens einem Behandlungsarm)
e Es sind folgende Ereignisse aufgetreten: Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts und Pneumonie, je in Verbindung mit einem CMV-Nachweis und durch ein verblindetes Clinical Adjudication Committee bestätigt
f Definiert als das erstmalige Auftreten einer Diabeteserkrankung nach Nierentransplantation, gemäß WHO-(World Health Organisation)- und ADA-(American Diabetes Association)-Richtlinien.
g Anteil der Patientinnen und Patienten mit einer Zunahme des Scores um ≥ 15 Punkte im Vergleich zum Studienbeginn zu Woche 52 bei einer Skalenspannweite von 0 bis 100. Höhere (zunehmende) Werte bedeuten eine Verbesserung des Gesundheitszustandes.
h Anteil der Patientinnen und Patienten mit Verbesserung: Zunahme des PCS-Scores um ≥ 9,4 Punkte zu Woche 32 im Vergleich zum Studienbeginn (entspricht 15 % der Skalenspannweite; normierte Skala mit einem Minimum von circa 7 und einem Maximum von circa 70).
i Anteil der Patientinnen und Patienten mit Verbesserung: Zunahme des MCS-Scores um ≥ 9,6 Punkte zu Woche 32 im Vergleich zum Studienbeginn (entspricht 15 % der Skalenspannweite; normierte Skala mit einem Minimum von circa 6 und einem Maximum von circa 70).
j Cochran-Mantel-Haenszel-Methode, unstratifiziert, p-Wert aus Wald-Test
Verwendete Abkürzungen:
CMV: Cytomegalievirus; KI: Konfidenzintervall; MCS: Mental Component Summary; n: Anzahl Patientinnen und Patienten mit (mindestens 1) Ereignis; N: Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; NODAT: neu aufgetretener Diabetes mellitus nach Transplantation; PCS: Physical Component Summary; RR: relatives Risiko; SF-36v2: Short Form-36 Health Survey Version 2; SOC: Systemorganklasse; SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis; UE: unerwünschtes Ereignis; VAS: visuelle Analogskala
2.
Anzahl der Patientinnen und Patienten beziehungsweise Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen
CMV-seronegative Erwachsene, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben, zur Prophylaxe einer CMV-Erkrankung
circa 320 Patientinnen und Patienten
3.
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung
Die Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Prevymis (Wirkstoff: Letermovir) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 15. Mai 2024):
https:/​/​www.ema.europa.eu/​de/​documents/​product-information/​prevymis-epar-product-information_​de.pdf
Die Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Letermovir sollte durch in der Therapie von Patientinnen und Patienten, die eine Nierentransplantation erhalten haben, erfahrene Ärztinnen und Ärzte erfolgen.
4.
Therapiekosten
Jahrestherapiekosten:

CMV-seronegative Erwachsene, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben, zur Prophylaxe einer CMV-Erkrankung

Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/​Patientin bzw. Patient
Zu bewertendes Arzneimittel:
Letermovir 33 600,56 € – 76 365,16 €
Zweckmäßige Vergleichstherapie:
Ganciclovir 8 100,96 € – 11 862,12 €
Valganciclovir 3 652,11 €
Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Mai 2024)
Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen: entfällt
5.
Benennung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V, die in einer Kombinationstherapie mit dem bewerteten Arzneimittel eingesetzt werden können
Im Rahmen der Benennung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V werden die folgenden Feststellungen getroffen:
CMV-seronegative Erwachsene, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben, zur Prophylaxe einer CMV-Erkrankung

Kein in Kombinationstherapie einsetzbares Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen, für das die Voraussetzungen des § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V erfüllt sind.
Die Benennung von Kombinationen dient ausschließlich der Umsetzung des Kombinationsabschlags nach § 130e SGB V zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Unternehmern. Die getroffenen Feststellungen schränken weder den zur Erfüllung des ärztlichen Behandlungsauftrags erforderlichen Behandlungsspielraum ein, noch treffen sie Aussagen über Zweckmäßigkeit oder Wirtschaftlichkeit.
II.

Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 6. Juni 2024 in Kraft.

Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.

Berlin, den 6. Juni 2024

Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V

Der Vorsitzende
Prof. Hecken

*
Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG (A23-137), sofern nicht anders indiziert.

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