Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Lusutrombopag
(Thrombozytopenie bei chronischer Lebererkrankung)
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 19. Mai 2022 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 10. Mai 2022 (BAnz AT 01.06.2022 B5) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:
I.
Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Lusutrombopag wie folgt ergänzt:
Lusutrombopag
Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 18. Februar 2019):
Mulpleo wird angewendet zur Behandlung von schwerer Thrombozytopenie bei Erwachsenen mit chronischer Lebererkrankung, die sich invasiven Eingriffen unterziehen müssen.
Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 19. Mai 2022):
Siehe Anwendungsgebiet laut Zulassung.
- 1.
-
Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen VergleichstherapieErwachsene mit einer schweren Thrombozytopenie aufgrund einer chronischen Lebererkrankung, die sich invasiven Eingriffen unterziehen müssenZweckmäßige Vergleichstherapie:Beobachtendes AbwartenAusmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Lusutrombopag gegenüber beobachtendem Abwarten:Ein Zusatznutzen ist nicht belegt.Studienergebnisse nach Endpunkten:1Erwachsene mit einer schweren Thrombozytopenie aufgrund einer chronischen Lebererkrankung, die sich invasiven Eingriffen unterziehen müssenZusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer Endpunkte
Endpunktkategorie Effektrichtung/
VerzerrungspotentialZusammenfassung Mortalität ↔ Kein für die Nutzenbewertung relevanter Unterschied. Morbidität ↔ Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede. Gesundheitsbezogene Lebensqualität ∅ Es liegen keine Daten vor. Nebenwirkungen ↔ Keine für die Nutzenbewertung relevanten Unterschiede. Erläuterungen: ↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit
↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit
↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied
∅: Es liegen keine für die Nutzenbewertung verwertbaren Daten vor.
n. b.: nicht bewertbar- –
-
Randomisierte, doppelblinde Phase III-Studie L-PLUS 2: Lusutrombopag vs. Placebo
- –
-
Randomisierte, doppelblinde Phase III-Studie L-PLUS 1: Lusutrombopag vs. Placebo
- –
-
Randomisierte, doppelblinde Phase IIb-Studie M0626: Lusutrombopag vs. Placebo
MortalitätEndpunkt Lusutrombopag Placebo Lusutrombopag
vs. PlaceboN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)Relatives Risiko
[95 %-KI]
p-WertGesamtüberleben L-PLUS 2 107 3 (2,8) 107 0 (0) 7,00 [0,37; 133,90]
0,095aL-PLUS 1 48 0 (0) 48 0 (0) − M0626 16 0 (0) 15 0 (0) − Metaanalyse −b MorbiditätEndpunkt Lusutrombopag Placebo Lusutrombopag
vs. PlaceboN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)Relatives Risiko
[95 %-KI]
p-WertPatientinnen und Patienten ohne Transfusionc L-PLUS 2 108 68 (63,0) 107 31 (29,0) 2,20 [1,60; 3,04]
< 0,001L-PLUS 1 48 38 (79,2) 48 6 (12,5) 6,16 [2,92; 13,00]
< 0,001M0626 16 13 (81,3) 15 3 (20,0) 4,08 [1,25; 13,34]
0,001Metaanalyse Heterogenität: p = 0,035; I2 = 70,2 % −d Blutungen WHO Grad ≥ 2e L-PLUS 2 107 1 (0,9) 107 1 (0,9) 1,00 [0,06; 15,78]
> 0,999aL-PLUS 1 k. A. k. A. − M0626 k. A. k. A. − Metaanalyse −f Gesundheitsbezogene Lebensqualität Wurde in den Studien L-PLUS 1, L-PLUS 2 und M0626 nicht erhoben. NebenwirkungenEndpunkt Lusutrombopag Placebo Lusutrombopag
vs. PlaceboN Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)N Patientinnen
und Patienten
mit Ereignis n (%)Relatives Risiko
[95 %-KI]
p-WertUnerwünschte Ereignisse (UE; ergänzend dargestellt) L-PLUS 2 107 51 (47,7) 107 52 (48,6) − L-PLUS 1 48 45 (93,8) 48 48 (100) − M0626 16 16 (100) 15 15 (100) − Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SUE) L-PLUS 2 107 7 (6,5) 107 7 (6,5) 1,02 [0,37; 2,80]
0,971gL-PLUS 1 48 1 (2,1) 48 4 (8,3) 0,48 [0,11; 2,05]
0,195gM0626 16 1 (6,3) 15 1 (6,7) 0,76 [0,11; 5,42]
0,819gMetaanalyse 0,79 [0,30; 2,13]
0,419hTherapieabbrüche aufgrund von unerwünschten Ereignissen L-PLUS 2 107 0 (0) 107 1 (0,9) 0,33 [0,01; 8,09]
0,529aL-PLUS 1 48 0 (0) 48 0 (0) − M0626 16 0 (0) 15 0 (0) − Metaanalyse −b Thromboembolische Ereignisse (SMQi, UEs) L-PLUS 2 107 2 (1,9) 107 2 (1,9) 1,02 [0,15; 6,99]
0,988gL-PLUS 1 48 1 (2,1) 48 1 (2,1) 0,91 [0,10; 8,05]
0,950gM0626 16 0 (0) 15 1 (6,7) 0,25 [0,01; 4,23]
0,221gMetaanalyse 0,75 [0,15; 3,79]
0,530ha Berechnung des IQWiG, unbedingter exakter Test (CSZ-Methode). b Eine Metaanalyse wurde nicht durchgeführt, da in 2 von 3 Studien kein Ereignis aufgetreten ist. c Primärer Endpunkt der Studie L-PLUS 2 war der Anteil an Patientinnen und Patienten, die weder Thrombozytentransfusionen vor dem invasiven Eingriff noch Notfallmaßnahmen aufgrund von Blutungen nach Randomisierung und bis zu 7 Tage nach einem geplanten Eingriff benötigten. Der primäre Endpunkt der Studien L-PLUS 1 und M0626 war der Anteil der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, der keine Thrombozytentransfusion vor dem invasiven Eingriff erhielt. Anhand der Ergebnisse des Endpunktes „Patientinnen und Patienten ohne Transfusion“ wird kein Zusatznutzen abgeleitet. d Aufgrund von Heterogenität erfolgt keine eigene Berechnung gemäß eines Modells mit zufälligen Effekten. Bei qualitativer Evidenzsynthese der drei statistisch signifikanten Ergebnisse ergeben sich deutlich gleichgerichtete Effekte. e In Modul 4 A liegen für alle 3 Studien die Ergebnisse für schwerwiegende Blutungen (SUE) vor. Insgesamt traten bei je 1 Patientin oder 1 Patient der Studien L-PLUS 1 und M0626 solche Ereignisse auf. Darüber hinaus erhielten je 1 Patientin oder 1 Patient in der Studie L-PLUS 2 und 2 Patientinnen oder Patienten in der Studie L-PLUS 1 eine Notfalltherapie zur Behandlung einer akuten Blutung während der gesamten Studiendauer. f Eine Metaanalyse wurde nicht durchgeführt, da in 2 von 3 Studien die Ereignisse nicht nach WHO-Schweregradeinteilung vorlagen. g Berechnung gemäß dem pharmazeutischen Unternehmer: Effekt und KI: CMH-Methode, stratifiziert für M0626 nach Thrombozytenzahl und Child-Pugh-Klassifizierung, für L-PLUS 1 und L-PLUS 2 nach Thrombozytenzahl und invasiver Prozedur; Nullzellenkorrektur von 0,5, falls zutreffend; p-Wert: für die Studien L-PLUS 1 und M0626 mittels des CMH-Tests, für Studie L-PLUS 2 mithilfe des Wald-Tests; keine Angaben, ob p-Werte für RR oder anderes Effektmaß bestimmt wurden h Metaanalyse per Modell mit zufälligen Effekten nach der Methode von Knapp und Hartung; Berechnung des IQWiG aus den vom pharmazeutischen Unternehmer berichteten, unter Stratifizierung berechneten Effektschätzungen. i Zusammengefasst aus folgenden SMQs: „Embolie- und Thromboseereignisse, arteriell“, „Embolie- und Thromboseereignisse, ohne Gefäßangabe und gemischt arteriell/venös“ und „Embolie- und Thromboseereignisse, venös“ Verwendete Abkürzungen: CMH = Cochran-Mantel-Haenszel; k. A. = keine Angaben; KI = Konfidenzintervall; MedDRA = Medizinisches Wörterbuch für Aktivitäten im Rahmen der Arzneimittelzulassung; N = Anzahl ausgewerteter Patientinnen und Patienten; n = Anzahl Patientinnen und Patienten mit (mindestens einem) Ereignis; RR = relatives Risiko; SMQ = standardisierte MedDRA-Abfrage; SUE = schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis; UE = unerwünschtes Ereignis; vs. = versus; WHO = Weltgesundheitsorganisation - 2.
-
Anzahl der Patientinnen und Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden PatientengruppenErwachsene mit einer schweren Thrombozytopenie aufgrund einer chronischen Lebererkrankung, die sich invasiven Eingriffen unterziehen müssenca. 1 790 bis 24 130 Patientinnen und Patienten
- 3.
-
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte AnwendungDie Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Mulpleo (Wirkstoff: Lusutrombopag) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 12. Mai 2022):https://www.ema.europa.eu/documents/product-information/mulpleo-epar-product-information_de.pdf
- 4.
-
TherapiekostenJahrestherapiekosten:Erwachsene mit einer schweren Thrombozytopenie aufgrund einer chronischen Lebererkrankung, die sich invasiven Eingriffen unterziehen müssen
Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Mai 2022)
II.
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 19. Mai 2022 in Kraft.
Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.
Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V
Der Vorsitzende
Prof. Hecken
- 1
- Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG (A21-157), sofern nicht anders indiziert.
- 2
- In Ergänzung zu Lusutrombopag können Thrombozytentransfusionen angezeigt sein.
- 3
- Im Rahmen der zweckmäßigen Vergleichstherapie können patientenindividuell Thrombozytentransfusionen indiziert sein.
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