Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung
eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses
über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie:
Anlage XII − Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
Pembrolizumab
(neues Anwendungsgebiet: Kolorektalkarzinom mit MSI-H oder mit dMMR,
nach Fluoropyrimidin-basierter Kombinationstherapie)
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 19. Januar 2023 beschlossen, die Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), die zuletzt durch die Bekanntmachung des Beschlusses vom 19. Januar 2023 (BAnz AT 13.03.2023 B7) geändert worden ist, wie folgt zu ändern:
In Anlage XII werden den Angaben zur Nutzenbewertung von Pembrolizumab gemäß dem Beschluss vom 19. Januar 2023 zu dem Anwendungsgebiet „Monotherapie zur adjuvanten Behandlung des Nierenzellkarzinoms mit erhöhtem Rezidivrisiko nach Nephrektomie oder nach Nephrektomie und Resektion metastasierter Läsionen bei Erwachsenen“ nach Nummer 4 folgende Angaben angefügt:
Pembrolizumab
Neues Anwendungsgebiet (laut Zulassung vom 25. April 2022):
Keytruda ist als Monotherapie des Kolorektalkarzinoms mit MSI-H oder mit einer dMMR wie folgt bei Erwachsenen angezeigt:
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zur Behandlung des nicht-resezierbaren oder metastasierenden Kolorektalkarzinoms nach vorheriger Fluoropyrimidin-basierter Kombinationstherapie.
Anwendungsgebiet des Beschlusses (Beschluss vom 19. Januar 2023):
Siehe Anwendungsgebiet laut Zulassung.
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Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen VergleichstherapieErwachsene mit nicht-resezierbarem oder metastasierendem Kolorektalkarzinom mit hochfrequenter Mikrosatelliten-Instabilität (MSI-H) oder Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR); nach vorheriger Fluoropyrimidin-basierter KombinationstherapieZweckmäßige Vergleichstherapie:Eine patientenindividuelle Therapie in Abhängigkeit von der Art und Anzahl der Vortherapien, des RAS- und BRAF-Mutationsstatus, der Lokalisation des Primärtumors, des Allgemeinzustandes und des Risikos der durch anti-VEGF und anti-VEGFR Substanzen induzierten Toxizität unter Auswahl von:
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5-Fluorouracil in Kombination mit Folinsäure und Irinotecan (FOLFIRI) mit oder ohne Bevacizumab oder Aflibercept oder Ramucirumab
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5-Fluorouracil in Kombination mit Folinsäure und Irinotecan (FOLFIRI) mit oder ohne Cetuximab oder Panitumumab (nur für Patientinnen und Patienten mit RAS Wildtyp)
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5-Fluorouracil in Kombination mit Folinsäure und Oxaliplatin (FOLFOX) mit oder ohne Bevacizumab
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Capecitabin in Kombination mit Oxaliplatin (CAPOX) mit oder ohne Bevacizumab
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5-Fluorouracil in Kombination mit Folinsäure mit oder ohne Bevacizumab
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Capecitabin mit oder ohne Bevacizumab
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Irinotecan als Monotherapie
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Panitumumab als Monotherapie (nur für Patientinnen und Patienten mit RAS Wildtyp)
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Cetuximab als Monotherapie (nur für Patientinnen und Patienten mit RAS Wildtyp)
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Trifluridin/Tipiracil
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Irinotecan in Kombination mit Cetuximab (nur für Patientinnen und Patienten mit RAS Wildtyp)
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Encorafenib in Kombination mit Cetuximab (nur für Patientinnen und Patienten mit BRAF-V600E Mutation)
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens von Pembrolizumab gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie:Ein Zusatznutzen ist nicht belegtStudienergebnisse nach Endpunkten:1Erwachsene mit nicht-resezierbarem oder metastasierendem Kolorektalkarzinom mit hochfrequenter Mikrosatelliten-Instabilität (MSI-H) oder Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR); nach vorheriger Fluoropyrimidin-basierter KombinationstherapieEs liegen keine Daten vor, die eine Bewertung des Zusatznutzens ermöglichen.Zusammenfassung der Ergebnisse relevanter klinischer EndpunkteEndpunktkategorie Effektrichtung/
VerzerrungspotentialZusammenfassung Mortalität n. b. Es liegen keine bewertbaren Daten vor. Morbidität n. b. Es liegen keine bewertbaren Daten vor. Gesundheitsbezogene Lebensqualität ∅ Es liegen keine Daten vor. Nebenwirkungen n. b. Es liegen keine bewertbaren Daten vor. Erläuterungen: ↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit ↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei niedriger/unklarer Aussagesicherheit ↑↑: positiver statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit ↓↓: negativer statistisch signifikanter und relevanter Effekt bei hoher Aussagesicherheit ↔: kein statistisch signifikanter bzw. relevanter Unterschied ∅: Es liegen keine für die Nutzenbewertung verwertbaren Daten vor. n. b.: nicht bewertbar - 2.
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Anzahl der Patientinnen und Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppenca. 350 bis 1 470 Patientinnen und Patienten
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Anforderungen an eine qualitätsgesicherte AnwendungDie Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Keytruda (Wirkstoff: Pembrolizumab) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 3. Januar 2023):https://www.ema.europa.eu/documents/product-information/keytruda-epar-product-information_de.pdfDie Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Pembrolizumab soll nur durch in der Therapie von Erwachsenen mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Kolorektalkarzinom erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie sowie durch Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und Gastroenterologie und weitere, an der Onkologie-Vereinbarung teilnehmende Ärztinnen und Ärzte anderer Fachgruppen erfolgen.Vor Einleitung der Therapie mit Pembrolizumab sollte das Vorliegen einer hochfrequenten Mikrosatelliten-Instabilität (MSI-H) oder einer Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) in einer Tumorprobe durch einen validierten Test bestätigt werden.Gemäß den Vorgaben der EMA hinsichtlich zusätzlicher Maßnahmen zur Risikominimierung ist seitens des pharmazeutischen Unternehmers Schulungsmaterial, welches Informationen für medizinisches Fachpersonal und für Patientinnen und Patienten enthält, zur Verfügung zu stellen. Das Schulungsmaterial enthält insbesondere Anweisungen zum Umgang mit den unter Pembrolizumab potenziell auftretenden immunvermittelten Nebenwirkungen sowie zu infusionsbedingten Reaktionen.
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TherapiekostenDie dargestellten Jahrestherapiekosten beziehen sich auf das erste Behandlungsjahr.Jahrestherapiekosten:Erwachsene mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Kolorektalkarzinom mit Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) oder hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H); nach vorheriger Fluoropyrimidin-basierter Kombinationstherapie
Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten/Patientin bzw. Patient Zu bewertendes Arzneimittel: Pembrolizumab Monotherapie Pembrolizumab 93 522,22 € Zweckmäßige Vergleichstherapie: FOLFOX (5-Fluorouracil + Folinsäure + Oxaliplatin) ± Bevacizumab FOLFOX 4 Oxaliplatin 4 549,32 € Folinsäure 3 524,48 € 5-Fluorouracil 956,64 € FOLFOX 4 gesamt 9 030,44 € Bevacizumab 36 673,11 € − 73 346,22 € FOLFOX 4 + Bevacizumab gesamt 45 703,55 € − 82 376,66 € FOLFOX 6 Oxaliplatin 4 549,32 € Folinsäure 3 318,46 € 5-Fluorouracil 538,44 € FOLFOX 6 gesamt 8 406,22 € FOLFIRI (5-Fluorouracil + Folinsäure + Irinotecan) ± Bevacizumab oder Aflibercept oder Ramucirumab oder Cetuximab oder Panitumumab FOLFIRI Irinotecan 16 956,91 € Folinsäure 7 201,41 € 5-Fluorouracil 1 171,11 € FOLFIRI gesamt 25 329,43 € Bevacizumab 36 673,11 € FOLFIRI + Bevacizumab gesamt 62 002,54 € Aflibercept 38 528,82 € FOLFIRI + Aflibercept gesamt 63 858,25 € Ramucirumab 71 322,95 € FOLFIRI + Ramucirumab gesamt 96 652,38 € Cetuximab 73 689,30 € FOLFIRI + Cetuximab gesamt 99 018,74 € Zusätzlich notwendige GKV-Leistung nicht bezifferbar Panitumumab 78 746,05 € FOLFIRI + Panitumumab gesamt 104 075,48 € 5-Fluorouracil + Folinsäure ± Bevacizumab Folinsäure 7 617,34 € 5-Fluorouracil 2 080,69 € 5-Fluorouracil + Folinsäure gesamt 9 698,03 € Bevacizumab 36 673,11 € 5-Fluorouracil + Folinsäure + Bevacizumab gesamt 46 371,14 € Capecitabin ± Bevacizumab Capecitabin 2 785,32 € Bevacizumab 36 928,02 € Capecitabin + Bevacizumab gesamt 39 713,34 € CAPOX (Capecitabin + Oxaliplatin) ± Bevacizumab CAPOX Oxaliplatin 4 279,52 € Capecitabin 1 052,34 € CAPOX gesamt 5 331,86 € Bevacizumab 36 928,02 € CAPOX + Bevacizumab gesamt 42 259,88 € Irinotecan ± Cetuximab Irinotecan 22 025,96 € Cetuximab 73 689,30 € Irinotecan + Cetuximab gesamt 95 715,26 € Zusätzlich notwendige GKV-Leistung (Cetuximab) nicht bezifferbar Trifluridin / Tipiracil Trifluridin / Tipiracil 42 234,96 € Cetuximab Cetuximab 73 689,30 € Panitumumab Panitumumab 78 746,05 € Encorafenib + Cetuximab Encorafenib 51 981,04 € Cetuximab 73 689,30 € Encorafenib + Cetuximab gesamt 125 670,34 € Zusätzlich notwendige GKV-Leistung nicht bezifferbar Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte (Stand Lauer-Taxe: 1. Januar 2023)Sonstige GKV-Leistungen:Bezeichnung
der TherapieArt der Leistung Kosten/
EinheitAnzahl/
ZyklusAnzahl/
Patientin bzw.
Patient/JahrKosten/
Patientin bzw.
Patient/JahrZu bewertendes Arzneimittel: Pembrolizumab Zuschlag für die Herstellung bei parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 8,7 − 17,4 870 € − 1 740 € Zweckmäßige Vergleichstherapie: FOLFOX 4 Oxaliplatin Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 12 1 200,00 € Folinsäure Zuschlag für die Herstellung einer parenteralen Kalziumfolinatlösung 100 € 2 24 2 400,00 € 5-Fluorouracil Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 2 24 2 400,00 € FOLFOX 6 Oxaliplatin Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 12 1 200,00 € Folinsäure Zuschlag für die Herstellung einer parenteralen Kalziumfolinatlösung 100 € 1 12 1 200,00 € 5-Fluorouracil Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 12 1 200,00 € FOLFIRI Irinotecan Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 26,1 2 610,00 € Folinsäure Zuschlag für die Herstellung einer parenteralen Kalziumfolinatlösung 100 € 1 26,1 2 610,00 € 5-Fluorouracil Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 26,1 2 610,00 € CAPOX Oxaliplatin Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 17,4 1 740,00 € 5-Fluorouracil (de Gramont) Folinsäure Zuschlag für die Herstellung einer parenteralen Kalziumfolinatlösungen 100 € 2 52,2 5 220,00 € 5-Fluorouracil Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 2 52,2 5 220,00 € Kombinations- und Monotherapien Bevacizumab (14-Tage-Zyklus) Zuschlag für die Herstellung bei parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 26,1 2 610,00 € Bevacizumab (21-Tage-Zyklus) Zuschlag für die Herstellung bei parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 17,4 1 740,00 € Ramucirumab Zuschlag für die Herstellung bei parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 26,1 2 610,00 € Aflibercept Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 26,1 2 610,00 € Irinotecan Zuschlag für die Herstellung einer zytostatikahaltigen parenteralen Zubereitung 100 € 1 17,4 1 740,00 € Cetuximab Zuschlag für die Herstellung bei parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 52,1 5 220,00 € Panitumumab Zuschlag für die Herstellung bei parenteralen Lösungen mit monoklonalen Antikörpern 100 € 1 26,1 2 610,00 € - 5.
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Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V, die in einer Kombinationstherapie mit Pembrolizumab eingesetzt werden könnenAls Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen gemäß § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V werden Arzneimittel mit folgenden neuen Wirkstoffen benannt, die aufgrund der arzneimittelrechtlichen Zulassung in einer Kombinationstherapie mit Pembrolizumab zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht-resezierbarem oder metastasierendem Kolorektalkarzinom nach vorheriger Fluoropyrimidin-basierter Kombinationstherapie eingesetzt werden können:Erwachsene mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Kolorektalkarzinom mit Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) oder hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H); nach vorheriger Fluoropyrimidin-basierter Kombinationstherapie
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Kein in Kombinationstherapie einsetzbarer Wirkstoff, der die Voraussetzungen des § 35a Absatz 3 Satz 4 SGB V erfüllt.
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung auf den Internetseiten des G-BA am 19. Januar 2023 in Kraft.
Die Tragenden Gründe zu diesem Beschluss werden auf den Internetseiten des G-BA unter www.g-ba.de veröffentlicht.
Gemeinsamer Bundesausschuss
gemäß § 91 SGB V
Der Vorsitzende
Prof. Hecken
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- Daten aus der Dossierbewertung des IQWiG, sofern nicht anders indiziert.
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