Die Türkei steht derzeit vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen, darunter eine fast 70-prozentige Inflationsrate und eine schwächelnde Landeswährung, die Lira. Um diese Probleme zu bekämpfen, hat die türkische Regierung ein umfassendes Sparpaket für die nächsten drei Jahre beschlossen, das eine Reduzierung der staatlichen Ausgaben vorsieht. Dieses Sparprogramm wurde gestern, kurz vor Mitternacht, online angekündigt und zielt darauf ab, die exorbitanten Lebenshaltungskosten zu senken.
Finanzminister Mehmet Simsek erklärte in Ankara, dass die Senkung der Inflation auf ein niedriges einstelliges Niveau für das nachhaltige Wachstum der Türkei unerlässlich sei. Er veranschaulichte die Ambitionen der Regierung, indem er das Ziel verkündete, das Leistungsbilanzdefizit von 60 Milliarden Dollar auf 30 Milliarden Dollar zu halbieren, um die Wirtschaft effizienter zu gestalten und Einsparungen gezielt zu reinvestieren.
Die Sparmaßnahmen umfassen unter anderem eine Begrenzung der Neueinstellungen im öffentlichen Dienst auf die Anzahl der Pensionierungen, eine dreijährige Aussetzung des Kaufs oder Leasings neuer Fahrzeuge außer in dringenden Fällen wie Gesundheit, Sicherheit und Verteidigung, sowie den Stopp des Baus oder Kaufs neuer öffentlicher Gebäude, mit Ausnahmen für bauliche Maßnahmen zur Erdbebenprävention oder zur Behebung von Schäden durch Naturkatastrophen, wie das jüngste Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet.
Darüber hinaus plant die Regierung, die Ausgaben für den Kauf von Waren und Dienstleistungen um zehn Prozent zu kürzen und die Investitionen um 15 Prozent zu reduzieren, es sei denn, sie betreffen Regionen, die von dem verheerenden Erdbeben betroffen waren. Diese Maßnahmen erfordern teilweise Gesetzesänderungen, die durch das Parlament verabschiedet werden müssen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zinspolitik. Präsident Recep Tayyip Erdogan, der lange Zeit gegen eine Erhöhung der Zinsen Widerstand geleistet hatte, initiierte nach seiner Wiederwahl und den verheerenden Ergebnissen der Kommunalwahlen für seine Partei eine Kehrtwende. Die Zentralbank hat die Leitzinsen drastisch von 8,5 Prozent auf 50 Prozent erhöht, um der Inflation entgegenzuwirken und die Abwertung der Lira zu bekämpfen.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation sind in einem Kontext zu betrachten, in dem die türkische Lira stark an Wert verloren hat, was die Kosten für Importe erhöht und damit weiter zur Inflation beiträgt. Die türkische Regierung steht somit vor der Herausforderung, sowohl kurzfristige als auch langfristige Lösungen zu implementieren, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Vertrauen in ihre Währung wiederherzustellen.
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